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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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er es bleiben. Strell hatte ihn nicht darum gebeten.
    Talo-Toecan musste sich eingestehen, dass er den Pfeifer ungerecht behandelte. Strell tat, was er nur konnte, um Alissa zurückzuholen, während der Stadtvogt nichts unternahm. Weniger als nichts. Talo-Toecans Blick trieb zu dem Riss in der Wand. Das würde er in Ordnung bringen, entschied er.
    Strell ließ sich auf dem Fensterbrett nieder und sank mit einer Erschöpfung zusammen, die wenig Essen und noch weniger Schlaf verriet. »Sie hat mich endlich gehört«, sagte er seufzend, und die harten Falten der Sorge in seinem Gesicht entspannten sich ein wenig. »Bei den Hunden. Es hat sich so gut angefühlt, als ihre Gedanken mit meinen verschmolzen.« Er straffte die Schultern und sah Talo-Toecan an. »Sie sagt, es ginge ihr gut«, erklärte er nervös. »Aber sie macht sich Sorgen, weil sie in letzter Zeit öfter die Kontrolle verliert.«
    Talo-Toecan lächelte. »Sie ist nicht daran gewöhnt, dass ihr jemand vorschreibt, was sie zu tun hat. Wenn wir Glück haben, ist sie bei ihrer Rückkehr besser darin als vorher.«
    »Nein.« Strell schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie das damit gemeint hat.« Vom Regen von dem Fensterbrett vertrieben, drückte Strell sich unsicher herum und setzte sich schließlich auf die Bettkante. »Sie ist irgendwann vor der Zeit, als die Mauer von Ese’ Nawoer gebaut wurde«, fuhr er fort. »Fast alle Meister sind über den Herbst fort. Nur zwei sind auf der Feste, Connen-Neute und ein Redal-Sen oder -Stein.«
    »Redal-Stan«, schlug Talo-Toecan vor, und Strell nickte. Talo-Toecan zog die Augenbrauen hoch. Lodesh war damals auf der Feste gewesen. Seine Augen wurden schmal, als er die Möglichkeit in Betracht zog, dass Lodesh ihnen etwas verheimlichte. »Ich glaube«, sagte er langsam, »ich habe so eine Ahnung, wann sie sein könnte. Aber viel wichtiger sind mir ihre Ideen dazu, warum euer Kontakt nicht jederzeit nach Belieben wiederherzustellen ist.«
    Strell beugte sich vor. »Sie weiß es nicht. Aber wenn wir uns unterhalten können, kommt der Rest dann nicht von allein?«
    Talo-Toecan musste sich von Strells hoffnungsvoller Miene abwenden und spürte einen Stich der Besorgnis. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Wenn du sie wieder erreichen kannst, frag sie bitte, was Redal-Stan dazu meint. Er war die allerhöchste Autorität, was das Reisen auf den Linien angeht. Die Meister haben es damals fast alle von ihm gelernt. Nachdem er den Heilungsbann entdeckt hatte, wurde ihm eine längere Pause von seinen Pflichten gewährt, damit er den Liniensprung in allen Einzelheiten studieren konnte. Wir haben seine Überreste nie gefunden.«
    Talo-Toecan sog tief die Nachtluft ein, als könnte er darin den fehlenden Duft von Bücherleim wiederfinden. Redal-Stan war wie ein mürrischer Onkel, ein stolzer Vater und ein anspruchsvoller Lehrmeister zugleich gewesen. Strell schwieg; sogar das nervöse Scharren seiner Füße hatte aufgehört. »Das tut mir leid«, sagte er leise.
    Talo-Toecan blickte ihm kurz in die Augen. »Ich war der Letzte, der ihn je gesehen hat. Wir vermuten, dass er sich entweder bei irgendeinem misslungenen Versuch selbst in die Luft gesprengt hat oder dass irgendein blutrünstiger Besessener, der seine Schafe rächen wollte, ihn überrascht hat, während er gerade zwischen den Linien reiste. Die meisten unserer wilden Verwandten verlieren wir auf diese Weise«, sagte er seufzend. »Sie lassen die Menschen viel zu nahe an sich herankommen, weil sie deren tödliche Fähigkeiten unterschätzen.« Ein Windstoß fegte feinen Regen herein, der den Boden dunkel färbte. »Redal-Stan müsste wissen, ob sie zurückkehren kann.«
    Strells Kopf hob sich, und ein tiefer Schmerz verdunkelte seine Augen. Talo-Toecan beobachtete, wie er tief Luft holte und sie wieder ausstieß, so dass sich sein ganzer Körper zusammenzog. »Es muss eine Möglichkeit geben, sie zurückzuholen«, sagte Strell. »Sie hat bewiesen, dass das Unmögliche machbar ist. Wir müssen nur herausfinden, wie.«
    Talo-Toecan konnte ihm nicht zustimmen und wandte den Blick ab. Diese Hoffnung konnte nur vergeblich sein. Als er Lodesh mit dem Tee kommen hörte, zog er den zerschrammten Fußschemel zu sich heran.
    »Es muss einen Weg geben«, sagte Strell verzweifelt, als der Stadtvogt eintrat.
    Lodesh sah niemanden an, sondern stellte die Kanne und drei Becher auf den Fußschemel. Talo-Toecan schenkte den Tee aus, und das Plätschern in den Bechern vermischte

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