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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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glitzerten.
    Beso-Ran nickte den beiden zu und erhob sich anmutiger, als Alissa es ihm zugetraut hätte. »Keribdis?«, rief der dicke Meister. »Auf ein Wort?«
    Alissas Mundwinkel zogen sich nach unten, während er mit der Schüssel in der Hand Keribdis nachlief. Was kümmerte es Alissa, was die von ihr dachten? Ihr Studium ging die Frau nichts an.
    Strell erhob sich. Alissa erschrak, als sie seine entschlossen zusammengebissenen Zähne bemerkte. »Nein«, sagte sie und zupfte an seinem Ärmel, damit er sich wieder setzte. »Ich erkläre es ihr später. Es ist nicht so wichtig, und wenn ich ihr jetzt alles unter die Nase reibe, mache ich es nur noch schlimmer.«
    »Das ist sehr wohl wichtig«, erklärte er mit rauer Stimme, und seine Augen waren hart vor Zorn. »Sie behandelt dich schlechter als einen Bewahrer, sogar schlechter als mich.«
    »Strell«, flehte sie, doch er ließ sich nicht abhalten.
    Er zupfte seinen groben Kittel zurecht und sprach laut zu den sich entfernenden Rücken: »Alissa kann lautlos mit Bewahrern sprechen. Sie kann sogar meinen Geist erreichen. Sie hat es erst heute getan, um mich zu bitten, ihren Hut mitzunehmen, den sie bei der Jagd nach Silla verloren hatte.«
    Beso-Rans massiger Körper schwang herum. »Du hast Silla gejagt?«, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Alissa erschrak. »Sie, äh, hatte Angst vor mir, und ich wollte ihr erklären –«
    »Angst.« Mit verkniffenem Gesicht kehrte Keribdis unter das Dach zurück. »Ich verstehe sehr gut, warum. Du hast die Manieren einer hinterwäldlerischen Bäuerin. Auch darum werden wir uns morgen kümmern.«
    Alissa spürte, wie ihr vor Wut das Blut aus dem Gesicht wich. Ihre Manieren waren vollkommen in Ordnung.
    Silla schob sich zwischen Alissa und Keribdis. »Ich habe keine Angst mehr vor Alissa«, erklärte sie, offensichtlich bekümmert.
    »Ihr habt mir gesagt, sie sei eine Traum-Dämonin. Deshalb bin ich davongelaufen.«
    Keribdis’ Miene wurde unerwartet weich. »Schon gut, Silla«, sagte die Frau. »Wir unterhalten uns später darüber. Siehst du bitte nach, ob die Flut Fische in den Gezeitentümpeln hinterlassen hat?«
    »Ich möchte lieber hierbleiben«, sagte das Mädchen mit großen goldenen Augen.
    Der Meister in Grau stieß sich von dem Stützpfeiler ab. »Lass Silla doch bleiben«, sagte er leichthin. »Wir wollen alle hören, wie es möglich ist, dass Alissa mit Gemeinen sprechen kann.«
    Er neigte fragend den Kopf zur Seite. Alissa hielt dem Blick seiner goldenen Augen stand, obwohl sie wusste, dass die Wut über Keribdis’ Beleidigung noch in den ihren brennen musste. Er schwieg lange und streckte dann, anscheinend befriedigt, die Hand aus. »Ich bin Yar-Taw«, sagte er förmlich.
    Alissa legte unwillkürlich ihre Hand über seine.
    »Es freut mich, dich und Strell kennen zu lernen.« Er warf Strell einen Blick zu, und Alissa atmete auf, weil der Meister sich die Zeit nahm, ihn richtig zur Kenntnis zu nehmen.
    »Alissa Meson«, sagte sie, sobald ihr Herzschlag sich ein wenig beruhigt hatte.
    »Meson?«, fragte er. »Dein Vater ist Bewahrer, nicht? Talo-Toecans Schüler. Geht es ihm gut?«
    Sie blickte erstaunt zu ihm auf. Er hatte ihren Vater gekannt. Vermutlich besser als sie selbst. »Er ist gestorben, nachdem Ihr die Feste verlassen hattet«, sagte sie und hoffte, dass man ihr die Bitterkeit nicht anmerkte.
    »Das tut mir leid«, erwiderte Yar-Taw. »Er war ein guter Mensch und ein guter Schüler.« Er nahm ihre Hände, und seine goldenen Augen blickten durchdringend in ihre. »Alissa«, sagte er, »kannst du tatsächlich den Geist des Stadtvogts erreichen?«
    »Ja, und Strells auch, wenn ich starke Gefühle empfinde.«
    Keribdis strich sich das lange schwarze Haar zurück und lachte. »Offensichtlich versteht sie nicht einmal die Frage.«
    »Sie kann meine Gedanken erreichen«, sagte Lodesh, und Alissa warf ihm einen dankbaren Blick zu, weil er sein vorsichtiges Schweigen endlich gebrochen hatte. »Und nun bittet uns nicht darum, dass wir Euch wie die Tanzbären etwas vorführen. Talo-Toecan vermutet, dass ihr Geist gezwungen war, sich auf Grundlage von verbaler, nicht geistiger Sprache zu entwickeln, weil sie als Mensch aufgewachsen ist, weshalb es genug Gemeinsamkeiten gibt, so dass sie die Gedankenmuster eines Bewahrers verstehen kann. Ich glaube, das war einer der Gründe, warum es ihr gelungen ist, mich zu wecken.«
    Neugwin murmelte zustimmend, und Yar-Taw rieb sich nachdenklich die glatt rasierte Wange.

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