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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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Verbrennungen zu verbergen.« Sie runzelte die Stirn, denn sie log nicht gern. »Er will die Leute nicht erschrecken«, fügte sie hinzu, um ihre Antwort der Wahrheit näher zu bringen.
    Der Mann nickte. »Ja. Wenn man kein Bettler ist, ist eine Verbrennung eine Schande.«
    Alissa wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wünschte, sie könnte sich höflich verabschieden und zu Connen-Neute hinübergehen, doch im Augenblick war das Gedränge zu stark. Glücklicherweise schien der Mann sich damit zufriedenzugeben, und sie warf ihm verstohlene Blicke zu, während sie darauf wartete, dass etwas Ruhe einkehrte. Die Hände, die seinen Becher umklammerten, hatten fast keine Fingernägel mehr, so abgearbeitet waren sie, und seine Finger waren dick. Sie sog die Luft ein und befand, dass er nach Wind roch, genau wie Nutzlos. Sie schloss die Augen und freute sich auf ihre nächtliche Unterhaltung mit ihrem Lehrmeister. Aber es war noch zu früh. Später, wenn fast die ganze Küste schlief, würde es leichter sein.
    »Ist er derjenige, der Euch Eure Glöckchen geschenkt hat?«, fragte der Mann plötzlich. »Der Blinde?«
    Alissa öffnete die Augen. »Äh … eines davon«, gab sie zögerlich zu.
    »Eines?« Er trank einen Schluck und wischte sich den Schnurrbart ab. »Ihr müsst Euch sehr sicher fühlen, wenn Ihr einen entstellten Mann heiratet, der Euch in Zukunft nichts mehr wird geben können.«
    »Ich habe nicht vor, Connen-Neute zu heiraten«, sagte sie und warf einen Blick zu Strell hinüber. Er unterhielt sich angeregt mit einem Mann in einem teuer aussehenden Mantel. Der Mann schüttelte heftig den Kopf. »Er ist eher wie ein Bruder für mich«, fuhr sie fort. »Er ist hier, weil er der Meinung ist, ich bräuchte alle Unterstützung, die ich bekommen kann.«
    Der alte Mann rückte seinen Stuhl so zurecht, dass er beide Ellbogen auf den Tisch stützen konnte. Seine Augenbrauen waren mit Grau durchsetzt, die Augen aber klar. » Ihr wollt aufs Wasser?«, fragte er.
    Alissa sank zusammen und rieb an der Glasur ihres Bechers herum. »Wenn wir jemanden finden, der mit uns hinausfährt.«
    »Ihr wollt hinaus auf See?«, wiederholte der Mann.
    »Natürlich. Ich bin die Einzige, die …« Sie biss sich auf die Unterlippe und schlug die Augen nieder.
    Kurzes Schweigen entstand, und sie zuckte innerlich zusammen, als sich der Mann weit über den kleinen Tisch beugte. »Was genau sucht Ihr, Ma’hr?«
    Sie sagte nichts. Strell hatte ihr eingeschärft, dass die Küstenbewohner sehr abergläubisch seien und es am klügsten wäre, ihr wahres Ziel nur sehr vorsichtig anzusprechen. Da sie offenbar nicht mehr sagen wollte, lehnte der Mann sich wieder zurück, und Alissas Anspannung ließ nach. »Warum nehmt Ihr nicht eines Eurer eigenen Schiffe?«, fragte er um den Rand seines Kruges herum. »Ihr habt doch zwei oder drei an Eurem Knöchel hängen.«
    »Wenn ich ein Schiff hätte, wäre ich schon an Bord«, entgegnete sie und befand, dass das Gedränge immer noch zu dicht war, um zu Connen-Neute zu fliehen. »Aber vielleicht könnte ich eines kaufen. Was kostet denn ein Schiff?«
    Der Mann lachte. »Ein Schiff würde Euch ein hübsches Glöckchen kosten, jawohl. Und dann müsst Ihr noch eine Mannschaft finden und einen Steuermann …«
    Aufgeregt beugte Alissa sich über den Tisch. »Tatsächlich? Ist das alles?« Ohne darüber nachzudenken, bückte sie sich, löste ihr Knöchelband und legte es klimpernd auf den Tisch. »Ein hübsches Glöckchen, sagtet Ihr. Welches wäre denn kostbar genug, was meint Ihr?« Ihr wurde eiskalt, als sie seine weit aufgerissenen Augen sah, und sie fragte sich, ob sie gegen irgendeinen Aberglauben verstoßen hatte. Doch der Mann streckte die Hand aus und ergriff mit geschäftsmäßigem, nicht zudringlichem Interesse ihre Glöckchen. Die Leute an den Nachbartischen schien das gar nicht zu kümmern – sie achteten mehr darauf, Bier nachgeschenkt zu bekommen, als auf die Glöckchen auf ihrem Tisch.
    Der Mann runzelte nachdenklich die Stirn und berührte mit einer Hand seinen kurzen Bart. »Das ist eine interessante Kette«, sagte er, und Alissa amtete erleichtert aus. Wenn sie kein Schiff heuern konnten, würden sie eben eines kaufen.
    »Ist ein Glöckchen dabei, das so viel wert ist wie ein Schiff?«, fragte sie und freute sich, als er nickte.
    »Ja. Die Frage ist, von welchem Ihr Euch am ehesten trennen würdet.«
    Sie blinzelte. »Ist das so wichtig?«
    Der Mann hob kurz den Blick zu ihr und sah dann wieder

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