Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
finden wir sie?«
»Geht in das Tal der Wünsche!«
»Wohin?«, fragte Noma.
»In das Tal der Wünsche. Wenn ihr dort zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Wunsch äußert, geht er in Erfüllung.«
»Wir sind auf der Suche nach den Fragmenten«, wandte Esary ein, »nicht nach Wünschen.«
»Aber wie wollt ihr an die anderen Fragmente gelangen? Niemand weiß, wo sie sich befinden. Ihr kennt die Himmelsrichtungen, doch das hilft euch nicht viel, denn das Land ist groß.«
»Das wissen wir«, entgegnete Esary forsch.
»Ohne das Tal der Wünsche werdet ihr nicht an die anderen Fragmente gelangen.«
»Und wie kommen wir in dieses Tal?«, fragte Allan.
»Folgt einfach diesem Weg.« Sinalia verwies auf einen Weg hinter dem Tempel, der tiefer in den verbotenen Wald hineinführte.
»Und Allan ...« Er sollte näher kommen. »Vermeide es, dir etwas zu wünschen, was du nicht ernst meinst. Wähle deinen Wunsch mit Bedacht!«
Sie gab ihm einen Kuss. Im ersten Moment hatte er gedacht, es sollte ein Abschiedskuss sein. Doch dann merkte er, dass mehr dahinter steckte. Sie hauchte ihm etwas ein, was für ihn von wichtiger Bedeutung sein würde, wenn er Xantos erneut gegenübertreten würde: Sie gab ihre Weisheit an ihn weiter.
»Lebe wohl, mein Freund!«
Sinalia löste sich vor ihren Augen in Luft auf.
»Was ist mit ihr geschehen?«, fragte Noma erstaunt.
»Sie hat ihre Aufgabe erledigt«, erklärte Allan betrübt.
Sie traten aus dem verbotenen Wald hinaus und fanden sich in einer Umgebung wieder, die alles Reale, alles was sie kannten verschwinden ließ. Mysteriöse Bauten aus Sand säumten die Landschaft. Einige bildeten in sich gewundene Türme und sich zu bewegen scheinende Pyramiden, andere wiederum Gebilde, die selbst die eigene Fantasie sich nicht hätte erdenken können. Sie schritten an diesen Bauten vorbei und betrachteten sie verwundert. Wie waren sie zustande gekommen? Wer hatte sie erbaut? Oder waren sie schon seit Anbeginn der Zeit vorhanden? Allan strich mit der Hand durch den Sand eines der Gebilde und rechnete damit, dass es in sich zusammenfallen würde. Doch da, wo er den Sand entfernt hatte, bildete sich neuer und das Bildnis bestand weiterhin. Es schien fast so, als hätten diese faszinierenden Bauten ein eigenes Leben.
»Was ist das hier?«, fragte Noma mit in Falten gelegter Stirn.
»Ein außergewöhnlicher Ort«, antwortete Allan wie in Trance.
Sie gingen weiter durch die wüstenähnliche Landschaft und kamen zu einem wundersamen und zugleich wunderschönen Wesen. Sie hatte silbernes Haar und eisblaue Haut, welche mit zahlreichen Edelsteinen geschmückt war. Ihr Körper war von Wind umgeben, der ihre Haare in Richtung Himmel steigen ließ. Sie wirkte wie ein Engel auf Erden.
Zalir wollte ihrem Vater die letzte Ehre erweisen. Sie war seit Stunden dabei, ein Grab für ihn zu schaufeln. Unter anderen Umständen würde er im Familiengrab beigesetzt werden - unter anderen Umständen wäre ihr Vater vermutlich noch am Leben. Doch nun erforderte die Situation es, dass Zalir eine angemessene Ruhestätte herrichtete und den Leichnam des Königs beisetzte. Niemals hätte sie gedacht, für die Beerdigung ihres Vaters zuständig sein zu müssen. Auch wenn ihr dabei nicht wohl war, blieb ihr nichts anderes übrig. Sie musste dieses Grab fertig schaufeln ... und zwar schnell. Denn irgendwann würden sie zurückkommen, um sie zu holen. Und wenn sie ihn bis dahin nicht beerdigt hatte, würde er hier, in den Ruinen des Schlosses, verwesen - und niemand würde sich darum scheren.
»Wer seid Ihr?«, fragte Noma.
»Ich bin die Wächterin des Sandes.« Sie sang ihre Worte mit einer engelsgleichen Stimme. »Was führet euch zu so später Stunde hierher?«
»Wir suchen das Tal der Wünsche«, antwortete Allan irritiert.
»Ihr seid dort, wo ihr versuchtet hinzugelangen.«
»Das hier ist also das Tal der Wünsche?«
»So ist es. Doch was habet ihr hier verloren?«
»Wir suchen die Fragmente des Relikts der Götter, aber wir wissen nicht, wo sie sich befinden.«
»Also wollet ihr einen Wunsch loswerden.«
»Richtig«, erwiderte Noma. »Erfüllt Ihr ihn uns?«
»Das tue ich nicht. Das Tal wird ihn anhören. Sprechet euren Wunsch zur rechten Zeit und er wird wahr. Doch gebet acht, was ihr euch wünschet, denn es nimmt euch beim Worte.«
»Und woher wissen wir, wann die rechte Zeit ist?”
“Das weiß niemand. Mit etwas Glück erfahret ihr es.«
Ein rötlicher Schein legte sich über den Sand
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