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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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»Und daran ist allein Talo-Toecan schuld. Der unfähige Narr! Er hätte sofort zu mir kommen müssen, als die Transformantin über die Schwelle stolperte, ob sie nun unerwartet kam oder nicht.«
    Alissas Angst verflog, vertrieben von hitziger Wut. Keribdis bezeichnete ihren Lehrmeister als unfähig. Sie hatten ihn verlassen und gaben nun ihm die Schuld an allem, was erst aufgrund ihrer Abwesenheit hatte geschehen können. Nicht ein Einziger trat für ihn ein. Keiner.
    »Er hat mich unterwiesen, weil er Euch für tot hielt«, sagte Alissa, und ihre kalte Stimme zog alle Blicke auf sie. »Bailic hatte alle anderen umgebracht. Ihr habt Talo-Toecan verlassen, und er ist im Zwinger in die Falle geraten. Er hat mich unterrichtet, weil er nicht wollte, dass all eure Fähigkeiten mit seinem Tod verloren gehen–«
    »Im Zwinger gefangen?«, fragte Keribdis.
    »Bailic –«, begann Alissa zornig, als die Frau sie ansah, doch Keribdis wandte sich gleich wieder ab.
    »Seht ihr, was er getan hat?«, begann Keribdis von Neuem. »Der Stümper, der Narr von einem Träumer? Er hat unsere Transformantin gegen uns aufgestachelt, sie unbeherrschbar gemacht, eine Bedrohung für uns und unsere Lebensweise – und er hat es ganz allein geschafft, die Feste zu zerstören.«
    »Das ist nicht wahr!«, sagte Alissa, empört, weil niemand auf sie hörte.
    »Dann sollten wir vielleicht zurückkehren«, schlug Neugwin vor.
    »Nein!«, rief Keribdis aus, und Alissa wunderte sich über die Panik, die kurz über die Züge der Meisterin huschte. Dann wiederholte diese ruhiger: »Nein. Das ist nicht nötig. Wenn die Feste leer und die Transformantin hier ist, ist das nicht nötig.« Sie schüttelte den Kopf, als nehme sie eine unwillkommene Last auf sich. »Ich kehre erst dann zurück, wenn ich repariert habe, was er kaputt gemacht hat.«
    Alissas Herz hämmerte. »Ich bin nicht kaputt!«, schrie sie und schüttelte Strells Hand ab. »Talo-Toecan ist ein guter Lehrmeister. Er ist freundlich und großzügig mit seinen Lehren. Und ich mag ihn. Meine Fehler sind nicht sein Versagen! Er, er …« Sie brach ab. Alle starrten sie an.
    »Entschuldigt mich bitte«, sagte sie steif. Plötzlich brannten heiße Tränen in ihren Augen, und sie ging langsam und mit bimmelnden Schritten zum Rand der Versammlung. Die Menge teilte sich vor ihr, und sie trat hinaus in den Sonnenschein, ohne jemandem in die Augen zu sehen. Die Luft wurde frischer, als sie das Gedränge hinter sich ließ. Ohne sich einmal umzublicken, lief sie den Weg entlang, auf das Brausen der Brandung zu. In ihren Meistergewändern fühlte sie sich linkisch und unbeholfen. Warum hatte sie es überhaupt versucht?, fragte sie sich und kämpfte mit pochendem Herzen gegen die Tränen. Sie würden in ihr niemals etwas anderes sehen als ein Nichts.

 
    – 18 –
     

    A lissa fühlte sich ausgelaugt, als sie im Dunkeln auf dem feuchten Strand saß und Kralles Gefieder streichelte. Niemand war dem Vogel gefolgt, wofür Alissa dankbar war. Alle respektierten ihren Wunsch, allein zu sein. Ab und zu spürte sie eine leichte Berührung an ihrem Geist, wenn Lodesh nach ihr sah. Auch dafür war sie ihm dankbar.
    Alissa ließ die Hand von Kralle sinken, als der Wind auffrischte. Sie schlang die Arme um die angezogenen Knie und starrte ins Feuer. Sie hatte den Kohlen neues Leben entlockt, als die Sonne auf der anderen Seite der Insel untergegangen war, und die Flammen tanzten hektisch. Mehrere Körbe lagen in der Nähe, die in der Aufregung um ihre Ankunft vergessen worden waren. Alissa hatte die Arbeit beendet und die restlichen harten Beeren auf Schnüre gezogen, doch sie bezweifelte, dass irgendjemand es bemerken würde. Niedergeschlagen rubbelte sie eine Prise Sand zwischen Daumen und Zeigefinger, um die roten Flecken abzureiben.
    Der Sand schimmerte im Sternenlicht wie Schnee. Das hohe, steife Gras auf der Düne hinter ihr flüsterte leise und verstärkte noch ihr Gefühl, von allen abgeschnitten zu sein. Die Brandung hörte sich nun lauter an, da es dunkel war. Alissa legte einen weiteren Zweig aufs Feuer und betrachtete den grünen Hauch in den Flammen, der vom Salz im Brennholz kam. Wie konnte ich nur so naiv sein?, dachte sie und wischte sich an ihrer Meisterweste die Hand ab. Connen-Neute hatte sie gewarnt. Nutzlos hatte es ihr sogar gezeigt. Warum hatte sie geglaubt, dass Keribdis mit ihr anders umgehen würde?
    Doch zumindest konnte sie Bestie vor Keribdis verbergen.
    Kralle hüpfte auf einen Korb

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