All the lonely people
entspannt.
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Vergegenwärtigen Sie sich nun das Gesicht, bzw. die Mimik, die Sie Ihrer Umwelt überwiegend zeigen. Ist es ein munterer Ausdruck? Lächeln Sie oft? Zeigen Sie ein Pokerface? Oder tragen Sie eher eine deprimierte Miene mit herunterhängenden Mundwinkeln zur Schau?
• Stellen Sie sich vor, dass Ihr Gesicht momentan diesen Ausdruck trägt – ohne dass Sie ihn tatsächlich zeigen.
• Lassen Sie nun in Ihrer Fantasie diesen Gesichtsausdruck zu einer Maske aus einem festen Material werden, zum Beispiel aus Pappmaschee.
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Rücken Sie diese Maske im Geiste etwa zehn Zentimeter von Ihrem Gesicht ab, jedoch so, dass Ihr Gesicht dahinter gut geschützt bleibt.
• Spüren Sie jetzt, wie sich Ihr Gesicht hinter der Maske anfühlt. Wahrscheinlich werden Ihre Züge schlaffer. Vielleicht fühlen Sie sich erschöpft oder deprimiert. Eventuell fühlen Sie sich auch wütend, ärgerlich, frech oder lustig. Alles ist möglich.
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Nehmen Sie diese Empfindung, geschützt hinter der Maske, so intensiv wahr, wie es Ihnen angenehm ist.
• Stellen Sie sich nun vor, dass Sie die Maske direkt auf Ihr Gesicht setzen. Sie wird weich, wird zu Ihrer Haut. Die Maske und das Gesicht dahinter verschmelzen wieder zu einer Einheit.
• Massieren Sie Ihr Gesicht leicht und liebevoll mit den Händen.
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Reiben Sie Ihre Handflächen fest aneinander. Atmen Sie tief durch. Beenden Sie die Übung.
|60| Typische Masken der Einsamkeit
H aben Sie gemerkt, dass es einen Unterschied zwischen dem gibt, was Sie anderen zeigen und dem, was Sie wirklich fühlen? Vielleicht haben Sie auf diese Weise bereits Ihre persönliche Einsamkeits-Maske entdeckt. Wenn nicht, dann möchte ich Ihnen gerne einige Masken vorstellen, die häufig dazu benutzt werden, sich selbst von der Einsamkeit abzulenken und gleichzeitig den inneren Zustand vor der Umwelt geheim zu halten. Lassen Sie die folgenden Beschreibungen einmal in Ruhe auf sich wirken. Möglicherweise finden Sie darin eigene Verhaltensweisen wieder.
Die Workaholic-Maske
W er die Arbeit zu seinem einzigen Lebensinhalt erhebt, vermeidet es, zu fühlen, wie es ihm wirklich geht. Von außen wird diese Haltung in unserer leistungsorientierten Gesellschaft voll akzeptiert. Die Karriere verlangt eben ganzen Einsatz. Wenn man deshalb keine Möglichkeit mehr findet, über den Beruf hinaus Kontakte zu knüpfen, ist das ja verständlich.
Ein echter Workaholic – männlich oder weiblich – würde sein Bett am liebsten in der Firma, der Praxis oder der Kanzlei aufschlagen. Überstunden sind die Regel. Urlaub macht er höchst ungern. Am liebsten nimmt er seinen Laptop, sein Handy und die wichtigsten Unterlagen mit und macht das Hotelzimmer zum Büro – falls er es überhaupt fertig bringt, ein paar zusammenhängende Tage auszuspannen! Schon einzelne Feiertage sind ihm ein Horror. Da weiß er nichts mit sich anzufangen, es sei denn, er nutzt sie, um einiges aufzuarbeiten. In einer Vorgesetztenposition kann ein Workaholic das Privatleben sämtlicher Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sabotieren, indem er ihnen ähnliches abverlangt wie sich selbst. Ich erinnere mich noch an die Klage einer Assistentin der Geschäftsleitung, die nach dem offiziellen Büroschluss immer eine Stunde länger bleiben musste, obwohl es nichts mehr zu tun gab. Angeblich hätte noch ein wichtiger Mensch anrufen können. Es kam nie ein Anruf.
|61| Die Action-Maske
B ei ihr handelt es sich um die private Variante der Workaholic-Maske. Entsprechend bunter kommt sie daher. Ein wilder Lebenstanz soll darüber hinwegtäuschen, dass die tiefe innere Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit noch immer unbefriedigt ist.
Ich erinnere mich an einen Werbefachmann in meiner Praxis, der seine Einsamkeit auf diese Art verbarg. Er zählte mir ein Unterhaltungsprogramm auf, dass mich schon vom bloßen Zuhören erschöpfte: In aller Herrgottsfrühe joggte er erst einmal um die Alster und absolvierte sein Fitnessprogramm am Hometrainer. Über Tag organisierte er dann von der Agentur aus den Feierabend, zum Beispiel mit ein paar Freunden pokern und anschließend noch bis nach Mitternacht durch die Bars ziehen. Am Wochenende kam seine Harley-Davidson zum Einsatz, auf der Rennstrecke in Richtung Ostsee. Nach Berlin fuhr er auch ziemlich oft, weil da richtig was los ist. Ja, es war immer etwas los – so viel, dass er nicht mehr spüren musste, wie einsam er im Grunde war, und dass niemand auf
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