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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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war auf keinen Fall ein Grund, ein Baby für jemanden auszutragen und es dann abzugeben.
    Romilys Blick huschte in Richtung von Posies Zimmer. Sie biss sich auf die Lippe und schien eine Entscheidung zu treffen.
    »Hat er dir je erzählt, wieso ich Posie habe?«, wollte sie leise wissen.
    Erneut fragte sich Claire, wie viel sie sagen durfte. Ben und sie hatten über Posies Vater gesprochen. Ben hielt ihn für völlig unreif und meinte, dass Romily und Posie von Glück sagen konnten, dass sie nichts mit ihm zu tun hatten. »Ich glaube nicht, dass ich über alle Einzelheiten im Bilde bin.«
    »Ich hatte nicht vorgehabt, schwanger zu werden. Es war ein Ausrutscher. Ihr … Vater und ich hatten uns so gut wie getrennt, als ich feststellte, dass ich schwanger war. Er war im Begriff fortzuziehen, wegen seiner Arbeit, und wir hatten entschieden, dass es sinnlos wäre zusammenzubleiben. Und dann blieben meine Tage aus. Ich hatte gerade mit meiner Promotion angefangen, ich hatte kaum Geld, abgesehen von meinem Stipendium und einer bescheidenen Summe, die mein Dad mir hinterlassen hatte. Ich hatte nie mit dem Gedanken gespielt, Mutter zu werden. Ich habe es ihm erzählt, und wir haben beide entschieden, dass es das Beste wäre abzutreiben.«
    Claire öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder.
    »Ich bin mir der Ironie bewusst, wenn man es mit deiner Situation vergleicht«, sagte Romily.
    »Ich … Das habe ich nicht gewusst.«
    »Ben hat mich dazu überredet, es nicht zu tun. Am Tag vor dem Termin habe … habe ich ihn gebeten mitzukommen. Ich hatte sonst niemanden. Wir waren die ganze Nacht auf und haben geredet.«
    »Wo war ich zu der Zeit?« Sie würde sich daran erinnern, wenn Ben die ganze Nacht weg gewesen wäre, auch wenn es acht Jahre her war.
    »Ich glaube, du warst bei deiner Mutter.« Romilys Wangen waren leicht gerötet, sie sah Claire nicht direkt in die Augen. »Er hat mir erklärt, wie kostbar das Leben sei. Dass die Liebe zwischen einer Mutter und einem Kind das Wunderbarste überhaupt sei, und er wusste es, denn er hatte seine Mum verloren. Er … er wusste, dass meine Mum auch gestorben war, als ich noch ein Kind war. Also habe ich den Termin abgesagt.«
    Claire wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Dieser Einblick in die Freundschaft ihres Ehemannes zu Romily irritierte sie. Romily hatte nicht nur ein Leben, das sich gänzlich von dem ihren unterschied, sie und Ben hatten noch dazu eine Vergangenheit, von der Claire nichts wusste.
    »Er kann sehr überzeugend sein«, meinte sie.
    »Du siehst also«, erklärte Romily, »es passt alles zusammen. Ich habe Posie dank Ben. Also werden Ben und du ein Kind dank mir haben. Das ist nur gerecht. Deshalb tue ich es.«
    Sie aß ihr Sandwich auf und wischte sich mit der Hand über den Mund. Dann leerte sie ihren Tee und stand auf.
    »Du sagst, der Eisprung findet etwa in der Hälfte meines Zyklus statt?«
    Claire zwang sich, wieder in die Gegenwart zurückzukehren. »In etwa. Es ist natürlich von Frau zu Frau unterschiedlich.«
    Romily spitzte die Lippen und dachte nach. »Das ist ungefähr heute. Moment mal.« Sie schnappte sich einen Eisprungtest aus der Tüte. »Was macht man damit? Auf das Stäbchen pinkeln?«
    »Am besten macht man es gegen zwei Uhr nachmittags.«
    »Tja, wenn wir es nicht probieren, werden wir es nie her ausfinden, stimmt’s? Wozu sollen wir Zeit vergeuden. Ich bin gleich wieder da.«
    Claire ließ sich in die Sofakissen sinken, als Romily das Zimmer verließ. Das alles entscheidende Gespräch zwischen ihrem Mann und dessen Freundin hatte stattgefunden, während sie ihre Eltern besuchte, und sie hatte nie davon erfahren. Warum nicht? Weil Ben Romily beschützte? Weil Romily ihn darum gebeten hatte?
    Obwohl die Geschichte neu für Claire war, überraschte es sie nicht, dass Ben Romily geraten hatte, das Baby zu behalten. Er liebte Kinder. Vor acht Jahren hatten sie noch eine große Familie geplant. Und seine eigene Mutter vermisste er bis zum heutigen Tage.
    Es ergab Sinn, doch die Schlichtheit der Gedankengänge der anderen Frau erstaunte sie: Ich hatte ein Baby wegen Ben, also werde ich ein Baby für Ben bekommen.
    Als wäre es so einfach.
    Sie spürte etwas Hartes im Rücken. Claire sah hinter dem Kissen nach und fand einen noch leicht feuchten Regenschirm. Außerdem einen Strumpf.
    »Du musst dir mal mein Lager ansehen«, verlangte Posie, die neben dem Sofa aufgetaucht war. Claire legte den Regenschirm und den Strumpf auf den

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