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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Euthymienbäumen.
    Ungeschickte Finger versuchten, die Knöpfe zu schließen. »Ich mache das«, sagte Lodesh verärgert. Die schweren Knöpfe waren aus Metall, und das eingravierte Muster erinnerte ihn an irgendetwas. Die untere Hälfte des Mantels ließ er offen. Er trug Stiefel; sie würden also reiten. Aber wohin?
    »Also schön«, sagte Breve, der müde klang. »Gehen wir.«
    Seine Tür öffnete sich, und er sträubte sich gegen die Hand an seiner Schulter. »Alissa? Was geht hier vor?«
    Ihre Hand zog ihn ganz leicht hinaus in den Flur – hätte man ihn hart angefasst, dann hätte er sich heftig gewehrt. »Es tut mir leid, Lodesh«, sagte sie unglücklich. »Niemand wird dir wehtun. Das verspreche ich.«
    Lodesh zählte die Treppenabsätze bis hinunter in die große Halle. Es war still, die Schüler schliefen noch. Dann hustete jemand, und er erkannte, dass sämtliche Schüler in der Halle versammelt waren und man ihn durch sie hindurch zum Portal führte. Seine mit dem Bann begrenzten Gedanken konnten nichts erspüren. Nur sein Vertrauen in Alissa hielt ihn davon ab, sich energisch zur Wehr zu setzen und lautstark zu verlangen, dass man ihm endlich sagte, was hier vor sich ging.
    Erleichtert vernahm er, wie sich die Türen der Feste öffneten, und draußen erwartete ihn das tröstliche Klimpern gesattelter Pferde. Ein vertrautes leises Wiehern, gefolgt von einem weichen Stups gegen seine Brust, entlockte ihm ein nervöses Lächeln, und seine Hände ertasteten den knochigen Kopf von Graus. Das Pferd legte die Ohren an, als Connen-Neute sich näherte. »Kann ich nicht einfach zu Fuß gehen?«, hörte er Alissa jammern und dann Breves knappe, mitfühlende Erwiderung. Lodesh vernahm ein leises Klimpern, jemand schnappte nach Luft, und er wusste, dass Alissa nun im Sattel saß.
    »Du bist dran«, sagte Breve zu ihm. Mit immer noch verbundenen Augen schwang Lodesh sich auf Graus. Sobald er saß, riss der Bewahrer ihn am Arm und zog Lodesh hinab, bis seine Lippen beinahe Lodeshs Ohren berührten. »Falls du auf die Idee kommen solltest, dir die Augenbinde herunterreißen und davongaloppieren zu wollen, möchte ich dich warnen: Das jämmerliche Vieh, auf dem du sitzt, ist an Häppchen gebunden. Alissa würde stürzen.« Er zögerte. »Verstanden?«
    Lodesh nickte und spürte, wie ihm ein schwerer Hut in die Hand gedrückt wurde. Langsam richtete er sich auf und betastete diese seltsame Form. Er wurde entführt und gezwungen, Kleider anzulegen, die er nicht sehen konnte. Aber er war zu verängstigt, um empört zu sein.
    »Sollen wir noch warten?«, fragte Alissa.
    Breve schnaubte leise. »Den hole ich schon selbst. Lodesh ist der Schwierigere von beiden. Connen-Neute?« Sein Tonfall klang sofort respektvoller. »Würdet Ihr bitte Alissa begleiten? Diese beiden Pferde haben weniger Angst als die anderen.« Mit Alissas nervösem Lachen in den Ohren bewegten sie sich vorwärts.
    Die Morgensonne schien ihm ins Gesicht. So spät im Herbst spendete sie kaum noch Wärme, und er war froh um Hut und Mantel. Sie ritten langsam gen Osten nach Ese’ Nawoer. Es wäre herrlich gewesen, mit Alissa auszureiten, sogar trotz Connen-Neute, aber er hörte kaum die Vögel, noch genoss er die herrlich frische Luft, so sehr machten ihm seine Sorgen zu schaffen.
    Was hatte er getan? Sollte er öffentlich bestraft werden? Er befühlte erneut den Hut und tastete nach den Spott-Seilen, doch das schien ein gewöhnlicher Bewahrer-Hut zu sein. Auch der Mantel war aus sehr gutem Stoff, nicht dem grob gesponnenen der Verdammten. Er lauschte angestrengt, als sie in den Schatten ritten und der bittere Geruch von verfaulendem Laub und Farn ihm in die Nase drang. Der leise Hufschlag sagte ihm, dass es vier Pferde waren, die beiden letzten ein Stück hinter ihnen. »Die Wölfe sollen dich holen, Breve«, hörte er seinen Bruder Earan leise fluchen. »Sag mir sofort, was hier los ist, oder ich schwöre, ich stoße dich vom Pferd.«
    »Was meinst du denn, was hier los ist?«, erwiderte Breve grollend.
    Lodesh schnappte nach Luft, als ihm alles klar wurde. Earan war der nächste Nachfolger für das Amt des Stadtvogts, nun, da sowohl ihr Onkel als auch ihr Vater nicht mehr waren. Das bedeutete … dass … er auch …! »Nein.« Er verlagerte leicht sein Gewicht, und Graus blieb stehen. »Ich werde das nicht tun«, sagte er und griff nach seiner Augenbinde.
    »Bitte«, flehte Alissa, die verängstigt klang und ihn davon abhielt. »Mach es nicht noch

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