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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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gezwungen und berührte nur kurz seinen Arm.
    »Glück auch für dich, Lacy. Und ich freue mich für dich.«
    Alissa beobachtete diesen Abschied selbstgefällig. Lacy raffte ihren Rock, rückte das Kind auf ihrer Hüfte zurecht und ging davon. Ein Mädchen, das Alissa bisher nicht einmal bemerkt hatte, folgte ihr mit einem großen, in Leder gebundenen Buch. Die junge Frau lief beinahe geduckt, und lautlos, denn am Knöchel trug sie ein schmuckloses Band ohne Glöckchen. Plötzlich wurde Alissa sich ihres üppig bestückten Knöchels bewusst, und sie runzelte die Stirn über diese Ungleichheit. Das Mädchen hatte offensichtlich keinerlei Status, und es schlich dahin wie eine Bettlerin.
    Strell räusperte sich nervös, und Lodesh und Alissa wandten sich zu ihm um. Die Menge strömte an ihnen vorbei wie Wasser an einem Felsbrocken.
    »Dein Zimmer richten?«, fragte Lodesh gedehnt und erinnerte Alissa wieder daran, weshalb sie zornig war. »Ein Loch in der Decke einer Taverne? Ich glaube, bis gerade eben haben wir unseren werten Wandermusikanten gar nicht richtig gekannt, Alissa.«
    Mit verschlossener Miene blickte Strell überallhin, nur nicht in Alissas Gesicht. »Es war Winter. Ich saß hier fest, alles war vereist. Ihr Vater mochte lange Wüstenballaden. Ich war ihr Gast, bis das Wetter besser wurde, weiter nichts. Und für das Loch in der Decke konnte ich nichts. Suchen wir uns auf dem Weg zu den Drei Krähen einen Schneider.« Er griff nach ihrem Arm, und sie entwand sich ihm. Sie wusste nicht genau, was sie im Augenblick eigentlich empfand, aber es war nicht angenehm.
    Strell zögerte und straffte dann die Schultern. »Ich bin niemandem eine Erklärung schuldig«, sagte er, und in seinen braunen Augen blitzten Zorn und Sorge auf. »Schau. Koles Taverne ist dort drüben auf der rechten Seite. Du kannst sie von hier aus schon sehen. Ich gehe jetzt dort hinüber.« Er zeigte in die andere Richtung. »Ich brauche einen Hut. Wir treffen uns in den Drei Krähen, ja?«
    »Was stimmt denn nicht mit dem Hut, den ich dir gegeben habe?«, fragte sie und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme verletzt klang.
    Er zögerte, als wollte er etwas sagen, schluckte die Worte dann aber hinunter und ging davon. Sein Rücken war krumm, seine Schritte zackig. Der Junge mit dem Karren schaute ihm unsicher nach, bis Lodesh ihm bedeutete, bei ihnen zu bleiben. Strell lief in dieselbe Richtung, die Lacy mit ihrer sklavischen Dienerin eingeschlagen hatte. Und sein Hut war vollkommen in Ordnung. »Sein Zimmer richten«, knurrte sie, obwohl sie wusste, dass sie keinen Grund hatte, auf etwas eifersüchtig zu sein, das geschehen war, bevor Strell sie überhaupt kennen gelernt hatte. Dass sie trotzdem eifersüchtig war, machte sie obendrein zornig auf sich selbst.
    Lodesh nahm ihren Arm, und sie gingen weiter in Richtung des breiten, überdachten Eingangs der Taverne. Sein Schritt war jetzt auffallend leicht und beschwingt, und er begrüßte jeden, der seinem Blick begegnete, mit einem freundlichen Nicken. Connen-Neute seufzte und stapfte tapfer ohne Hilfe hinter ihnen drein.
    Sie gingen langsamer, als sie sich dem ordentlichen Gasthaus näherten. Das Dach war mit roten Ziegeln gedeckt, und das Haus hatte bunt bemalte Fensterläden, die die Winterkälte abhalten sollten. Ein kleiner Junge fegte gerade die Vordertreppe. Als er Alissas Knöchelband bimmeln hörte, eilte er herbei und zog einen Lappen aus dem Gürtel. »Lasst mich Eure Schuhsohlen säubern, Ma’hr«, sagte er und kniete vor ihr nieder.
    Alissa erstarrte, denn mit diesem respektvollen Titel hatte sie noch nie jemand angesprochen. »Äh …«, stammelte sie und warf Connen-Neute und Lodesh einen unsicheren Blick zu.
    Lodesh grinste. »Was ist denn, Alissa?«
    »Er will mir die Schuhe putzen«, sagte sie und sah Lodesh hilflos an.
    »Nun ja, sie sind schmutzig, und das ist seine Aufgabe. Wenn du so hineingehst, setzt es für ihn eine Ohrfeige.« Er musterte den Jungen. »Ist es nicht so?«, fragte er, und der Junge nickte eilfertig.
    Sie hob die Röcke ein wenig höher und spähte auf ihre Schuhe hinab. »So schmutzig sind sie nicht«, sagte sie, und der Junge machte ein ängstliches Gesicht.
    »Lass ihn deine Schuhe putzen«, mahnte Connen-Neute. »Ich will mich endlich hinsetzen.«
    »Lass ihn deine Schuhe putzen«, raunte Lodesh ihr zu, und sie erschauerte, als sie seinen Atem an ihrem Hals spürte. »Das gehört zu deinen Glöckchen. Wie viele hast du eigentlich da unten? Das

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