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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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beugte sich über den Tisch, streckte die Hand nach Phyllis aus. »Setz dich hier herüber.«
    Phyllis schüttelte jedoch lächelnd den Kopf und setzte gerade an, etwas zu sagen, als wieder Riesengeklapper aus der Küche kam.
    »Ach Gott, bin ich aber ungeschickt heute Abend!« Der rotgoldene Schopf lugte um die Ecke. »Ein Teller. Hoffentlich nicht das gute Porzellan!«
    »Wehe, es ist das Zeug, das ich bei Christie’s erstanden habe.«
    Carol-Anne zuckte die Achseln, während sie die jeweiligen Sitzpositionen peilte: ein Sofatischchen dazwischen, gut. Sie kehrte zurück in die Küche. Es ertönte lautes Brutzeln aus der (nahm Jury jedenfalls an) wiedergeretteten Bratpfanne.
    »Ich habe ganz vergessen.« Jury fuhr sich durch die Haare. »Der Onkel, Lus Onkel. Du sagtest …«
    »Nein, noch nicht.« Phyllis griff über den Tisch nach seiner Hand. »Er hat noch nichts unternommen. Es besteht immer noch eine Chance, weißt du, jetzt mehr als …«
    »So, da wären wir!«, flötete Carol-Anne und brachte zwei Teller mit gebratenen Eiern, gebuttertem Brot und Würstchen herein.
    Jury guckte skeptisch, während er ihr den Teller abnahm. »Das ging aber furchtbar schnell.« Er inspizierte die Würstchen. »Sind Sie sicher, dass die durch sind, Carol-Anne? Das waren doch bloß ein paar Minuten.«
    »Aber sicher. Ich hol schnell noch mein Essen.« Sie eilte davon,
eilte wieder herbei, in der Hand einen nicht zu den anderen passenden blauen Teller, und setzte sich neben Jury hin.
    Das Telefon klingelte. Jury stand auf, um dranzugehen, den Teller in der Hand.
    Es war Wiggins. »Chef, Harry Johnson hat heute schon ein paar Mal angerufen.«
    »Ist er wieder draußen aus dem Knast?« Kichernd spießte Jury sich ein Stück Würstchen auf die Gabel. Den Hörer hatte er sich an die Schulter geklemmt.
    »Was der wissen will, also, der will wissen, was Sie mit seinem Hund gemacht haben. Sie wissen schon – Mungo.«

60. KAPITEL
    »Das hat DI Jenkins rübergeschickt. Er meinte, Sie würden es sich ansehen wollen«, sagte Wiggins.
    Jury war soeben mit einer Plastiktüte in der Hand ins Büro gekommen und betrachtete nun den Kassenzettel von Waterstone’s. Er konnte die Stimme von Kates Patin wieder hören, als sie von Kates Liebe zu Büchern gesprochen hatte: Waterstone’s, die große Buchhandlung an der Piccadilly. Ausgestellt war der Beleg am Tag von Kates Ermordung. Als Uhrzeit war 11:00 Uhr vormittags angegeben. Chris Cummins hatte erwähnt, dass David das Buch am Freitag in London gekauft hatte.
    »Ich habe darüber nachgedacht, Sir, dass der Beleg am Tatort gefunden wurde.« Wiggins rührte bedächtig in seinem Tee, als wäre der Löffel eine Wünschelrute. »Es muss nicht der von Cummins sein. Das Buch haben doch auch noch andere Leute gekauft.«
    »Zwei andere Leute, Wiggins. Ich war gerade drüben an der Piccadilly. Waterstone’s hat an dem Tag drei Exemplare verkauft. Für einen Hochglanzband über Schuhe würden sich an einem einzigen Tag doch nicht viele Leute interessieren. Es ist ein Bildband, mit zahlreichen Fotos, ziemlich teuer. Außerdem – glauben Sie, dass von den anderen Käufern oder Käuferinnen jemand den Kassenzettel rein zufällig an der Stelle verloren hat, an der Kate Banks ermordet wurde? Wenn es sich bei dem Buch um einen Bestseller gehandelt hätte, könnte ich mir zur Not so einen Zufall vorstellen – aber nicht bei diesem Buch.« Er holte das Buch mit dem Hochglanzumschlag, das er soeben bei Waterstone’s erworben hatte, aus der Tüte und hielt es in die
Höhe. Seit er hereingekommen war, stand er immer noch. Nun setzte er sich.
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, der Mörder hat eine Dummheit begangen – ist zurück und hat den Kassenzettel dort deponiert.«
    »Sie meinen, damit es aussieht, als hätte Cummins …«
    »Ja.«
    »Sie wollen also sagen, Cummins hat Kate Banks nicht umgebracht.«
    »Nein, er hat sie nicht umgebracht, er hat sie geliebt. Laut Shirley Husselby war er total verschossen in sie.« Jury verstummte. Er betrachtete Wiggins’ Tasse. »Sie müssen sich statt Zucker ja Molchesaug’ und Unkenzeh in den Tee getan haben, so wie Sie den umrühren. Na, dann machen Sie sich jetzt mal auf die Socken.« Jury öffnete die Tür und war bereits draußen, bevor Wiggins fragen konnte, wohin es eigentlich gehen sollte.
    Seinen Tee trank er nicht, sondern beäugte ihn bloß misstrauisch. Molchesaug’ und Unkenzeh hörte sich ziemlich eklig an.
     
    Eine gute Stunde später bogen sie auf

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