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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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früher mit hellem Blick die Welt gesehen hatte, konnte sich an ihrer Freiheit nicht wirklich erfreuen, zumal sie sich große Sorgen machte, weil sie schon lange nicht mehr geblutet hatte.

    Der „Rattenfänger“, ein sonderbarer Kautz mittleren Alters, mit kurzgeschorenem Kopf, Hakennase und finstrem Gesicht, verwies die Spielleute in die Scheune, wo noch genügend Platz „für allerlei Gesindel“ sei, wie er sagte. Die Schlafplätze wären samt und sonders belegt.
    „Beim bärtigen Ganymed“, brummte Meister Villaine, als sie die Pferde in einem halb verfallenen, dreckigen Verschlag trockenrieben, „der Kerl hätte auch Mundschenk der römischen Kardinäle sein können! Wie widerwärtig! Da habe ich nun ein Lehen und bin gezwungen, wie ein Knecht im Heu zu schlafen! Ich hoffe nur, wir müssen auf unsere Dame nicht allzu lange warten!“
    Der Wirt hatte nicht gelogen. Im Schankraum des Gasthauses, das sich am Fuße eines weitläufigen Weinberges befand, herrschte Gedränge. Eng an eng sechs lange Tische, die bis auf einen vollbesetzt waren. Ungeniert zogen die Spielleute ihre durchnässten Beinlinge aus, wechselten die Hemden und hängten die Gewänder in der Nähe des Ofens zum Trocknen auf, wo bereits zahlreiche andere Kleidungsstücke hingen. Ein Korbflechter, der mit ihnen eingetreten war, tat es ihnen gleich, und noch während ihm seine Frau die durchweichten Stiefel auszog, kämmte er sich bei Tisch ausgiebig das nasse Haar. Um sich einen Platz in der Nähe des Ofens zu sichern, stellte seine Frau zum Unbill der anderen Gäste die schmutzigen Stiefel mitten auf den Tisch. Dort thronte auch bereits im Schneidersitz ein mürrischer junger Mann, der offenbar nichts Wichtigeres zu tun hatte, als hier seinen alten Ranzen zu flicken.
    Sofort gab es Streit. Hin und her flogen die Scheltworte und Beleidigungen, bis man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Erst auf ein lautes Donnerwetter des Rattenfängers hin, trat halbwegs Ruhe ein.
    Dafür verrenkten sich nun die Gäste schier den Hals, um den Buckligen anzuglotzen, was Villaine veranlasste, laut zu spotten: „Das ist doch nur ein neues, aus Afrika mitgebrachtes Tier! Aber wehe dem, der es anfasst!“
    Der Kleine boxte ihn in die Seite und fauchte: „Bossu no Afiga, Bossu no!“
    „Seht ihr“, sagte der Spielmann und blickte triumphierend in die Runde, „er fängt schon an, Gift und Galle zu speien!“ Die Leute lachten und foppten den Kleinen nun erst recht, so dass dieser bald fuchsteufelswild aufsprang und hinaus ins Freie lief.
    Als hätten sie nur darauf gewartet, steckten die Spielleute die Köpfe zusammen.
    „Ich bin gern ein Narr, aber der Narr der Narren mag ich nicht sein“, raunte Villaine den anderen zu, nachdem sie endlich unter sich waren.
    „Wie meinst du das?“, fragte Fünfei.
    „Nun, wenn ma Dame hier eintrifft, muss sie uns schon genau erklären, weshalb sie ausgerechnet den Bastard ihres Todfeindes mit nach Carcassonne nehmen will. Versteht ihr das vielleicht?“
    Miquel seufzte. „Mit leerem Bauch kann ich über solche Dinge nicht nachdenken“, antwortete er mit vorgeschobener Unterlippe, verdrießlich den Kopf in die Hände gestützt. „Seit zwei Tagen haben wir nun nichts Rechtes mehr gegessen …“
    Fünfei grinste anzüglich. „´ Ma Dame! `! Wie Samt und Seide kam das über deine Lippen! Gib es zu, Villaine, dir gefällt die Stoppelhaarige. Aber du wirst sie nicht bekommen!“
    Villaines dunkle Augen blitzten. Zwar machte er eine geringschätzige Handbewegung, reckte aber dabei stolz den Kopf. „Nun ja, mit welchen ich es nicht leibhaftig treiben kann, mit denen treib ich es eben im Herzen!“
    Da prustete nun auch Miquel los, ungeachtet seines großen Hungers.
    Villaine jedoch fragte sich, was über ihn gekommen war, dass er gar nicht mehr anders konnte, als andauernd an diese Frau mit den herrlichen Augen zu denken, die ihr ganzes Gesicht beherrschten. Ständig sah er sie vor sich. Es waren keine ausschließlich frivolen Gelüste, die ihn umtrieben, auch wenn er vor seinen Männern gerade so getan hatte. Es war etwas anderes. Alix von Montpellier übte eine derart große Anziehungskraft aus, dass ihn die seltsamsten Empfindungen bestürmten.
    Fünfei, dem es ähnlich erging, sah ihn nur an und nickte wissend.
    Endlich zählte der Wirt die Gäste, um mit dem Kochen anzufangen.
    Wein wurde aufgetragen, ein weiterer Grund für Villaine, seine Unzufriedenheit mit sich selbst auf die Schänke zu übertragen.
    „Bei

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