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Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Alissa 4 - Die letzte Wahrheit

Titel: Alissa 4 - Die letzte Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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und betrachtete still die Sterne, als wollte sie sich die fremden Konstellationen einprägen. Elend und hungrig rieb Alissa den kleinen Knubbel an ihrer Hand, wo die Knochen vor Jahren gerichtet worden waren. Es schien eine ganze Lebensspanne her zu sein, seit Bailic ihr die Hand gebrochen hatte.
    Die Erinnerung daran, dass sie nur einen Bruchteil der Felder halten konnte, die alle anderen schafften, hatte ihr nicht gefallen. Ihr Stolz verleitete sie dazu, ein lockeres, durchlässiges Feld inmitten des Feuers zu formen. Das war ein altes Spiel. Es war faszinierend zuzusehen, wie sich eine Flamme in einem Feld zusammenrollte. Vor allem, wenn die Flamme blau und grün schimmerte.
    Langsam füllte die Hitze ihr Feld und erschuf dadurch eine wirbelnde Kugel aus Feuer. Es war schwierig, das richtige Maß zu finden, so dass das Feld stark genug war, das Feuer zu halten, und zugleich zart genug, um es nicht zu ersticken. Sie hatte Monate gebraucht, um das zu lernen, doch ihre Felder mit Feuer zu füllen, war eine einfache Möglichkeit, rasch nachzusehen, wie viele Felder sie gleichzeitig halten konnte.
    Alissa beobachtete die Kugel, bis sie sicher war, dass genug Luft durch ihr Feld drang, um das Feuer am Leben zu erhalten. Dann erst fügte sie ein zweites Feld hinzu, genau über dem ersten. Es füllte sich augenblicklich, und die Flamme loderte ungewöhnlich hoch auf. Das dritte Feld bettete sie auf die Kohlen. Sie war fest entschlossen, diesmal sechs zu schaffen, und fügte ein viertes hinzu. Ihre Atmung verlangsamte sich, während ihre Konzentration immer tiefer wurde. Ihr war wärmer, als das Feuer allein erklären konnte, doch sie erschuf auch das fünfte Feld.
    Kralle keckerte warnend. Alissa ließ ihre Felder fallen. »Wer ist da?«, fragte sie und verabscheute sich für den erschrockenen Unterton in ihrer Stimme. Ein Schatten blieb auf der Kuppe einer nahen Düne stehen. Er hatte viel breitere Schultern als Connen-Neute, und sie spürte einen Stich der Angst.
    »Ich bin es, Yar-Taw«, drang die sanfte Stimme des Meisters zu ihr. »Darf ich mich zu dir setzen?«
    Alissa sagte nichts und überlegte, was er gesehen haben mochte.
    »Ich muss mich entschuldigen«, sagte Yar-Taw, der reglos stehen geblieben war. »Kein Schüler sollte mit anhören, wie ein anderer Meister seinen Lehrmeister kritisiert. Wir waren so lang allein, dass wir das ganz vergessen haben.«
    Alissa stieß den angehaltenen Atem aus und wandte sich ab. Yar-Taw schien das als Einladung aufzufassen. Er rutschte mit einer kleinen Sandlawine von der Düne und setzte sich zu ihr, das Gesicht dem Wasser zugewandt. Sie ignorierte ihn. Sie hatte ihm nichts zu sagen und wollte, dass er wieder ging. Strells Flötenspiel drang schwach über die Dünen, und sie fragte sich, warum er für diese Leute spielte.
    »Urteile nicht allzu hart über uns«, sagte Yar-Taw und stapelte die leeren Körbchen ineinander, um die aufgezogenen Beeren in das oberste zu legen. »Die meisten haben Angst.«
    Alissa hob überrascht den Kopf. »Vor mir? Warum?«
    Yar-Taw zuckte mit nur einer Schulter. »Meisterschüler werden gezügelt, indem man ihnen Wissen vorenthält. Und dir stehen einige sehr mächtige Banne zur Verfügung.«
    Sie nickte, doch sie fühlte sich keineswegs besser. »Talo-Toecan dachte, er sei der Letzte. Er wollte nicht, dass euer Wissen mit ihm stirbt.«
    »Ja, nun, wir wussten nur, dass wir noch leben. Und der allgemeine Eindruck ist der, dass er unsere ungewisse Existenz benutzt hat, um seinen Überzeugungen Vorschub zu leisten.« Yar-Taw zögerte. »Seine offen geäußerten Ansichten über … äh …«
    Er runzelte die Stirn. »Talo-Toecan hält an einigen sehr unbeliebten Ansichten fest, wie unsere Zahl am besten wieder gesteigert werden könnte. Um das Gleichgewicht im Konklave zu wahren, hat man ihm nie erlaubt, mehr als Bewahrer zu unterrichten, und auch davon hatte er nur wenige, darunter deinen Vater. Er war dir sehr ähnlich. Ich verstehe jetzt, weshalb er die Feste verlassen hat. Wir hätten ihm niemals erlaubt, Kinder mit deiner Mutter zu bekommen, wenn wir ein gründliches Profil ihrer Signatur erstellt hätten.« Er zog die Augenbrauen hoch. »Aber ich nehme an, das weißt du bereits …«
    Alissa stocherte im Feuer herum. »Redal-Stan hat mir erzählt, ihr hättet die Menschen in drei Gruppen eingeteilt, um die erblichen Eigenschaften zu kontrollieren, die entscheidend sind, wenn man einen Meister aus menschlichen Eltern hervorbringen will. Und

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