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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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kleine Anhöhe erreichten, auf der das Gras nicht so hoch wuchs. Alle drei blieben stehen und blickten zurück. Sie hoben sich als dunkle Schemen vor dem immer noch hellen Himmel ab. Der Kleinste kratzte sich am Bein. Einer schubste den anderen, ganz gleich, wen er gerade erwischte, und sie kullerten den Abhang auf der anderen Seite hinab. Ihr Lachen plätscherte wie Regen über die Wiese. Dann waren sie verschwunden.
    Alissa lächelte fröhlich, als Lodesh sich neben sie setzte. Die Erinnerung an das Kinderlachen hing wie ein halb vergessenes Lied in der Luft. Sie spürte, wie Bestie sich regte. Ihr wildes Selbst war den ganzen Tag lang wach gewesen, hatte aber stillgehalten, als wollte sie sich im Voraus für die bevorstehende Qual ihrer unfreiwilligen Übernahme entschuldigen. Es war ein offensichtlicher Versuch, Alissa noch einen letzten Tag zu schenken, an dem sie ganz sie selbst sein konnte. Doch mit dem Anbruch der Nacht fühlte Bestie den Ruf des Himmels. »Ich spiele gern Fangen«, bemerkte sie sehnsüchtig.
    »Ach, Lodesh«, sagte Alissa ein wenig wehmütig. »Es ist wunderschön hier draußen. Wie der Westwind an einem zerrt. Riechst du die Luft? Man kann sie beinahe schmecken.« Sie atmete tief ein und schloss die Augen. »Und die Kinder.« Sie lächelte. »Ihre einzige Sorge ist, rechtzeitig zum Abendessen zu Hause zu sein. Das ist der beste Teil von allem.« Eine Träne floss beinahe über. »Wenn es nur so bleiben könnte«, flüsterte sie.
    »Das kann es.«
    Lodeshs Stimme war leise und fesselnd. Alissa riss die Augen auf, als sie das Begehren darin hörte. Bei den Wölfen! Was hatte sie nun wieder gesagt!
    »Es kann so bleiben, Alissa. Das liegt allein bei dir.« Irgendwie lag ihre Hand in seiner. Seine Augen waren dunkel vor Verlangen, seine Miene drückte ernste Erwartung, Hoffnung und Verletzlichkeit aus.
    »Ich … ich muss gehen«, sagte Alissa und entriss ihm ihre Hand. Sie erhob sich so hastig, dass sie beinahe von dem Felsen fiel.
    »Asche. Lauf nicht weg.« Lodesh sprang auf, packte sie am Arm und verhinderte ihren Sturz. »Alissa. Bitte!«
    »Ich kann nicht bleiben. Ich muss gehen«, wiederholte sie, denn sie fürchtete, wenn sie blieb, könnte sie ja zu dem sagen, was dann kommen musste. Sie wandte sich hastig ab, doch Lodesh fing sie wieder ein.
    »Warte! Hörst du mich wenigstens an?«
    Sie zögerte, obgleich sie damit das Ende besiegeln könnte.
    »Bitte?« Seine Augen flehten.
    Sie konnte sich nicht weigern. Alissa ergab sich in ihr Schicksal, nickte und spürte, wie ein Schauer durch ihren ganzen Körper rieselte.
    Lodesh senkte den Kopf. Er hielt ihre Hände sehr fest. »Es ist, als hättest du mich gefunden und mich schon ewig gekannt«, sagte er leise. Mit leuchtenden Augen lächelte er belustigt. »Du bist irgendwie in wirbelnden, löchrigen Strümpfen an meiner sorgsam errichteten Mauer vorbeigeschlüpft. Es war beinahe so, als hättest du sie gar nicht gesehen.«
    Er streckte die Hand aus und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Sie schluckte schwer und spürte, wie ihr Herz hämmerte. »Du hast keine Mauer um dich«, behauptete sie mit zitternder Stimme.
    Lodesh nickte traurig. »Doch, sie ist da. Ich habe die letzten fünf Jahre damit verbracht, sie zu bauen.« Er nahm sie bei den Schultern, und Alissa erbleichte, denn sie wusste, was nun kommen würde.
    »Ich will nicht, dass du fortgehst«, sagte er mit fester Stimme. »So einfach ist das. Bleib hier bei mir.«
    Sie hatte auf einmal einen Kloß in der Kehle, und die Brise zerrte an ihr. Sie sollte davonlaufen – irgendwohin –, doch sie konnte sich nicht rühren.
    Sein Griff wurde fester, sein Blick glühend. »Ich will, dass du bei mir bleibst«, sagte er. »Ich will, dass du meine Liebste wirst.«
    Alissa spürte, wie sie noch bleicher wurde, und sie begann zu keuchen.
    »Bei den Wölfen«, fluchte Lodesh, als er die Panik in ihren Augen sah. »Ich habe dich schon wieder erschreckt. Hör zu. Ich weiß, dass du noch um – um einen anderen trauerst, aber du könntest mit mir glücklich sein«, flehte er sie an. »Ich sehe schon die hellen Schatten so vieler Möglichkeiten, wenn du bei mir bist. Aber du erlaubst mir nicht, sie dir zu zeigen.« Lodesh runzelte frustriert die Stirn. »Warum lässt du sie dir nicht einmal zeigen! Bitte, Alissa«, bat er inständig und nahm wieder ihre Hände. »Sag mir nur, dass ich es versuchen darf, und eines Tages könnten die Kinder, die du auf der Wiese spielen hörst, unsere eigenen

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