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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Inneren fand und sie wieder ausfüllte.
    Ohne Vorwarnung brach ihr Feld in sich zusammen. Alissa zuckte krampfhaft, als eine Woge von Gefühlen über ihr zusammenschlug. Ihre Augen schlossen sich, als ein Wort durch ihren Geist hallte. »Eichhörnchen«, flüsterte es leise, und Tränen rannen unter ihren geschlossenen Lidern hervor.
    Strells Hand legte sich zitternd auf ihre Schulter. Sie schlug die Augen auf. Das Feuer verbrannte jetzt nur noch Holz. Die drei Männer starrten sie mit erschrockenen Mienen an. Verlegen richtete sie sich auf. Sie hatte Sand an den Fingern, und die Brise, die vom Meer heraufwehte, fühlte sich auf ihren feuchten Wangen kalt an. Ihre gebrochene Hand schmerzte, doch das half ihr, wieder ganz zu sich zu kommen.
    Es war ihr peinlich, dass die drei mit angesehen hatten, was geschehen war, und sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Die Tränen waren vor lauter Staunen versiegt. »Sie … sie ist anders«, sagte sie und war sich bewusst, dass sie vermutlich die erste Meisterin aller Zeiten war, die die Erfahrung machte, dass Quellen ein Flüstern ihrer früheren Besitzer in sich trugen. Sie tastete ihren Geist ab und kostete die Kraft, die nun tief in ihren Gedanken ruhte und sich auf subtile Weise von ihrer früheren unterschied. »Sie schmeckt nach – Bücherleim.«

 
    – 38 –
     

    D er Wind hob Alissas Haar an und versuchte, es aus dem kupferfarbenen Band zu zupfen, das in der Sonne schimmerte. Lächelnd lehnte sie an der Reling der Albatros und sah zu, wie Hayden mit dem Ruderboot Silla, Lodesh und Connen-Neute von der Insel zum Schiff brachte. Strell stand neben ihr. Alissa neigte sich zu ihm und strich mit dem Finger seinen Kiefer entlang. Er hatte sich den Bart abrasiert, und sie war nicht sicher, ob ihr das gefiel.
    Ihr Lächeln wurde breiter, als er mit der Hand durch ihr Haar strich, das kupferfarbene Band herauszog und einsteckte. Alissas Haar flatterte in der Brise. Bestie hatte nichts gegen die Berührung einzuwenden, und dafür war Alissa dankbar. Die Definition ihrer wilden Seite, was »zu Boden bringen« anging, erstreckte sich nicht auf kleine, eher zufällige Gesten der Zuneigung, denn so etwas lag offenbar nicht in der Natur wilder Rakus.
    »Bist du bereit, nach Hause zu segeln?«, flüsterte Strell ihr ins Ohr, und ein Schauer überlief sie. Das bemerkte Bestie sehr wohl, und Alissa besänftigte sie mit dem bitteren Gedanken, dass sie nicht vorhatten, nackt auf dem Schiffsdeck herumzurollen.
    »Nach Hause? In gewisser Weise«, sagte sie, als ihr wieder einfiel, was er gefragt hatte.
    »In gewisser Weise?« Strell machte große, ungläubige Augen. Sein Blick huschte zu ihrer Hand in der Schlinge und zurück auf ihr Gesicht. »Ich dachte, du könntest es kaum erwarten, von hier fortzukommen.«
    Sie zuckte mit den Schultern und wies auf die Insel. »Es ist warm. Ich mag das Wasser. Es gibt jede Menge Fische zu essen.«
    Brummend wandte er sich dem Ufer zu. »Aber es regnet jeden Tag.«
    Sie schnitt ihm eine Grimasse und drehte sich um, als Kapitän Sholan Yar-Taw gegenüber die Stimme hob. Der Kapitän war im Umgang mit Meistern recht mutig geworden; wenn sie ihn fressen wollten, würden sie das tun, doch bis dahin würde er nicht wie ein geprügelter Hund vor ihnen herumschleichen. Offenbar entsprachen die Wasserfässer, die Yar-Taw gebaut hatte, nicht den Vorstellungen des Kapitäns.
    Kapitän Sholan hatte sich endgültig mit Meistern abgefunden, als Neugwin, Beso-Ran und Connen-Neute heute Morgen, kurz nach Alissa, zu ihm herausgerudert waren und wortlos einen neuen Baum am höchsten Mast angebracht hatten. Neugwin hatte die Takelage befestigt, Connen-Neute hatte den Baumstamm zurechtgestutzt, und Beso-Ran hatte das schwere Holz gehalten, während er in seiner Raku-Gestalt bis unter die Achseln im Wasser gestanden hatte. Währenddessen hatte der Kapitän an seinem Steuerrad gestanden und alles mit nachdenklich gerunzelter Stirn beobachtet. Alissa hatte gar nichts davon gewusst, dass die anderen an einem neuen Baum gearbeitet hatten.
    Später hatte sie gesehen, wie Kapitän Sholan mit der Hand am Baum entlangstrich, um die Qualität des dunklen, duftenden Holzes abzuschätzen. Sie merkte, dass er dieses Geschenk sehr schätzte, und konnte beinahe sehen, wie seine Gedanken um die zahllosen Möglichkeiten kreisten, was sich noch alles aus diesem besonders dichten, harten Holz machen ließe.
    Das rhythmische Klatschen von Haydens Rudern drang schwach zu ihr,

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