All unsere Traeume - Roman
Romily vorbei in die Wohnung. Sie stellte die Tasche auf das Sofa neben den Korb und ging wieder nach oben zu ihrem Wagen.
»Claire«, sagte Romily, »ich brauche keine Kinder möbel.«
»Das Baby wird doch irgendwo schlafen müssen, oder? Und du wirst etwas für das Baby zum Anziehen brauchen? Es sei denn, du hast das alles selbst gekauft.«
»Natürlich nicht. Ich werde das Baby nicht behalten. Es gehört dir.«
Claire zog die Seitenwände des Kinderbettes heraus. Sie konnte gerade zwei auf einmal tragen. »Nein, tut es nicht«, widersprach sie. »Das Baby gehört dir. Es ist deine Eizelle. Dein Körper. Du hast es gezeugt. Und du liebst es.«
»Bist du des Wahnsinns?«
»Ich habe einen Anwalt aufgesucht. Du weißt das bestimmt längst. Nun, ich habe keinerlei rechtlichen Anspruch auf das Baby, wenn du mir das Sorgerecht nicht freiwillig überträgst. Obwohl ich die Ehefrau des Vaters bin – jedenfalls derzeit noch –, habe ich keine Verbindung zu dem Kind. Du musst es nicht hergeben, Romily. Nichts kann dich dazu zwingen. Wenn du das Baby liebst, gehört es dir.«
Sie ging wieder an Romily vorbei und hinunter in die Wohnung zurück. Sie hörte, wie Romily ihr folgte. Romily schnaufte ein wenig, ihre Schritte waren schwer.
»Lass mich das klarstellen«, sagte Romily. »Du meinst, du wirst mir das Baby geben?«
»Ich muss dir den Kleinen nicht geben. Er gehört dir bereits. Wohin soll ich die hier tun? Posies Zimmer oder dein Zimmer?«
»In beiden ist kein Platz.«
»Da wirst du dir etwas einfallen lassen müssen.« Sie lehnte die Seitenteile des Bettes an die Küchenschränke und wandte sich wieder zur Tür. Romily versperrte ihr den Weg.
»Hör auf«, verlangte Romily. »Ich will die Sachen nicht.«
»Ich habe keine Verwendung dafür. Ich kann es nicht mehr sehen.«
»Claire, ich bekomme dieses Baby für dich.«
»Nein, tust du nicht!«, rief Claire. »Du bekommst es für Ben, weil du ihn liebst! Und er liebt das Baby, und er liebt dich. Ich gebe dir, was du willst, Romily. Ich gebe dir, was du schon immer gewollt hast. Begreifst du denn nicht?«
Romilys Augen weiteten sich. Mit einem Schlag wich sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht.
»Ach, Scheiße«, entfuhr es ihr.
Claire wusste selbst nicht recht, welche Reaktion sie von Romily erwartet hatte, wenn sie ihr auf dem Silbertablett servierte, was einmal ihr Traum vom glücklichen Leben gewesen war. Eine solche Reaktion jedenfalls nicht.
»Romily?«
»Ich glaube, meine Fruchtblase ist eben geplatzt.«
»Das Baby soll doch erst in drei Wochen kommen!«
»Erzähl das dem Baby. Da unten tut sich definitiv was.« Romily ging aus der offenen Tür und machte sich auf den Weg zur Toilette. Auf der Schwelle blieb sie stehen und hielt sich am Türrahmen fest.
»Alles in Ordnung?« Auf der Rückseite von Romilys Jogginghose befand sich ein dunkler Fleck. Claire eilte ihr nach und legte ihr die Hand auf die Schulter. Romilys Augen waren geschlossen, und sie sah aus, als konzentriere sie sich.
»Das ist eine Wehe«, keuchte sie.
»Bist du dir sicher?«
»Kein Zweifel möglich.«
»Müssen wir im Krankenhaus anrufen? Kommen sie regelmäßig und oft?«
»Ich hatte bloß die eine, auch wenn ich mir allmählich Gedanken wegen der Rückenschmerzen mache.« Romily richtete sich auf und betrat das Klo. Claire blieb unruhig vor der Tür stehen.
»Geht es?«, rief sie.
»Keine Panik«, antwortete Romily durch die Tür. »Auch wenn meine Fruchtblase definitiv geplatzt ist. Wow!«
»Wir müssen den zeitlichen Abstand zwischen den Wehen messen. Dann wissen wir, ob es richtig ist, zum Krankenhaus zu fahren oder nicht.« Claire blickte auf ihr Handgelenk, doch sie trug keine Armbanduhr. Sie ging ins Schlafzimmer (ungemachtes Bett, Morgenmantel auf dem Boden) und griff nach Romilys Wecker. Wann war die letzte Wehe gewesen? Vor dreißig Sekunden? Zwei Minuten?
»Wir messen ab der nächsten!«, rief sie. Romily antwortete nicht. »Romily? Romily?« Claire klopfte an die Tür.
Romily öffnete. Sie trug eine Schlafanzughose, die aussah, als käme sie von ganz unten aus dem Wäschekorb. Sie lächelte Claire an und nahm Claires Hand. Ihre Hand war sehr warm. »Das Baby ist unterwegs.«
»Du meinst, jetzt in dieser Minute?« Claires Stimme wurde zu einem Quieken.
»Nein. Aber er ist unterwegs zu seiner Geburt. Es ist ziemlich unglaublich.«
Claire atmete tief durch. »Okay, okay … Tja, das ist großartig. Wir bleiben ruhig und messen die Abstände der Wehen,
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