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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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hört sich nach mehr als drei an. Hat Talo-Toecan dir auch eines geschenkt?«
    »Er hat mir drei geschenkt«, flüsterte sie, und er stieß ein überraschtes Brummen aus.
    »Sechs?«, hauchte er. Anstelle einer Antwort streckte sie erst einen Fuß aus, dann den anderen, und ließ sich von Lodesh stützen, während der Junge den Matsch von ihren Sohlen wischte.
    Mit erleichtertem Gesicht sprang der Junge wieder auf und hielt ihnen die Tür auf.
    »Du musst den oberen Türrahmen berühren«, sagte Lodesh und hielt sie vor der Schwelle zurück. »Dann kann das Pech, das du vielleicht mitbringst, nicht ins Haus.«
    »Wie drollig«, brummelte sie und dachte bei sich, dass sie höchstens das Pech haben könnten, dass Connen-Neute sich den Kopf an dem niedrigen Türsturz stieß. Ihre Finger streiften das Holz im Vorbeigehen. Es war glatt und schwarz von zahllosen Fingern. Kralle keckerte, als sie eintraten. Dicht hinter der Tür blieben sie stehen, damit ihre Augen sich ans Halbdunkel gewöhnen konnten. In der Taverne war es ruhig; nur ein Mann saß an einem der Tische, ganz in der Ecke, über einen Krug gebeugt. Er blickte kurz zu ihnen auf und starrte dann wieder ins Leere.
    Ein Mann mit furchtbar knotigen Händen klopfte gerade einen Löffel an einem Topf über dem Feuer ab. In seinem Gürtel steckte ein Lappen, und aus seinem Blick, halb argwöhnisch, halb erwartungsvoll, schloss sie, dass er der Wirt sein müsse. Alissa ließ den Blick über die Decke schweifen und entdeckte eine Ecke neben dem Kamin, die viel heller war als der Rest, weil die Balken erst ein paar Winter lang Ruß angesammelt hatten. Sie runzelte die Stirn und überlegte, ob sie den Grund wirklich wissen wollte.
    »Guten Nachmittag und gute Flut«, sagte Lodesh, während Alissa so tat, als führe sie Connen-Neute vorsichtig an einen Tisch. Ihre Glöckchen waren kaum zu hören, weil sie sich bemühte, leise zu gehen. Die Ehrerbietung, die der Junge draußen ihr erwiesen hatte, war ihr unangenehm. Vielleicht sollte sie ein, zwei Glöckchen wieder abnehmen. Sie hatte geglaubt, dass sie die Aufmerksamkeit zur Abwechslung einmal genießen würde, doch inzwischen waren ihr Zweifel gekommen.
    »Gut’ Flut«, sagte der Mann und musterte sie von oben bis unten, während sie sich neben Connen-Neute setzte. Der Wirt war klein und stämmig, nicht einmal so groß wie Alissa. Seine Hände sahen aus, als seien sie zweimal so alt wie der restliche Körper. »Ihr seid nicht aus dieser Gegend«, bemerkte er knapp. »Was braucht Ihr? Ein Zimmer? Abendessen? Ich kann auch dafür sorgen, dass Ihr einem Kaufmann vorgestellt werdet.«
    Lodesh lächelte, zog seinen Mantel aus und schüttelte ihn energisch, um den letzten Rest Regen loszuwerden. »Wir brauchen ein Zimmer für vier und wenn möglich auch etwas zu essen.«
    »Ich sehe aber nur drei.«
    »Mein Freund macht Einkäufe«, erklärte Lodesh trocken. »Offenbar braucht er einen neuen Hut. Euer Haus wurde uns wärmstens empfohlen. Ich hoffe, Ihr habt Platz für uns.«
    Lodeshs Worte wirkten im Gegensatz zu denen des Wirts sehr gebildet, und der Mann mit dem irdenen Krug in der Ecke hob den Kopf. Der Wirt wischte sich die Hände an seinem Lappen ab, schlüpfte hinter den Tresen und war auf einmal größer. Alissa vermutete, dass der Boden dort ein wenig erhöht sein musste. »Für wie lange denn?«, fragte er, nun ganz der Geschäftsmann.
    »Für ein paar Tage, wenn alles gut verläuft. Können wir tageweise bezahlen?«
    Der Mann nickte. »Das wird Euch mehr kosten.«
    »Schon recht«, sagte Lodesh. »Dann also Kost und Logis für vier.« Er zog ein Beutelchen vom Gürtel und kramte darin herum.
    »Ich bin gleich zurück«, flüsterte Alissa Connen-Neute zu und stand auf. Sie hatte noch kaum je im Leben Geld gesehen, da bei ihr zu Hause alle Geschäfte im Tausch getätigt wurden. Sie achtete sorgsam darauf, sich langsam zu bewegen, und schaffte die paar Schritte fast ohne Geklimper. Lodesh lächelte ihr zu, als sie neben ihn trat. Alissa spähte über seine Schulter und sah zu, wie er ein paar Münzen auf den Tresen legte. Irgendwoher wusste er, wie viel, und sie war froh, dass er da war und sich um solche Dinge kümmerte.
    »Das reicht für zwei Nächte«, erklärte der Mann barsch. »Ihr könnt ein Zimmer im oberen Stock haben, aber der Vogel bleibt draußen.«
    »Draußen!«, rief Alissa und hob schützend die Hand an die Schulter. Kralle spürte Alissas Schrecken, keckerte aufgeregt und sträubte das

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