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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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er. »Nimm dieses hier mit, wenn du gehst.«
    Alissa biss frustriert die Zähne zusammen.
    »Du kannst nicht gewinnen, Alissa«, riet ihr Connen-Neute. Sein langes Gesicht wurde ernst. »Wie geht es deiner Schulter?«
    »Bestens«, grummelte sie, denn sie ärgerte sich darüber, dass Connen-Neute Redal-Stans Bücher lesen durfte und sie nicht. Das war ungerecht.
    »Nein, ehrlich? Wie fühlt sie sich an?«, beharrte er. »Es tut mir leid, dass ich dich auf den Balkon habe fallen lassen. Ich dachte, ich hätte sie dir« – er schlug die Augen nieder – »vielleicht gebrochen.«
    »Das hast du auch beinahe«, sagte sie und rollte versuchsweise mit der Schulter. »Ich habe einen Heilungsbann gewirkt, sobald ich wieder wach war.« Sie beäugte ihn finster. »Das war der einzige Grund, weshalb du es überhaupt geschafft hast, Bestie festzuhalten.«
    Redal-Stan, der sich über seine Bücher gebeugt hatte, hob langsam den Kopf. »Wie war das bitte?«
    »Äh«, stammelte Alissa und wünschte, sie hätte Besties Fehlverhalten gar nicht erst angesprochen. »Es tut mir leid«, sagte sie, und ihre Finger zwirbelten Knoten in ihr Haar. »Ich habe mit Bestie geredet. Sie hat mir versprochen, das nie wieder zu tun – gegen Euch zu kämpfen, meine ich.«
    »Das habe ich nicht!«, rief Bestie, aber nur Alissa konnte sie hören.
    »Nein. Nicht das.« Redal-Stan stand da wie zu Stein erstarrt. »Die andere Sache.«
    »Ich habe meine Schulter geheilt«, wiederholte sie und wunderte sich über die beiden anderen, die sie mit offenen Mündern anstarrten. Dann verdrehte sie die Augen gen Himmel. »Ja«, grummelte sie. »Ich weiß. Einen Heilungsbann zu lernen, ehe man auch nur einen Fensterbann beherrscht, gehört sich nicht, aber bei den Hunden – ich musste meine Lektionen eben nehmen, wie sie gerade kamen.«
    Redal-Stan ließ sein Buch offen liegen und glitt hinter seinem Schreibtisch hervor. Er setzte sich neben sie aufs Sofa. »Hmm, einen Heilungsbann?«, fragte er milde.
    »Ja.« Sie betrachtete ihren leeren Becher und wünschte, sie hätte ihn aus einem größeren Stück Stein gearbeitet. »Nennt Ihr das anders? Manchmal bezeichne ich die Dinge nicht ganz richtig.«
    Redal-Stan verbat Connen-Neute mit einer Handbewegung das Wort. »Beschreibe mir den Bann«, schlug er vor. Er sah sie in ihren Becher starren. »Hier. Lass dir nachschenken.«
    Mit dem heißen Becher in der Hand setzte Alissa sich unbehaglich zurecht. Redal-Stan verhielt sich sehr zuvorkommend, und Connen-Neute sah geradezu gespannt aus. »Na ja«, sagte sie, »das ist der Bann, der den Heilungsprozess beschleunigt. Um drei Tage, genauer gesagt, in einem Augenblick – Ihr wisst schon –, und den man auch bei anderen anwenden kann. Deshalb tun meine Pfade nicht mehr weh. Fast«, fügte sie hinzu.
    »Du meinst, bei anderen Meistern«, sagte Redal-Stan.
    »Nein.« Überrascht stellte Alissa ihren Becher beiseite. »Bei jedem.«
    »Zeigst du ihn mir?«
    Das war ein flehentliches Flüstern, und sie blickte auf, weil sie nicht glauben konnte, dass es von Redal-Stan gekommen war. Dieser sehnsüchtige Tonfall war für gewöhnlich ihr eigener. Plötzlich begriff sie, und ihr blieb der Mund offen stehen. »Ihr kennt keinen Heilungsbann!«, rief sie verängstigt.
    Redal-Stan sog scharf die Luft ein, und seine offensichtliche Begierde verpuffte. Nun saß wieder der selbstsichere, ein wenig egoistische ehemalige Tiefländer und Meister der Feste vor ihr. Mit einem grimmigen »Hrmpf« lehnte er sich auf dem Sofa zurück, um sogleich wieder nach vorn auf die Kante zu rutschen. »Nein«, sagte er. »Würdest du ihn mir beibringen?«
    Alissa bekam eine Gänsehaut. »Also schön. Unter einer Bedingung.«
    Sofort wurde er argwöhnisch. »Welche?«, fragte er knapp.
    »Ich will ihn Connen-Neute auch zeigen.«
    Connen-Neute atmete dankbar auf.
    »Ja«, stimmte Redal-Stan zu und lehnte sich wieder zurück. »Das geht in Ordnung.«

 
    – 40 –
     

    R edal-Stan blickte auf, als Connen-Neutes leerer Becher mit leisem Klirren seine Schreibtischplatte berührte. »Darf ich mich zurückziehen? « , fragte der Schüler. »Es ist schon spät.«
    »Verbal, bitte.« Redal-Stan fuhr sich mit der Hand über die müden Augen. »Mit Alissa sprichst du doch auch. Warum willst du nicht mit mir sprechen?«
    »Weil«, war alles, was der junge Meister dazu sagte, und Redal-Stan schnitt eine Grimasse.
    »Geh«, grummelte er. »Geh ins Bett, oder aufs Dach, oder wo auch immer du zurzeit so schläfst.

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