Alissa 4 - Die letzte Wahrheit
die Verwandlung miteinander verbunden. So wurde sie in die Vergangenheit versetzt, bis, äh, Lodesh und Strell eine Möglichkeit fanden, sie zurückzuholen. Und bei ihrer Rückkehr hat sie aus Versehen mein Bewusstsein mitgenommen.«
Niemand sprach ein Wort, und Keribdis begann, auf und ab zu gehen, womit sie die anschwellende Menge zu verbalem und nonverbalem Geflüster aufpeitschte. »Was hat er getan?«, fragte Keribdis, und Connen-Neute wurde aschfahl. Alissa schluckte schwer.
»Immer mit der Ruhe, Keribdis«, sagte Yar-Taw von ganz hinten. »Talo-Toecan hat Alissa gelehrt, über das hinauszudenken, was wir für möglich halten. Asche, bei der Verwandlung in die Vergangenheit springen? Was hast du benutzt, Alissa? Einen Septhama-Punkt?«
Keribdis fuhr herum. Alissa erbleichte, denn die Frau gab sich keine Mühe, ihren Zorn zu verbergen. »Das ist Redal-Stans Uhr«, sagte sie, und Alissa umklammerte das gute Stück, das sie an einer Schnur um den Hals trug. »Du hast meine Stiefel getragen! Du bist auf meinem Pferd geritten! Das warst du?« Ihre Miene wurde hart. »Wie kannst du es wagen!«
»Redal-Stan hat mir die Uhr geschenkt«, flüsterte Alissa, die in plötzlicher Angst aufstand. »Häppchen war das einzige Pferd, das mich auf seinem Rücken dulden wollte. Und das mit Euren Stiefeln tut mir leid.«
»Keribdis«, sagte Yar-Taw und richtete sich auf. »Das ist über dreihundert Jahre her.«
»Ich mache mir doch keine Gedanken wegen eines Pferdes!«, schrie Keribdis mit roten Flecken auf den Wangen. »Sie hat Connen-Neutes Bewusstheit gestohlen!«
Yar-Taw runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie hat es nur durch die Zeit bewegt. Siehst du? Er ist keinen Tag älter als damals.« Er blickte zwischen Silla und Connen-Neute hin und her. »Vielleicht ist das nur gut so.«
Keribdis’ rote Röcke wallten elegant hinter ihr drein, als sie erneut auf und ab ging. »Connen-Neute«, sagte sie, und der junge Meister fuhr erschrocken zusammen. »Du hast gesagt, Alissa hätte dein Bewusstsein aus der Vergangenheit mit sich gezogen? Wie?«
Connen-Neute richtete sich auf, und die Leute um ihn herum wichen zurück, um ihm Platz zu machen. »Nun – äh – also … Ich habe mein Bewusstsein huckepack mit ihrem verbunden.« Er verzog das Gesicht. »Ihr müsst verstehen, Strell hat seine Musik gespielt, und –«
»Huckepack?«, schrie Keribdis auf, und Alissas Magen verkrampfte sich. »Talo-Toecan hat ihr erlaubt, dich huckepack zu nehmen? Ein Wunder, dass sie dich nicht getötet oder deine Pfade zu Asche verbrannt hat!«
Connen-Neutes Augen waren ängstlich aufgerissen. »Es war nicht Talo-Toecan, sondern Redal-Stan«, sagte er hastig. »Versteht doch, sie war in der Vergangenheit, und als wir … oder vielmehr sie sich verwandelt hat und zurückgesprungen ist, wurde ich mitgerissen, und mein Bewusstsein ist in der Zukunft wieder in meinen wilden Körper geschlüpft, nein, ich meine, jetzt. Das ist, äh, nicht so kompliziert, wie es sich anhört. Und sie konnte wirklich nichts dafür.«
Keribdis schüttelte den Kopf und ließ den Blick über die schweigende Menge schweifen. Alissa fragte sich, wie viele von den anderen wohl merkten, dass sie das Thema künstlich aufbauschte. »Das ist abscheulich«, sagte die große Frau, und Alissa straffte die Schultern. »Was sollte sie daran hindern, das noch einmal zu tun? Vielleicht kehrt sie einfach zurück und stiehlt Sillas Bewusstheit!« Sie deutete auf die versammelten Meister. »Oder eure!«
Alissa geriet in Panik. Mit weit aufgerissenen Augen suchte sie nach einem Fluchtweg, sah aber nur verängstigte Gesichter mit großen goldenen Augen. Strell legte ihr beide Hände auf die Schultern, und Lodesh trat neben sie.
Yar-Taw lachte in die plötzliche Anspannung hinein. »Sei nicht so melodramatisch, Keribdis. Alissa wird niemandem etwas tun. Hör auf, dem Kind solche Angst einzujagen. Du bringst mich in Verlegenheit.«
Mehrere Meister kicherten, und Keribdis wurde weiß vor Zorn. »Du bist blind, Yar-Taw«, flüsterte sie laut, und ihr ebenholzschwarzes Haar schwang mit ihr herum. »Begreifst du denn nicht? Wir haben keine Kontrolle über sie! Sie hat Ese’ Nawoer erweckt. Eine ganze Stadt voll verfluchter Seelen! Ihr Verstand ist falsch geprägt, wie sie selbst zugegeben hat. Sie weiß nicht, wie man sich sicher und richtig verwandelt, wie man kommuniziert. Sie vermischt Banne, mit katastrophalen Folgen.« Keribdis wirbelte zu ihr herum.
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