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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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weiter. Claire faltete die Hände in ihrem Schoß. Im Schlafzimmer konnte sie Ben und Posie spielen hören. »Wann, meinst du, sollen wir Posie erzählen, was wir vorhaben?«
    Romily kaute fertig, bevor sie antwortete. »Ich finde schon den richtigen Zeitpunkt«, sagte sie, und Claire hörte die Betonung auf dem Ich .
    Auf einmal, zum ersten Mal, seitdem sie Bens Freundin kennengelernt hatte, bekam sie eine Ahnung von Romilys Welt, einer vollständigen Welt, in der Claire selbst kaum eine Rolle spielte, vielleicht sogar noch weniger als Romily in Claires. Die grün gestrichenen Wände, all die Bücher und die Leute, die die ungeöffneten Briefe schickten. Zwar sah Claire Posie recht häufig, doch Romily wachte mit ihr auf, brachte sie ins Bett, war jede Minute eines Tages für sie verantwortlich. Wusste gegebenenfalls über ihre Allergien Bescheid, wusste tief in ihrem Innern, dass ihre Tochter ihr gehörte.
    »Natürlich«, sagte Claire rasch. »Es tut mir leid. Du musst es natürlich am besten beurteilen können. Ich wollte damit nicht andeuten …«
    »Immer eins nach dem anderen. Zuerst einmal muss ich schwanger werden«, meinte Romily in ihrer üblichen freund lichen Art, sodass Claire sich fragte, ob sie sich den Tonfall in Romilys Stimme nur eingebildet hatte.
    »Was habt ihr da alles mitgebracht?«, fragte Romily.
    Claire öffnete die Tüte. »Ich habe hier pränatale Vitamine – mehrere Arten, weil ich von einer Marke Verdauungsstörungen bekommen habe. Etwas ergänzende Fol säure. Ich habe dir ein digitales Thermometer besorgt, damit du deine Basaltemperatur messen kannst, und ein paar Eisprungtests.«
    »Die Basaltemperatur messen.«
    »Die Körpertemperatur steigt ein wenig, wenn man seinen Eisprung hat. Wenn man jeden Morgen vor dem Aufstehen seine Temperatur misst und eine Tabelle führt und die Ergebnisse darin festhält, kann man die eigene Normaltemperatur ermitteln, und dann sollte man ganz leicht sehen können, wenn sie steigt. Ein oder zwei Tage davor ist man am fruchtbarsten. Hier sind beispielsweise ein paar Tabellen, die ich angefertigt habe.« Sie suchte sie aus ihrer Mappe heraus und zeigte sie Romily.
    »Aha.«
    »Wenn man natürlich einen regelmäßigen Zyklus hat, lässt sich besser vorhersagen, wann der Eisprung ist, denn er erfolgt etwa in der Mitte.«
    »Okay.«
    Claire hielt inne. Konnte sie Romily fragen, ob sie einen regelmäßigen Zyklus hatte oder nicht? Normalerweise wäre so etwas viel zu persönlich, aber in ihrer Situation …?
    »Man sieht es auch anhand der Beschaffenheit des Scheidenausflusses«, fuhr sie stattdessen fort. »Er ist schleimig, wenn man seinen Eisprung hat. Hier sind ein paar Bilder.«
    »Aha.« Romily wischte sich die Hände an ihrer Jeans ab und nahm die Fotos entgegen, die Claire ausgedruckt hatte.
    »Spermazellen leben natürlich eine Weile, also ist man auch vor dem Eisprung fruchtbar. Laut Expertenmeinung sollte man am besten alle paar Tage Sex haben. Aber in unserer Situation geht das natürlich nicht.« Claire lachte. Dann hörte sie auf, weil es albern in ihren Ohren klang.
    »Ich möchte nicht mehr Zeit als unbedingt nötig mit der großen Bratenspritze verbringen.«
    »Na ja. Die musst du selbstverständlich nicht benutzen. Ich habe ein paar normale Spritzen gekauft.«
    Romily kramte in der Tüte herum und fand sie, ebenso die Behälter für die Proben. »Du hast wirklich an alles gedacht. Hast du hier drinnen auch Schwangerschaftstests?«
    »Ich … ich plane gewöhnlich nicht so weit im Voraus. Nicht zu diesem Zeitpunkt.«
    Romily stellte das Kauen ein. »Oh. Okay. Natürlich nicht. Tut mir leid.«
    Claire sah sie einen Augenblick lang an. Sie trug eine Jeans mit durchlöcherten Knien und ein weißes Button-up-Hemd, das aussah wie ein Männerhemd. Romily sah mehr wie ein zwölfjähriger Junge als wie eine erwachsene Frau aus, und dennoch war sie sich ihrer eigenen Fruchtbarkeit völlig sicher. In Claires Augen ergab das überhaupt keinen Sinn.
    Die Wörter sprudelten aus ihr hervor. »Romily, ich weiß es so sehr zu schätzen, was du tust, aber ich glaube, ich muss dich fragen, warum du das hier machst. Ist es etwas, das du einfach so entschieden hast? Es ist nur … ich frage bloß, weil ich es wissen muss, weil ich …« Ihre Stimme verlor sich.
    »Was hat Ben dir gesagt?«
    »Er hat gesagt, dass dir einfach so sehr an uns liegt. Und weil wir dir mit Posie geholfen haben, als sie noch ein Baby war.«
    Es klang so unglaubwürdig, und es

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