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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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gut, die in den getippten Worten mitschwang.
    »Seit sechs Jahren«, sagte Claire, »hat sich jeder verstreichende Monat angefühlt wie noch ein Monat, der uns gestohlen wurde. Noch eine vertane Chance. Falls dies hier eine weitere Chance sein sollte, kann ich sie nicht ungenutzt lassen.«
    »Dann fragen wir sie also?«
    »Ja.« Sie wünschte, sie könnte sich wieder so ruhig füh len. Sie wünschte, sie wüsste, dass das hier richtig war. Doch wie sollten sie es wissen, ohne es auszuprobieren?
    »Ja«, wiederholte sie.
    Romily schob die Hände in die Taschen ihrer Jeans und be obachtete Posie, die vor ihnen auf einen Dinosaurierrobo ter aus Lego zuhüpfte. Die Sonne war zu grell, der Freizeitpark zu voll, dazu die knalligen Farben und die auf Dauer nervtötende Lautsprechermusik. Romily wagte kaum, Ben oder Claire anzusehen.
    Ben hatte ihre Unterhaltung nicht mehr erwähnt, nicht seit ihrem heimlichen Treffen im Februar. Abgesehen von SMS -Nachrichten bezüglich des heutigen Ausflugs hatten sie kaum Kontakt gehabt. Allerdings war ihr klar, dass er und Claire darüber redeten. Über sie redeten.
    Sie sah zu Claire hinüber, die neben ihr ging. In ihrer weißen Hose, den makellosen weißen Pumps und einem schlüsselblumengelben Oberteil wirkte Claire unbeschwert u nd fröhlich. Romily hatte wie gewöhnlich das Wäschewaschen vergessen und trug ihre letzte schwarze Jeans und ein grünes T-Shirt mit einem Loch im Ärmel. Claires Gesicht verriet nicht im Geringsten, was sie gerade dachte.
    Würde sie sich nicht fragen, warum Romily sich freiwillig dazu bereit erklärt hatte? Und wenn sie darauf gekommen war und es Ben gesagt hatte, und jetzt machten sie diesen Ausflug – bei dem Ben darauf bestanden hatte, alles zu bezahlen –, um so zu tun, als wäre alles in Ordnung, weil sie solches Mitleid mit Romily und ihrer unerwiderten Liebe hatten?
    Beide. Eine geeinte Front. »Arme Romily«, mochten sie am Morgen gesagt haben, in ihrer sonnendurchfluteten Küche bei frisch gemahlenem Kaffee und selbst gebackenen Croissants. »Arme, verblendete Romily. Wir sollten ihr etwas Gutes tun, um ihr zu zeigen, dass wir ihr nicht böse sind. Posie soll mit von der Partie sein, damit sie nicht vergisst, dass sie nicht mutterseelenallein auf der Welt ist. Selbst wenn Posie eigentlich gern uns als Eltern hätte, und wer könnte ihr das verdenken?«
    Aua!
    Sie ging schneller, um Posie einzuholen, doch Ben kam ihr zuvor und hob Posie hoch und schwang sie sich auf die Schultern. Sie liefen voraus, Posie wie verrückt kichernd, und hängten sie und Claire ab.
    »Ähm …«, setzte Romily an. »Wie waren deine Ferien bisher?«
    »Wunderbar«, sagte Claire. »Und eure?«
    »Nicht übel.«
    »Schöner Tag, nicht wahr?«
    »Ja. Sehr schön.«
    Es herrschte keine fauchende, giftende »Hände weg von meinem Mann«-Stimmung. Vielleicht dachte Claire nur über ihr Baby nach. Vielleicht hatte sie den Vorschlag längst ad acta gelegt. Wahrscheinlich würde sie sich Sorgen ma chen, dass jedes Baby, das genetisch Romilys wäre, ein ungesundes Interesse an Blattläusen hätte.
    Als sie das »Land der Piraten« erreichten, hätte Romily am liebsten losgeschrien. Ben hatte überhaupt nicht mit ihr geredet. Er war völlig mit Posie beschäftigt, lachte, alberte herum, fuhr mit ihr in einem der Züge und ließ Claire und Romily zusammen davor stehen und zuschauen. Claire sorgte dafür, dass die Unterhaltung heiter und allgemein blieb, und bestaunte die Lego-Nachbauten von London und Paris.
    Endlich, endlich lief Posie davon, um auf dem schiffförmigen Piratenspielplatz zu spielen. Romily nutzte die Gelegenheit zur Flucht. Sie ging in eins der Restaurants und besorgte ihnen allen Tee. Als sie zu der Bank zurückkehrte, auf der sie gesessen hatten, sah sie, wie Ben einen Blick mit Claire wechselte. Sie hielten sich an den Händen, saßen dicht beieinander.
    »Wir können jetzt wohl ein paar Minuten ungestört reden«, erklärte er. »Über das Baby.«
    Erleichterung. Es ging also doch darum.
    »Prima«, sagte Romily. »Dann lautet die Frage wohl, wollt ihr, dass ich dieses Baby für euch bekomme oder nicht?« Sie reichte ihnen ihre Pappbecher, die an den Rändern bereits aufweichten.
    »Es ist ein unglaublich großzügiges Angebot«, sagte Claire.
    »Es ist das absolut Unglaublichste, was uns jemals jemand angeboten hat«, bekräftigte Ben.
    »Oh. Tja, es sind nur neun Monate, stimmt’s? Was sind schon neun Monate auf lange Sicht betrachtet?«
    »Willst du

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