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Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit

Titel: Alissa 3 - Die verlorene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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und sie fuhr zurück, als etwas in der Luft rauschte und ein Ast mit gedämpftem Aufprall zu Boden fiel.
    Vorsichtig trat Alissa in den kühlen Schatten und schlang gegen die Kälte die Arme um sich. Ein Falke taumelte auf dem Boden herum. »Oh, du armes Ding«, flüsterte Alissa und sah zu, wie der Vogel mit den Flü geln flatterte und der Schwanz sehr seltsam von einer Seite zur anderen wackelte. Als der kleine Vogel sie sah, zischte er drohend, als warne er sie, ja nicht näher zu kommen.
    »Lässt du mich mal sehen?«, fragte sie schmeichelnd und trat einen Schritt vor, trotz der unüberhörbaren Warnung. Sogleich schwang sich der Vogel in die Luft, oder versuchte es zumindest, denn er schaffte es nur, sich durch das Unterholz zu schlagen, auf die Wiese zu, in einem verzweifelten Versuch, ihr zu entkommen.
    Alissas Jagdinstinkt war geweckt, und sie nahm die Verfolgung auf. Das Tier war verletzt, rechtfertigte sie sich. Sie würde ihm helfen, ob der Vogel das wollte oder nicht. Schnell war sie wieder auf der offenen Wiese, blieb stehen und beobachtete die Spitzen der hohen Gräser. Es war nicht schwer zu erkennen, wo sich der Vogel befand, und Alissa ging zuversichtlich auf die Stelle zu, an der er keuchend hockte.
    »Vorsichtig«, flüsterte sie, als sie sich zwei Armeslä ngen entfernt auf die Knie sinken ließ. »Ich werde dir nichts tun. Ich will nur nachsehen, ob du verletzt bist. Du fliegst nämlich nicht besonders gut.«
    Der amselgroße Falke zischte und breitete die Flügel aus, um sie einzuschüchtern. Alissa beobachtete mit einer Mischung aus Mitleid und Belustigung, wie er tapfer stehen blieb und eifrig mit den Flügeln schlug, um sich in die Luft zu erheben. Schließlich gab er sich geschlagen und sank zu einem kläglich aussehenden Häuflein zusammen.
    »Bis du jetzt fertig damit, dem Gras Luft zuzufä cheln?«, fragte sie kichernd, und der Vogel schien zu erstarren. Offensichtlich würde sie ihn erst für sich gewinnen müssen, und wie ihre Mutter immer sagte, war die beste Methode, ein wildes Biest zu zähmen: Futter.
    Alissa drehte sich um und begann nach etwas Essbarem zu suchen. »Marienkäfer … nein«, überlegte sie. »Spinne – auf keinen Fall.« Schaudernd ging sie einen Schritt weiter. »Fliegen.« Eine Menge Fliegen, aber die konnte sie nicht fangen. Sie hockte sich auf die Fersen und betrachtete den Vogel. Ein Weibchen, vermutete Alissa, denn der Vogel war recht groß, obwohl die Fä rbung eher auf ein Männchen hinwies.
    »Wie«, fragte sie den Vogel, »findest du überhaupt genug zu essen, um zu überleben?« Zu ihrer großen Freude ruckte der Vogel mit dem Kopf, als gebe er ihr recht.
    »Teufelsraupe!«, rief Alissa aus und schnitt dann eine Grimasse. Die würde sie nicht mal einem Tiefländer geben, obwohl der sie vermutlich essen würde. Dann entdeckte Alissa das Richtige. Eine Grille. Die konnte sie fangen, ohne gezwickt oder gestochen zu werden. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, kroch vorsichtig näher und riss erwartungsvoll die Augen auf, als sie zuschlug.
    Die glatte, ein wenig dornige Gestalt der Grille füllte ihre hohle Hand vollkommen aus. Zum Glück hatte sich der Falke inzwischen nicht von der Stelle gerührt. Alissa hielt das wild zappelnde Insekt zwischen Daumen und Zeigefinger und streckte es langsam dem Falken entgegen. »Komm schon«, schmeichelte sie. »Deine Mutter hat früher genau das Gleiche für dich getan. Tu einfach so, als wäre ich sie.«
    Der Falke zögerte. Dann streckte er, zu Alissas großer Freude, vorsichtig den Hals und nahm das grässliche Ding.
    »Siehst du.« Alissa seufzte und stieß den Atem aus, den sie angehalten hatte, ohne es zu bemerken. Dann runzelte sie die Stirn. Der Falke fraß nicht. Die Grille steckte im Schnabel und zappelte wie verrückt, doch der Vogel tat gar nichts damit. Er sah sehr seltsam aus. »Nur zu«, drängte Alissa. »Das ist das richtige Fressen für dich.«
    Als würde er auf sie hören, schüttelte der Falke sein Gefieder und drückte die Grille mit einer Kralle zu B oden. Er riss sie in Stücke und wählte dann umständlich aus, was davon er fressen wollte und was nicht. Bis der Falke fertig war, hatte Alissa schon die nächste Grille gefangen. Sie rutschte näher an den Vogel heran und bot ihm auch diese Grille an. Drei Grillen, einen Grashüpfer und einen leichten Sonnenbrand später hatte Alissa den Vogel so weit, dass er auf ihrer in einen Strumpf gewickelten Hand saß und freundlich daran

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