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All unsere Traeume - Roman

All unsere Traeume - Roman

Titel: All unsere Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cohen
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neun. Und die Batterie war wieder so schwach, dass es ohne Weiteres später sein konnte.
    Sie sprang aus dem Bett und schrie: »Posie! Aufstehen!« Sie schlüpfte eilig in die gestrige Kleidung und ging dann in Posies Zimmer. Ihre Tochter lag quer unter der Bettdecke. Romily schüttelte sie an der Schulter. »Wach auf, Pose. Wir sind spät dran.«
    Posie drehte sich grunzend um, ohne aufzuwachen. Romily ließ von ihr ab, während sie die Schuluniform zusammensuchte, und schüttelte Posie dann erneut. »Wach auf! Du kommst zu spät zur Schule.«
    Erst als Romily ihr die Bettdecke wegzog, wurde Posie wach und setzte sich auf. »Was?«, sagte sie und strich sich den Pony aus den Augen.
    »Wir sind spät dran.«
    » Romily. Schon wiede r ? Dann muss ich wieder nachsitzen . «
    »Tja, vielleicht solltest du auf deinen Wecker achten, wenn er klingelt.«
    »Was ist denn mit deinem?«
    Im Wohnzimmer klingelte Romilys Handy. »Zieh dich an!« Sie warf Posies Schuluniform auf das Bett. »Da muss ich rangehen.«
    »Das ist ungerecht, dass ich wegen dir in der Pause im Klassenzimmer bleiben muss«, murmelte Posie, während sie sich das Nachthemd auszog. Romily achtete nicht auf sie – nicht, weil Posie unrecht hatte, sondern weil sie durch einen Streit auch nicht pünktlicher kommen würden – und ging ins andere Zimmer, um ihr Handy hervorzukramen. Sobald sie es in ihrer Jackentasche gefunden hatte, hörte es auf zu läuten. Ein Anruf in Abwesenheit: Ben.
    Regen lief an den Fenstern hinab. Wo waren Posies Gummistiefel? Romily ließ sich auf die Knie nieder und sah unter dem Sofa nach. Da war einer … und der andere?
    »Du wirst heute das Schulessen nehmen müssen!«, rief sie, während sie unter dem Sessel nachsah.
    »Heute gibt es Fisch.« Posies Stimme aus dem anderen Zimmer triefte vor Abscheu. »Der stinkt.«
    »Tja, dann isst du eben keinen Fisch. Was ist die vegetarische Alternative?«
    »Falscher Fisch.«
    Da. Ganz hinten, an der Wand. Romily streckte sich, erreichte den Gummistiefel mit den Fingerspitzen und zog ihn zu sich. Als sie ihn hervorholte, hingen sowohl an dem Stiefel wie auch an ihrem Arm Wollmäuse.
    »Es tut mir leid, Pose, aber ich habe keine Zeit, dir Brote zu schmieren. Halt dir doch einfach die Nase zu.« Sie blies den Staub weg und machte sich auf die Suche nach ihren eigenen Stiefeln. Bis sie sie gefunden hatte, hatte ihr Handy bereits mit einem Piepton eine SMS von Ben empfangen.
    Posie kam ins Wohnzimmer und zog sich mit säuerlicher Miene ihre Strickjacke an. »Können wir das Auto nehmen?«, fragte sie.
    »Bei dem Verkehr würden wir noch später ankommen. Wir werden zu Fuß gehen müssen.«
    »Ich hasse den Tag jetzt schon, dabei bin ich gerade erst aufgestanden.«
    »Wo sind deine Hausaufgaben?«
    »Wir sollten Rechtschreibung üben. Wir schreiben heute einen Test. Du solltest die Wörter gestern Abend mit mir durchgehen.«
    »Wieso hast du nichts gesagt?«
    »Du hast nicht gesagt, dass ich was sagen soll.«
    »Es sind deine Hausaufgaben, Posie. Du sollst daran denken.«
    »Himmelherrgott, Romily, ich bin erst sieben!«
    Romily schloss die Augen, versuchte bis zehn zu zählen, kam aber nur bis vier, weil sie wirklich spät dran waren. »Hast du dir das Gesicht gewaschen?«
    Posie drehte sich wortlos weg. Romily griff wieder nach ihrem Handy und öffnete Bens SMS . Hast du schon den Test gemacht?
    Einen Moment lang war Romily verwirrt und fragte sich, wie Ben von Posies Rechtschreibtest wusste, doch dann fiel es ihr wieder ein. Zwei Wochen waren bereits vergangen.
    Sie eilte in ihr Schlafzimmer und griff in die oberste Schublade, in der sie alles verstaut hatte, was Claire ihr vorbeigebracht hatte. Sie zog eine schmale Schachtel hervor, sah, dass es sich um einen Eisprungtest handelte, und versuchte es erneut, bis sie einen Schwangerschaftstest fand. 99 Prozent zuverlässig ab dem Fälligkeitstag der Periode, stand an der Seite der Packung. Es sagte etwas über den Zustand ihres Lebens aus, wenn ein Freund von ihr besser über ihren Menstruationszyklus Bescheid wusste als sie. Das Teststäbchen war zu groß, als dass es sich in der Hand verbergen ließ, also schob sie es sich unter den Pullover.
    Posie war im Badezimmer, runzelte vor dem Spiegel die Stirn und putzte sich langsamer die Zähne, als es überhaupt menschenmöglich war. Außerdem schlugen die Kirchenglocken ein paar Häuser weiter zur halben Stunde. Romily hatte im Moment also wirklich keine Zeit, auf ein Stäbchen zu pinkeln.

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