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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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mehr aus. Sie hatte sich selbst verlegt und war von einem Fremden mit dem Gesicht eines lieben Freundes gefunden und an einen Ort gebracht worden, den sie zu ihrem Zuhause gemacht hatte, der ihr jetzt aber fremd und seltsam vorkam, sie war damit bedroht worden, dass man sie zur Gemeinen verbrennen wollte, war als Lügnerin und Wahnsinnige beschimpft worden, und alles, was sie wollte, war, nach Hause zu gehen.
    Elend starrte sie ins Feuer, doch es nützte nichts. Eine Träne floss über, während sie steif in ihrem Sessel saß, der nicht einmal mehr ihr Sessel war. »Nichts ist richtig«, flüsterte sie, als ein überwältigendes Gefühl von Trauer über ihr zusammenschlug. »Ich kann Strell nicht finden …«
    Sie spürte ein Zupfen an ihrem Geist, und Redal-Stan reichte ihr ein weiches Tuch. Bei dieser Zurschaustellung von Mitgefühl erlaubte sie sich ein keuchendes Schluchzen, hielt dann aber den Atem an, um sich zu fassen. Sie spürte einen weiteren Bann, und unerklärlicherweise weichte ihr Kummer an den Rändern auf. Das Engegefühl in ihrer Brust löste sich, und sie atmete tief ein, während ihre Finger um den Becher sich entspannten. »Entschuldigung«, murmelte sie und trocknete sich die Augen. Offensichtlich war das ein Bann gewesen. Sie hasste es, mit Bannen manipuliert zu werden, fand es aber noch schlimmer, vor anderen Leuten zu weinen. »Was für ein Bann war das?«
    »Talo-Toecan bringt dir bei, auf den Linien zu springen, bevor du einen Beruhigungsbann beherrschst?«, fragte er fassungslos.
    »Das war das also?« Sie war froh über die Ablenkung, schniefte die restlichen Tränen fort und baute das schimmernde Muster in ihrem Geist auf. »Ist es so richtig?« Sie warf ihm einen Blick zu, hoffte auf Anerkennung, fand aber verblüfften Schrecken.
    »Hm, ja. Das ist richtig.« Mit steifen Fingern fuhr er sich über das nicht mehr vorhandene Haar, eine Geste, die sie inzwischen als Ausdruck seiner Besorgnis auffasste. »Hier.« Er füllte ihren Becher auf. »Trink noch etwas von Nisis Tee. Sie kocht ein hervorragendes Gebräu.« Er zögerte. »Dieser Strell – äh – wirbt um dich? Ist Strell eine Abkürzung?«
    »Nein«, erwiderte sie knapp.
    Er sah, wie sie vor Kummer die Augen ein wenig zusammenkniff, und fügte hinzu: »Sag es mir lieber jetzt, solange der Bann noch wirkt.« Er griff nach dem Schürhaken und erstarrte mitten in der Bewegung. »Äh – Strell ist nicht der Name eines Meisters.«
    »Nein. Strell stammt aus dem Tiefland«, sagte sie, plötzlich misstrauisch.
    »Sie lassen einen Gemeinen um dich werben?«, fragte er, die braunen Augen weit aufgerissen.
    »Sie lassen uns überhaupt nichts«, sagte sie, und Redal-Stan kniete sich mit einem zufriedenen Seufzen vor das Feuer. »Strell ist ein Gemeiner«, fügte sie hinzu.
    »Was!«
    »Es ist niemand mehr da, der zur Wahl stünde«, erklärte sie, »außer verwilderten Bestien und verblassenden Erinnerungen.«
    Er sagte nichts, während er versuchte, das zu begreifen. Mit gerunzelter Stirn wandte er sich ab und schürte das Feuer. Eine Zeitlang war nichts zu hören außer dem trockenen Rascheln von Kohlen. »Ist das der Grund dafür, dass Keribdis dich nicht unterweist?«, fragte er. »Ist sie …« Seine Miene wirkte höchst unbehaglich. »Wird sie verwildern?«
    Alissa riss die Augen auf, als ihr plötzlich etwas einfiel, und ihr Herz machte einen Satz. Mit wenigen Worten könnte sie dafür sorgen, dass sich der zukünftige Kurs der Feste veränderte. Ese’ Nawoer würde nicht verflucht werden! Lodesh musste nicht in alle Ewigkeit ein Diener seiner Schuld bleiben. Die Meister würden nicht auf der Suche nach einer mythischen Insel ertrinken. Die Feste würde stark und lebendig sein, wenn sie sie fand.
    Sie atmete begierig ein, stieß die Luft jedoch bestürzt wieder aus. Wenn die Stadt nicht verflucht wurde, wer würde dann Bailic vernichten? Vielleicht würde er noch schlimmere Dinge anrichten, als er es in ihrer Vergangenheit getan hatte. Womöglich würde er ihre Mutter heiraten, und sie würde nie geboren werden! Sie schämte sich für ihre Feigheit und senkte den Blick auf ihren Tee. »Ich glaube, ich sollte lieber nichts sagen«, murmelte sie.
    Redal-Stan legte mit übertrieben lautem Klappern den Schürhaken weg. Alissa fürchtete, er würde darauf beharren, mehr zu hören, doch dann seufzte er und lümmelte sich höchst unmeisterlich auf seinen Stuhl. »Vielleicht hast du recht«, sagte er. »Man kann nicht wissen, was deine Worte

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