Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
All the lonely people

All the lonely people

Titel: All the lonely people Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Wlodarek
Vom Netzwerk:
schenken und sie damit aus der Einsamkeit zu erlösen. Leider kommen sie so verdreht daher, dass sie genau das Gegenteil bewirken:
    Wenn wir die
Igel-Maske
tragen, fahren wir jede Menge Stacheln aus. Wir behandeln die Kollegin, die uns die falsche Akte auf den Tisch gelegt hat, wie ein dummes Kind oder fauchen die Sprechstundenhilfe an, weil wir so lange im Wartezimmer sitzen müssen. Wir liegen mit unseren Nachbarn im Streit, weil die immer ihren Müllbeutel im Treppenhaus stehen lassen und schreiben Briefe ans Bezirksamt wegen der vielen Hunde im Park. Wir sind nicht wirklich böse – wir sind unglücklich und wünschen uns im Grunde, dass das endlich jemand erkennt, uns in den Arm nimmt und sagt: »Ich mag dich.« Doch wer küsst schon gerne einen Kaktus? Mit der Igel-Maske vertreiben wir alle.
    Die
Krankheits-Maske
erscheint sanfter, schreckt aber ebenso ab. Permanentes Leiden geht vielen auf die Nerven. Die Anwältin, die mit gequälter Miene in der Kanzlei herumläuft, weil sie wieder diese schrecklichen Kopfschmerzen hat oder der Ingenieur, der wegen seiner Bandscheibe ständig alle möglichen Rücksichtnahmen fordertsie erhalten zwar für ein Weilchen Mitleid, doch dann wird es den anderen lästig. Wohlgemerkt handelt es sich bei den ewig kränkelnden Mitmenschen nicht um Simulanten. Der Kopf, der Rücken oder was immer tut wirklich weh. Aber die wahre Ursache für das Leiden ist kein organischer Defekt, sondern Einsamkeit.

So legen Sie Ihre Einsamkeits-Maske ab
    V ielleicht hat Ihnen diese Typologie der gängigen Masken ein Aha-Erlebnis vermittelt, indem Sie einige Züge bei sich erkannt haben. Oder die Beschreibung hat Ihnen den Blick für Verhaltensweisen geschärft, die Sie selbst benutzen.
    Sämtliche Masken der Einsamkeit – ganz gleich, wie sie im Detail aussehen – haben einen großen Nachteil: Sie ändern nichts. Im Gegenteil, sie schreiben den Status quo immer fester. Sie wirken wie Schmerztabletten gegen Zahnweh. Für eine Weile ist der Schmerz betäubt, doch an den Ursachen ändert sich nichts.
    |67| Wenn Sie aus der Einsamkeit herauswollen, geht kein Weg daran vorbei, die Maske abzulegen.
    Ich will Ihnen keine Illusionen machen: Sich von einer Maske zu trennen, ist sehr schwer. Immerhin handelt sich um ein vertrautes Verhalten, das wahrscheinlich schon lange besteht. Unter Umständen hat es sich sogar schon so verfestigt, dass man sich nicht mehr allein daraus befreien kann. Ausgeprägter Workaholismus oder psychosomatische Störungen zum Beispiel benötigen eine psychotherapeutische Behandlung.
    Doch auch bei normaler Ausprägung dürfen Sie nicht erwarten, dass sich von heute auf morgen etwas ändern lässt. Die eigene Persönlichkeit krempelt man nicht mal eben in ein paar Wochen um. Sie müssen geduldig und behutsam mit sich umgehen. Am besten gehen Sie schrittweise vor.
    Der erste und wichtigste Schritt besteht darin, dass Ihnen überhaupt bewusst ist, dass Sie sich hinter einer Maske verschanzen. Damit haben Sie schon eine große Leistung vollbracht. Nur wenige Menschen wagen es, so ehrlich mit sich zu sein. Sie dürfen jedenfalls stolz darauf sein, dass Sie Ihre Maske erkannt haben. Registrieren Sie genau, wie sie aussieht.
    Der nächste Schritt ist eine Art Trockenkurs. In Ihrem konkreten Verhalten müssen Sie zunächst noch gar nichts verändern. Stellen Sie sich erst einmal vor, wie ein anderes Verhalten überhaupt aussehen würde. Sie können nämlich kein unerwünschtes Verhalten abbauen, ohne eine Alternative zu haben. Malen Sie sich den Kontrast zu Ihrer Maske in allen Einzelheiten aus. Wenn Sie zum Beispiel dazu neigen, so zu tun, als wären Sie total ausgebucht, dann stellen Sie sich vor, wie Sie locker sagen, dass Sie an diesem Wochenende nichts vorhaben. Oder wenn Sie sich schnell ins Schneckenhaus zurückziehen, dann malen Sie sich aus, wie Sie freundlich mit anderen plaudern.
    Durch diese geistige Übung entsteht ein genaues Bild von der Haltung, die Sie in Zukunft einnehmen möchten. Indem Sie eine Vision, ein Ziel entwickeln, kommen Sie Ihrer Veränderung ein gutes Stück näher. Lassen Sie diese Bilder so oft wie möglich vor Ihrem inneren Auge ablaufen.
    |68| Im dritten Schritt notieren Sie sich als erstes, was für Ihr Kontrastprogramm charakteristisch ist. Formulieren Sie das portionsweise in die Praxis um. Machen Sie regelmäßig kleine Experimente mit dem neuen Verhalten. Dabei sollen Sie sich nicht übernehmen. Am besten fangen Sie mit den leichtesten Übungen an

Weitere Kostenlose Bücher