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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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links, wenn Ihr möchtet, im Erdgeschoss. Es ist das größte, und meine Frau hat es mit einem Vorhang abgeteilt. Das Bett da drin dürfte selbst für Eure Beine lang genug sein. Und bedient Euch beim Eintopf.« Er nickte Lodesh zu. »Ich gebe Euch Bescheid, wenn Ihr verbraucht habt, was Ihr mir eben bezahlt habt. Wenn Ihr allerdings esst wie Strell, dürfte es morgen so weit sein.« Er lächelte dabei, nickte Alissa zu und kehrte zu seinem Tresen und den neuen Gästen zurück.
    Alissa wandte sich dem finsteren Flur zu. Ein Vorhang?, dachte sie. Eine Tür wäre ihr lieber gewesen. Strell hatte sich so weit zurückgelehnt, dass der Stuhl auf den hinteren Beinen kippelte, und wirkte höchst zufrieden mit sich. »Was nun?«, fragte sie ihn.
    Grinsend ließ Strell die vorderen Stuhlbeine wieder auf den Boden krachen. »Jetzt essen wir und warten.«
    Lodesh stellte seinen Becher ab und starrte darauf hinab. »Ein Zimmer und so viel Essen, wie du willst, und das für ein paar Lieder«, sagte er leise. »Vielleicht habe ich den falschen Beruf gewählt.«
    Strell lächelte, doch Alissa meinte auch eine Spur Traurigkeit in seinen Augen zu erkennen. »Für ein paar Lieder. Zunächst einmal«, fügte er hinzu. »Nächste Woche schon wird der Reiz des Neuen verflogen sein, und ich werde keinen Eimer Bilgewasser mehr umsonst bekommen.« Er sah Alissa an, und in seinem Blick lag etwas, das sie nicht einordnen konnte. »Aber es macht mir nichts aus, von Ort zu Ort zu ziehen.« Er legte eine Hand auf ihre. »Nicht mehr.«

 
    – 8 –
     

    A lissa zögerte im dunklen Flur, mit den Zehen am Rand des Lampenscheins aus dem Tavernenraum. Es war erstaunlich still dort drin, wenn man bedachte, wie viele Leute sich hineingequetscht hatten, um Strell singen und spielen zu hören. Allein Strells Stimme beherrschte die Stille, sie stieg und fiel im Klang seiner Musik.
    Hinter der offenen Eingangstür lag die nachtschwarze Straße. Alissa fragte sich, wie spät es inzwischen sein mochte, und betastete Redal-Stans Uhr an der Schnur um ihren Hals. Sie zwang sich, die Hände zu senken, und rieb über die roten Kratzer an ihren Fingerknöcheln. Sie hatte all ihre Überredungskunst aufbieten müssen, damit Kralle im Zimmer blieb, und sie fühlte sich seltsam allein ohne den Vogel auf ihrer Schulter.
    Am Nachmittag hatte die feuchte Hitze Alissa in den Schlaf gelullt. Die abendliche Kühle und der lärmende Gesang hatten sie geweckt. Genau genommen hatte Bestie sie geweckt, die vom rhythmischen Stampfen eines Tanzlieds aus Alissas Unbewusstem ganz nach oben gelockt worden war. Inzwischen war es längst verstummt, doch Bestie trieb sich weiterhin am Rande von Alissas bewussten Gedanken herum, für den Fall, dass mehr davon kam. Ihre Gegenwart war tröstlich und vertraut.
    Alissa war froh, dass Bestie sie geweckt hatte. Aus reinem Zufall hatte sie im Schlaf Sillas Gedanken erreicht. Wie schon zuvor, hatte die junge Meisterin sich selbst erschrocken aufgeweckt, sobald sie Alissa bemerkte. Vielleicht, überlegte Alissa, sollte sie ihr nächstes Mal als Raku erscheinen. Das hatte sie noch nie zuvor getan. Alissa seufzte und fuhr sich mit der Hand über den Kopf, um die Welle glatt zu streichen, die das Kissen in ihrem Haar hinterlassen hatte. Es gefiel ihr nicht, der nächtliche Dämon des Navigators zu sein.
    Wie von dieser Bewegung angezogen, begegnete Strell quer durch den Raum ihrem Blick. Sein Bart war in den vergangenen Tagen weiter gewachsen, und er ähnelte immer mehr den Seeleuten, die ihn umringten. Er nickte ihr knapp zu, doch seine kunstvolle, fesselnde Erzählung erlahmte keinen Augenblick, während seine Hände weiterhin beredt gestikulierten. Die einzige andere Bewegung im Raum kam von ein paar unterwürfigen Frauen und Jungen, die diese erstaunliche Mischung von Küstenbewohnern bedienten – sie alle waren hergekommen, um Strell zu lauschen.
    Die Seeleute, deren Haut von der Sonne dunkel gebräunt und vom Salz fast ledrig gehärtet war, beugten sich in aufrichtiger Spannung vor. Sie teilten sich den Platz mit gut gekleideten Damen, die bei jeder Bewegung klingelten, Strell mit weit aufgerissenen Augen beobachteten und sich öfter erschrocken die zierlichen Hände vor den Mund schlugen. Sie wurden begleitet von Männern in prächtig geschneiderten Gewändern, deren aufrechte Haltung ebenso wie ihre sauberen Finger verkündeten, dass sie mit Gütern handelten, die sie nicht selbst herstellten. Die meisten bemühten sich, nicht allzu

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