Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
Vom Netzwerk:
Gefieder.
    »Oder in einem Käfig. Ich will nicht, dass er in meiner Taverne herumflattert«, sagte der Wirt.
    Der Mann, der zusammengesunken in der Ecke saß, beobachtete sie nun mit blutunterlaufenen, müden Augen.
    Lodesh legte eine weitere Münze auf den Tresen. »Wenn wir den Vogel auf dem Zimmer ließen …«
    Der Wirt schüttelte den Kopf. »Der Schmutz. Die Fliegen. Keine Tiere in meinem Gasthaus.«
    »Aber Kralle sieht für einen Blinden«, log Alissa.
    »Warum hockt er dann auf Eurer Schulter?«, erwiderte der Wirt.
    »Kralle ist eine Sie«, erklärte Alissa. »Und sie bleibt bei mir.«
    Der Mann streckte den Zeigefinger aus, hielt ihn jedoch knapp außerhalb von Kralles Reichweite. »Dann bleibt ihr beide draußen.«
    Lodesh trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Er zögerte, als Licht auf den Boden fiel, und Alissa hörte Strells vertrauten Schritt und drehte sich um. Er trug noch immer seinen alten Hut, und Alissa fragte sich verärgert, was er in Wahrheit getrieben haben mochte.
    »Seid nicht so streng, Kole«, sagte Strell gedehnt und ließ seinen Akzent ungewöhnlich ausgeprägt klingen. »Es sieht Euch gar nicht ähnlich, eine Dame auf der Vordertreppe schlafen zu lassen. Außerdem gehört der Vogel mir. Gehört zu meiner Kostümierung als fahrender Spielmann. Die wollt Ihr mir doch gewiss nicht missgönnen, nicht wahr?«
    Der Wirt fuhr zusammen, und seine schwarzen Augen leuchteten auf. »Strell!«, brüllte er so laut, dass der Staub von der Decke rieselte und der Mann in der Ecke das Gesicht verzog. »Strell Hirdun! Ich dachte, Ihr wärt fortgegangen.«
    Alissa und Lodesh wechselten einen müden Blick, als der Wirt auf Strell zueilte. Der Junge mit dem Karren lud inzwischen mit Hilfe des Jungen, der ihr die Schuhe geputzt hatte, ihr Gepäck neben der Tür ab.
    »Ihr habt doch gesagt, Ihr wolltet fort!«, rief der vierschrötige Wirt und klopfte Strell schwer auf den Rücken. »Wo wart Ihr denn? Die Küste rauf? Hab kein Wort von Euch gehört.«
    Strell grinste und schob sich den alten Hut aus der Stirn. »Hier und dort. Ich habe es über die Berge geschafft, aber dann ist mir etwas in die Quere gekommen, ehe ich meine Heimat erreichen konnte.« Strell streckte die Hand nach Alissa aus, und sie trat vor, noch immer ein wenig säuerlich. Das Klimpern ihrer Glöckchen klang nun sehr laut, und der Wirt lief rot an, als sie bimmelnd stehen blieb. »Kole«, sagte Strell förmlich, »dies ist Alissa.«
    »Ma’hr«, sagte er und senkte den Blick auf ihren Rocksaum. »Ich bitte vielmals um Vergebung. Eure Schritte klangen vorhin so leise. Selbstverständlich dürft Ihr Euren Vogel überallhin mitnehmen. Kann ich ihr irgendetwas besorgen? Mäuse? Schlangen? In meinem Gasthaus gibt es natürlich keine, aber ich finde schon etwas für sie.«
    Alissa brachte ein schiefes Lächeln zustande. Es war nicht Strell, der diese plötzliche Veränderung bewirkt hatte, sondern die Glöckchen an ihrem Knöchel.
    »Und das hier sind Connen-Neute und Lodesh«, fügte Strell auf Lodeshs Räuspern hinzu.
    »Ihr seid also nicht mehr allein, was?« Kole nickte. »Gut. Das ist gut.« Er beäugte Alissa, und sie errötete, als sein Blick erneut zu ihren unter dem Rock verborgenen Füßen glitt. »Setzt euch. Bitte, setzt euch«, sagte er und wies auf den Tisch. »Lasst mich euch etwas zu trinken bringen. Ich habe nur auf eine passende Gelegenheit gewartet, ein ganz bestimmtes Fass zu öffnen. Bitte wartet.« Er hob beschwörend die Hände. »Ich bin gleich zurück.«
    Der stämmige Mann eilte in ein Hinterzimmer und murmelte dabei etwas von einer Sechs-Glöckchen-Frau in seinem Gasthaus vor sich hin und wie sehr seine Frau sich darüber freuen würde.
    Strell hörte es und wandte sich Alissa zu. »Sechs Glöckchen?«, fragte er sie, machte ein finsteres Gesicht und warf Lodesh einen Blick zu.
    Connen-Neute legte Strell besänftigend eine Hand auf die Schulter. »Talo-Toecan hat sie ihr gegeben«, sagte er leise, und Strell entspannte sich.
    Bevor sie sich noch richtig an dem Tisch ausgebreitet hatten, kehrte der Wirt mit einem Fässchen zurück, das kaum größer war als ein Kürbis. Er öffnete es vor ihren Augen auf dem Tisch und machte mehr Aufhebens darum, als Alissa für nötig hielt. Strell schloss beglückt die Augen, als er kostete.
    »Das ist wahrlich Euer Bester«, sagte er, doch Connen-Neute hustete fürchterlich, nachdem er daran genippt hatte. Er stellte seinen hohen Becher beiseite, verzog das Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher