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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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werden.“
    „Aber weshalb hasst Rom den Trencavel so sehr, Sénher?“
    Der Cahors machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das ist eine lange Geschichte, die auf seinen Vater, den Erzketzer, zurückgeht. Und auf den Oheim Saïssac, dem der Junge hörig ist.“
    Alix schwieg.
    „In der verruchten Stadt Carcassonne“, schwatzte der Cahors vertrauensselig weiter, er hatte die Beine hochgelegt und schenkte sich ständig vom Wein nach, „hat es übrigens neue Fälle von Miselsucht gegeben: die Strafe des HERRN für alle, die ihm die Treue aufgekündigt haben. Extra ecclesiam nulla salus “, deklamierte er halb betrunken, „außerhalb der Kirche gibt es kein Heil; das hätten sich der Trencavel und die Seinen besser rechtzeitig hinter die Ohren geschrieben. Doch du kannst beruhigt sein, mein Gänslein, deine Schwester befindet sich bei bester Gesundheit.“
    Alix war erstaunt. „Inés ist bereits in Carcassonne? Aber … aber die Hochzeit sollte doch erst im Mai stattfinden?“
    Der Cahors grinste geheimnisvoll. Er biss sich auf die Lippen und warf Alix einen verschlagenen Blick zu. „Es ist nicht immer die rechte Zeit zum Schafescheren.“
    „Die rechte Zeit zum Schafescheren?“ Alix fuhr sich über die Stirn. „Das verstehe ich nicht, Sénher. Was meint Ihr damit? Ach“, sie seufzte, nachdem er nicht antwortete, sondern sie nur weiter spöttisch ansah. „Habt Ihr vielleicht ... einen Auskundschafter dort sitzen?“
    Nun lachte der Erzbischof. Eitel strich er sich über das kahle Haupt. „Niemand kann zugleich beim Glockenläuten und bei der Prozession sein! Natürlich habe ich überall meine Gewährsmänner sitzen, wie auch der Heilige Vater und seine Legaten. Wir sind immer über alles unterrichtet. Die Hochzeit deiner Schwester ist in den Februar vorverlegt worden. Pedro, der König von Aragón, hat sein Kommen zugesagt, und deine Stiefschwester Marie wird ihm dort vorgestellt werden. Das Auge ist der beste Kuppler.“
    Dabei hatte er albern gekichert und sie ganz nahe zu sich herangezogen.

    Zum Christfest überreichte er Alix einen funkelnden Rubinring und Estrella bekam eine Perlenkette geschenkt. Er erwarte keine Gegenleistung dafür, hatte er gesagt.
    Doch tags darauf lenkte er plötzlich das Gespräch auf Alix` Vater Wilhelm.
    Tempus edax rerum , meinte er zu ihr - bevor die Zeit die Dinge zernage, solle sie sich einmal der Worte erinnern, die ihr Vater während seiner Krankheit, aber vor allem auf dem Totenbett zu ihr gesprochen hätte. Ein halbes Jahr wäre nun vergangen. Als Tochter sei sie verpflichtet, seiner in Ehrfurcht und Dankbarkeit zu gedenken.
    Alix war sofort misstrauisch geworden, denn der Cahors war selbst am Totenbett gesessen, als Wilhelm die Augen geschlossen hatte. Dennoch gab sie sich redlich Mühe, sich zu erinnern. Bartomeu jedoch schien mit ihrem Bericht nicht zufrieden zu sein. Zumindest erweckte er den Eindruck, als erwarte er noch etwas anderes. Doch so sehr sich Alix auch den Kopf zermarterte, es wollte ihr nichts weiter einfallen, als das, was sie ihm bereits erzählt hatte.
    Zu später Stunde dann, als er sie lange genug ausgefragt und auch eine Weile über die Vergänglichkeit philosophiert hatte - draußen stand schon hoch der Mond am Himmel -, bat er sie, ihm zum Angedenken an Wilhelm aus der Apokalypse vorzulesen, wie sie das getan hätte, kurz bevor der Vater starb. Alix erfüllte ihm auch diesen Wunsch.
    Sie las gerne laut, und dass er ihre dunkle Stimme mochte, hatte ihr der Erzbischof schon mehrmals gesagt. Dazu kam, dass sich in seinem Besitz nicht nur kostbare Heilige Schriften befanden - wahre Meisterwerke mit farbigen und vergoldeten Zeichnungen, Tod und Teufel darstellend, Fabeltiere und Ornamente - sondern auch viele Werke der antiken Kultur. Nicht selten dozierte er im Anschluss an ihre Lesung die halbe Nacht lang über die Bücher der alten Philosophen, während Alix begierig lauschte.
    Sie hätten Freunde im Geiste werden können, Bartomeu von Cahors und Alix von Montpellier, sie waren sich in vielem ähnlich. Doch leider hatte dieser Mann zwei Seiten, und die eine war so beschaffen, dass man am besten nicht lange nachdachte, sondern vor diesem Mann flüchtete.

    Alix und Estrella hatten die Präsente tatsächlich nicht zuletzt in der Hoffnung angenommen, sie über kurz oder lang als Bezahlung für denjenigen verwenden zu können, der ihnen half, aus Cahors zu entkommen. Wenn auch die Gewohnheit und die wenigen guten Stunden, die Alix mit dem

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