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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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niemals komplex genug sein konnten, um sich wieder in einen Menschen oder einen Raku zu verwandeln.
    Ihr stockte der Atem, als ihr die Antwort einfiel. »Er wusste, dass er verwildern würde«, sagte sie laut und scherte sich nicht darum, dass Nutzlos sich besorgt über sie beugte. »Er wusste, dass er verwildern würde, wenn er sich in eine zu ferne Zeit versetzte und alle seine Beziehungspunkte verlor, also hat er sich absichtlich in einen Vogel verwandelt, weil es dann gleichgültig war, ob er wild war oder nicht.« Sie sah Nutzlos an und bemerkte erst jetzt den Schrecken in seinen Augen.
    »Er war verwildert!«, sagte sie, und es war ihr gleich, ob er glaubte, nun sei sie übergeschnappt. »Bis auf die letzten paar Jahre, als er neue Beziehungspunkte gefunden hatte. Aber er war ein Vogel. Er hatte keine Pfade, mit denen er sich zurückverwandeln konnte! Er wusste, dass er in Vogelgestalt gefangen sein würde. Warum? Warum hat er es also getan?«
    »Alissa?« Nutzlos packte sie an der Schulter. »Wovon sprichst du?«
    Tränen traten ihr in die Augen, als sie erkannte, warum. Er hatte es für sie getan. Um ihr zu helfen, wenn niemand sonst ihr helfen konnte. Damit sie nicht ganz allein war, während sie darum kämpfte, sie selbst zu werden.
    Alissa bebte unter heftigem Schluchzen und weinte bitterlich, weil sie zu spät begriffen hatte und weil der alte Meister sie sehr geliebt haben musste. Sie konnte das Feuer durch ihre Tränen nicht mehr sehen und ließ zu, dass Nutzlos ihr Kralle abnahm und den Vogel ins Feuer legte. Sie zog die Knie bis unters Kinn und wiegte sich vor und zurück, während sie all ihre Willenskraft zusammennahm. Redal-Stan hatte ihr außer seiner Liebe noch etwas schenken wollen.
    Langsam nahm ihr Feld in den Flammen Gestalt an, die von brennenden Federn aufflackerten. Es war klein, doch während der Schmerz in ihrem Herzen anschwoll, wuchs auch ihr Feld, bis es das gesamte Feuer umschloss. Die Hitze im Inneren wuchs und schien auch sie von innen heraus zu wärmen. Immer noch weinend, legte sie die Stirn auf die Knie, hielt ihre gebrochene Hand zwischen Beinen und Brust umklammert, schluchzte, wiegte sich und spürte den Unterschied in den Flammen.
    »Alissa?«, flüsterte Nutzlos. Das Gewicht seiner langen Hand ruhte auf ihrer Schulter. Dann war es plötzlich verschwunden, und sie hörte ihn nach Luft schnappen. »Bei den Wölfen, Alissa«, sagte er, und seine Stimme klang auf einmal ehrfürchtig. »Was tust du da?«
    Alissa blickte auf. Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Augen. Ihr Ausatmen geriet zu einem Stöhnen, als sie sah, dass ihr Feld nicht rot von Flammen war, sondern weiß, erfüllt vom Schatten der Unendlichkeit. »Kralle war Redal-Stan«, flüsterte sie. »Sie war doch ein Er. Ich dachte nur, er sei ein Weibchen, weil er so groß war. Als sie jünger war, war ihre Zeichnung viel dunkler.«
    »Redal …«, stammelte Nutzlos.
    Sie sandte einen Gedankenfaden in ihr Feld hinein. Ihre Augen weiteten sich, als mit einem unbeschreiblichen Gefühl etwas aus dem Feld herausströmte und begann, sich in ihrem Geist zu sammeln.
    Sie hörte Schritte im Sand und spürte Strells und Yar-Taws Gegenwart hinter sich. »Was willst du?«, fragte Yar-Taw barsch. »Ich sagte doch, ich muss mich um Silla kümmern.«
    »Sieh dir das Feuer an«, erwiderte Nutzlos, und sie hörte Yar-Taw nach Luft schnappen.
    »Was, bei den Wölfen …!«, rief der verblüffte Meister und wich einen Schritt zurück.
    »Hilf ihr, Yar-Taw«, sagte Nutzlos heiser. »Das ist ein Bestattungsfeld. Ich weiß nicht, ob es so richtig ist oder nicht.«
    »Aber wie …«
    »Kralle war Redal-Stan«, erklärte Nutzlos knapp. »Wir wussten, dass er mit Liniensprüngen experimentiert hat, als er plötzlich verschwand. Er hat Alissa geholfen, aus der Vergangenheit zurückzukehren. Offensichtlich ist er danach vorwärtsgesprungen, um ihr zu helfen, wenn sonst niemand für sie da sein würde – weil ihr die Feste verlassen habt. Und jetzt sag es mir endlich, Yar-Taw! Was macht sie falsch? Warum weint sie?«
    »Sie macht gar nichts falsch!«, erwiderte Yar-Taw, und ein gewaltiges Schluchzen schüttelte Alissa. »Aber es ist so konzentriert. Für gewöhnlich brennt das Feuer in einem Feld, das hundert Mal größer ist. Ich glaube … Alissa? Ich glaube, du solltest jetzt etwas davon binden.«
    »Das tue ich«, weinte sie und spürte, wie die Kraft des alten Meisters durch ihren Körper rann, bis sie die leere Stelle in ihrem

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