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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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den Parkplatz neben dem Polizeihauptquartier von High Wycombe ein. Jury hatte David Cummins von unterwegs aus angerufen und herbestellt.
    Cummins war mit einem Dutzend anderen Detektiven und Uniformierten im Dienstzimmer, als Jury und Wiggins hereinkamen. Er schien erfreut, sie zu sehen, was Jury das Herz ganz schön schwer machte. Er mochte Cummins und bedauerte, was nun gleich geschehen würde.
    »Worum geht es hier eigentlich?« Cummins’ Lächeln wanderte von Jury zu Wiggins. Er schob ein paar Stühle um den Schreibtisch herum, damit sie sich setzen konnten.
    In unmittelbarer Nähe saßen drei oder vier andere Detectives
an ihren Schreibtischen. Jury sagte: »Könnten wir uns irgendwo hinsetzen, wo wir ungestörter sind?«
    Das Lächeln wurde schwächer. »Na, dann kommen Sie«, sagte Cummins.
    Sie gingen ein paar Türen weiter in einen Vernehmungsraum, wo sie sich setzten, Wiggins etwas abseits, das Notizbuch gezückt.
    Jury sagte: »Schauen Sie sich das mal an, David!« Er zog die Kopie des Kassenbons hervor und legte sie Cummins hin.
    »Ja. Für das Buch über Schuhe, das ich Chris letzthin gekauft habe. Aber wieso …?«
    »Den hat die Polizei gestern am Tatort gefunden, auf dem Gehweg, wo Kates Leiche gefunden wurde.«
    Der Kopf, der über den Zettel gesenkt gewesen war, hob sich nicht. Jury wartete einige Sekunden ab. Er wusste, es lag daran, dass er Kates Namen erwähnt hatte. Ein so beherrschter Schauspieler war Cummins nicht, dass er dabei ein unbeteiligtes Gesicht aufsetzen konnte.
    Schließlich nahm Cummins den Zettel wieder in die Hand, als würde der sich durch Alchemie in etwas verwandeln, was alles erklärte. Er schüttelte bloß den Kopf. »Da komm ich nicht mit, da komm ich absolut nicht mehr mit. Ich habe den Zettel nicht verloren. Der ist zu Hause. In einem Kästchen, in dem Chris alle Quittungen aufbewahrt.«
    »Ich glaube nicht, dass er dort ist, David.«
    Außer Wiggins’ Stift, der auf dem Papier kratzte, war es still.
    David hob den Blick zu Jury. »Sie glauben, ich war dort – wo Kate …« Doch er brachte es anscheinend nicht heraus – »ermordet wurde«.
    »Wie hätte der Zettel dorthin gelangen können?«
    David brachte die gleiche Erklärung wie zuvor Wiggins. »Der ist von jemand anderem, der das Buch gekauft hat. Ist doch klar. Mir jedenfalls.«

    »Sie waren bei Waterstone’s, nicht wahr, an dem besagten Freitag? Freitags fuhren Sie immer nach London.«
    Er nickte. Er war Detective genug, um zu sehen, wo es hinführte. Wo es, wie er wusste, bereits hingeführt hatte.
    »Zwei weitere Exemplare des Buchs wurden am gleichen Tag verkauft, etwas später am Nachmittag. Wie viele von Ihnen dreien wären wohl zufällig an dem Ort gewesen, an dem Kate Banks ermordet wurde?«
    Cummins schüttelte den Kopf. »So unwahrscheinlich es klingt, aber es muss jemand von den anderen gewesen sein. Ich weiß nämlich, dass ich nicht dort war.« Er wurde unruhig, raufte sich die Haare, strich über seinen Schlips, fummelte mit einem Bleistift herum.
    Jury beugte sich über den Tisch und legte die Hand um Davids Arm. »David, Sie kannten Kate Banks, als sie noch Kate Muldar hieß. Sie kannten sie besser, als Sie uns glauben machen wollten. Und Chris kannte sie ebenfalls.« Er lehnte sich zurück. »Erzählen Sie mir von damals!«
    David nickte. »Die Wahrheit …«
    Das wäre schön, dachte Jury, sagte es aber nicht. Cummins war schlimm dran, und es würde bald noch schlimmer kommen.
    »Es war in Brighton. Chris und ich gingen miteinander, so locker. Aber als ich Kate sah« – sein Lächeln deutete an, dass er sie wieder vor sich sah -, »war alles andere vergessen. Vergessen, dass ich der Sohn eines Gemüsehändlers war, vergessen, dass ich keine Karriere, keine Zukunftsaussichten hatte. Vergessen, dass ich kein Geld hatte. Und Chris war vergessen. Ich weiß, das klingt jetzt unglaublich übertrieben, aber es ist wirklich wahr. Nichts, was ich tat, konnte Kate verdrängen. Es lag nicht an ihrem Aussehen, obwohl das ganz toll war. Kate war der netteste Mensch, dem ich je begegnet bin.«
    »Das habe ich auch von ihrer Patentante gehört. Dass sie ein herzensguter Mensch war.«
    David nickte. »Ich kann es nicht erklären, ich kann nur sagen,
dass ich völlig hin und weg von ihr war, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Mit Hingerissensein kannte Jury sich aus. Als er Phyllis Nancy zum ersten Mal gesehen hatte, in der Mordnacht beim Odeon, als sie mit ihrer schwarzen Tasche auf ihn zugekommen war,

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