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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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ist denn das für die beiden?«
    Alissa spannte sich an, denn es tat weh, ihren privaten Kummer so unverblümt von jemand anderem zu hören. Nutzlos’ Finger auf ihrer Schulter drückten fester zu. Es war ungerecht, dachte sie. Aber wenn ein paar Jahrzehnte alles waren, was sie bekommen konnte, dann würde sie sie nehmen. Mit dem Schmerz würde sie sich später auseinandersetzen. Davon wollte sie sich ihre Zeit mit Strell nicht verderben lassen. Dennoch schnürte es ihr die Kehle zu, und sie blinzelte, damit niemand ihre Tränen sah.
    »Sie ist meine Schülerin! Sie hat meine Erlaubnis!«, rief Nutzlos mit einer Stimme, als sei seine Geduld endgültig erschöpft. Alissa wurde aus ihrem Elend gerissen. »Er kann unsere Schrift lesen«, fuhr Nutzlos fort. »Seine Abstammung zur Linie der Vögte zurückverfolgen. Er kennt unsere Geheimnisse, darunter auch das, wie ein Meister aus einem Menschen entstehen kann, und er hat mich aus dem Zwinger gerettet, während ihr euch euren verdammten Urlaub gegönnt habt. Wir müssen ihm entweder etwas geben, damit er den Mund hält, oder ihn gleich umbringen.«
    Alissa schnappte nach Luft, und Nutzlos fügte hinzu: »Und keiner von euch legt auch nur einen gedanklichen Finger an meinen Musikanten.« Er hielt Yar-Taws Blick mit eiserner Entschlossenheit stand. Alissa erschauerte, spürte die Kraft in diesem Blick und war froh, dass er nicht ihr galt. »Ich schlage vor, wir ernennen Strell Hirdun zum Stadtvogt von Ese’ Nawoer«, sagte Nutzlos. »Und machen seinen Status deutlich sichtbar.«
    Einen Herzschlag lang herrschte Stille. Alissa blieb der Mund offen stehen. Sie sah erst Strell an – der ebenso schockiert wirkte wie sie – und dann Lodesh. Der elegant gekleidete Bewahrer wich langsam zurück. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Ohne jemanden anzusehen, machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand unter Deck. Alissa war bestürzt. Das konnten sie Lodesh nicht antun. Die Stadt war alles, was ihm geblieben war.
    »Nein«, sagte sie und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Lodesh ist der Stadtvogt. Es ist mir gleichgültig, ob Ihr ihm den Titel aberkannt habt oder nicht. Lodesh ist der Vogt.« Doch ihr Protest fand keine Beachtung.
    Strell nahm sie am Ellbogen, als Yar-Taw in schmeichlerischem, flehentlichem Tonfall zu argumentieren begann. Andere Rakus flogen von der Insel herbei. Offensichtlich würde gleich eine improvisierte Versammlung stattfinden. »Keine Sorge«, flüsterte Strell. »Sie werden mich nicht zum Vogt ernennen. Ich will das nicht, und ich wäre ein erbärmlicher Anführer für eine Stadt voller Geister, obwohl ich sie inzwischen schon im Schlaf sehe.« Er schauderte und versuchte, es zu überspielen, indem er sie zum Heck führte. »Ich glaube, Talo-Toecan verlangt die Sterne, damit sie nachher damit zufrieden sind, ihm den Mond zu geben. Es gibt ja nicht einmal mehr eine Stadt. Der Posten des Stadtvogts ist nur ein Gut, das er beim Verhandeln nutzen kann.«
    Alissa ließ sich nur langsam und widerstrebend von Strell wegführen. Sie blickte hinter sich, unsicher, ob sie nicht besser bleiben sollte. Nutzlos lächelte ihr über die Schulter hinweg beruhigend zu und wandte den Blick wieder ab, als die Meister einer nach dem anderen im Wasser landeten und sich um die Albatros drängten wie Entenküken um ihre Mutter. Er stand an der Reling wie auf einer Kanzel, die Hände besänftigend erhoben, und sprach mit beruhigender Stimme. Silla und Connen-Neute standen neben ihm. Sie sahen glücklich und zufrieden aus in dem Bewusstsein, dass sie nun endlich in einer Position waren, in der man ihre Meinung trotz ihrer Jugend anhören würde.
    Alissa lehnte sich an die Reling, und ihre Unruhe wuchs. »Wir haben die Bedingungen erfüllt«, sagte sie langsam. »Aber er hat furchtbar leicht nachgegeben.« Sie sah Strell mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich hätte erwartet, dass er viel wütender reagieren würde.«
    Lächelnd strich Strell ihr eine Strähne aus den Augen. »Ich glaube, er wünscht sich, dass du endlich ein wenig Freude im Leben hast, Alissa. Du hattest ja nie eine richtige Raku-Kindheit. Vielleicht betrachtet er es deshalb so milde.«
    Sie runzelte die Stirn. »Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass sie unsere Ehe als Frühlingsromanze betrachten, als kleine Liebelei, die ohnehin nur hält, bis ich – bis ich erwachsen werde!«, endete sie hitzig.
    Sein Lächeln war traurig. »Für mich ist das keine Liebelei, Alissa. Sondern mein ganzes

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