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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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geschehen würde, war ihm gleich. Langsam stieß er den Atem aus. »Gut.«

 
    – 44 –
     

    E s war heiß auf dem riesigen Anger von Ese’ Nawoer, obwohl es schon so spät war. Alissa und Lodesh faulenzten auf dem flachen Felsen an der Quelle. Eine Brise strich Alissa durchs Haar, und sie setzte sich auf, um die große Wiese zu betrachten. Sie war eigentlich weniger grün als golden. Der Wind kam von den fernen Bergen herab und drückte sich darauf, und langsam, ganz sanft, drückte die Wiese zurück, in großen, wogenden Wellen duftender Herbstgräser.
    Lodesh richtete sich neben ihr auf. Die untergehende Sonne färbte seine Locken beinahe rot. »Hunger?«, fragte er um einen Grashalm herum, der ihm zwischen den Zähnen steckte.
    »Nein«, sagte sie und ignorierte ihren schmerzenden Magen. Sie war halb verhungert, weil sie heute nichts gegessen hatte außer den Eiern zum Frühstück und ein paar Äpfeln, die Lodesh am Nachmittag aus dem Haus seiner Eltern stibitzt hatte. Doch wenn sie zugab, dass sie hungrig war, würden sie aufbrechen, und so friedvoll und eins mit sich selbst hatte sie sich nicht mehr gefühlt seit – seit sie sich verlegt hatte.
    Lodesh brummte zufrieden und lümmelte sich wieder würdelos auf den Felsen. Der Teich der Quelle spiegelte den klaren, frühen Abendhimmel, verzerrt von kleinen Fischen, deren Bewegungen die Oberfläche kräuselten. Alissa blickte zu den Junghengsten, die in einiger Entfernung einen Halbkreis um sie bildeten. Sie hatten den ganzen Tag keine Stute und kein Fohlen gesehen. Alissa schlang die Arme um die Knie und seufzte, weil der Tag so schön gewesen war.
    Als Lodesh das hörte, stützte er sich auf einen Ellbogen. »Was ist denn?«, fragte er.
    Sie lächelte verlegen, doch plötzliches Kinderlachen ließ sie herumfahren. Die Pferde sprengten als wirbelnde graue und braune Schatten davon, als das gelbliche Gras ein Bündel aus drei staubigen, mit Gras bedeckten Kindern ausspuckte.
    »Aus!«, schrie der Älteste und stolperte beinahe in den Teich. »Ich bin aus!« Er entdeckte die Erwachsenen und blieb wie angewurzelt stehen, nur um von den beiden anderen umgerannt zu werden. Unter einem Chor kindlichen Geschreis gingen alle drei als Haufen Ellbogen und Knie zu Boden.
    »Holla! Langsam!«, mahnte Lodesh und glitt vom Felsen herunter. Seine Hand tauchte in den Haufen ab, und er zog einen der Jungen auf die Füße. »Nimm den Fuß aus seinem Auge. Vorsicht. So, na seht ihr.«
    Lodesh kniete sich vor die drei Jungen hin und klopfte sie ab. Sie standen rotgesichtig und erschrocken da, als hätte man sie an einem Ort erwischt, wo sie nicht sein dürften. »Entschuldigung«, stammelte der Älteste. »Wir wussten nicht, dass jemand bei der Quelle ist.«
    »Also.« Lodesh klopfte dem Jüngsten den Schmutz von der Hose. »Was ist hier los?«
    »Wir spielen Fangen, Stadtvogt«, meldete sich der Jüngste zu Wort und versuchte, sich das Haar glatt zu streichen.
    Lodesh richtete sich auf. »Der Stadtvogt! Wo?«, rief er und blickte sich in komischer Übertreibung um.
    Einer der Jungen kicherte und zeigte auf ihn.
    »Ich!« Mit aufgerissenen Augen wich Lodesh zurück und schlug sich eine Hand vor die Brust. »Oh, du kleiner Schmeichler«, sagte er. »Ich schäbiger Mann von der Straße soll der Stadtvogt sein?« Er machte eine Pause. »Aber danke für das Kompliment. Wie heißt du?«
    »Tay.« Der Älteste hüpfte nervös von einem Fuß auf den anderen. »Aber Ihr seid der Stadtvogt. Meine Mutter sagt, nur der Stadtvogt hat einen so zottigen Gaul, der ihm überallhin folgt.«
    Wie ein Mann wandten alle die Köpfe nach Graus, der in der Nähe graste. Lodesh seufzte. »Tay«, sagte er. »Meinst du nicht, dass der Stadtvogt viel zu beschäftigt ist, um auf einem Felsen in der Sonne zu sitzen?«
    »Kann sein«, kam das zweifelnde Zugeständnis.
    »So ist es«, erklärte Lodesh bestimmt. »Jetzt ab mit euch. Und bleibt vom Hain weg. Fangen spielt man am besten in der Sonne, nicht unter den Bäumen.«
    Das mittlere Kind knuffte den Ältesten in den Arm. »Du bist!« Kichernd schoss es davon, der Jüngste flink hinterdrein. Tays Augen weiteten sich protestierend. Dann wurden sie schmal, und er rannte den beiden nach. Das Gras teilte sich, nahm sie auf und schloss sich flüsternd wieder hinter ihnen.
    »Nicht in den Hain laufen!«, rief Lodesh ihren über dem Gras sichtbaren Köpfen nach.
    »Ja, Stadtvogt!«, rief Tay über die Schulter zurück. Alissa beobachtete, wie die Jungen eine

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