Allan - Das Relikt der Goetter (Band 1) (German Edition)
Gesicht einige Kratzer. Sie fauchten sich an wie zwei tollwütige Katzen.
»Hört auf damit!«, schrie Allan. »Hört endlich auf!« Doch die beiden Frauen hörten ihn nicht. Er wusste nicht, was er tun sollte. Die Wut über sie kochte über. Er sagte etwas, was er besser nicht getan hätte.
»Manchmal wünschte ich mir, ich hätte euch zwei niemals kennengelernt.«
Nun hörten die beiden Frauen ihn doch. Über ihnen braute sich ein Gewitter zusammen. Blitzschnell zogen sich die Wolken zusammen, verfärbten sich in finsteres Grau und begannen zu donnern. Ein tosender Wind zog über das Tal der Wünsche und brachte die wunderbaren Sandformationen zum Einsturz - sie waren also doch nicht unzerstörbar.
»Allan, was hast du getan?« Noma versuchte, gegen den Wind anzukämpfen.
»Das ... das habe ich nicht gewollt. Das habe ich doch nur gesagt, weil ... weil ihr nicht auf mich hören wolltet.«
»Nur leider hast du diesen Wunsch zur rechten Zeit ausgesprochen«, stellte sie fest.
»Es tut mir so leid!« Wieso musste ausgerechnet jetzt sein Wunsch in Erfüllung gehen? Ein Wunsch, den er niemals ernstgemeint hatte. Doch nun war es zu spät. Der Himmel ließ nichts Gutes vermuten. Er wurde immer düsterer. Ein Gewitter hatte sich zusammengebraut und um sie herum begannen Blitze in den Boden einzuschlagen.
»Deine Entschuldigung kannst du dir sparen!«, schrie Esary gegen den Wind an. »Dir ist hoffentlich bewusst, was das zu bedeuten hat.«
Ehe Allan etwas erwidern konnte, schlug ein Blitz zwischen den Frauen ein - und ließ sie vor seinen Augen verschwinden. Sie waren nicht mehr da. Der Wind wirbelte den Sand auf. Er verlor die Orientierung und wanderte ziellos umher. Der Wirbelsturm schien eine Ewigkeit anzuhalten. Doch verflüchtigte er sich. Der Sand fiel wie schwere Steine zu Boden und Allan fand sich angekettet im Kerker der Wüstenfestung wieder.
11
Mühsam hatte Zalir das Grab fertig schaufeln können. Kurz nachdem sie zu graben begonnen hatte, hatte es zu regnen angefangen. Sie stand da, die kalten, harten Wassertropfen prallten auf sie nieder, und blickte von ihrem Vater zu dem Loch in der Erde und wieder zurück. Hier sollte nun der König Tylonias begraben werden. Die letzten Stunden hatte sie nicht an ihn gedacht. Doch nun, als sie ihn tot, mit klaffender Wunde in der Brust, auf dem Boden liegen sah, übermannte es sie. Sie brach in Tränen aus und hatte das Gefühl, innerlich zugrunde zu gehen. Über den Tod ihres Vaters würde sie vermutlich niemals hinwegkommen.
Sie packte ihn an den Beinen und wollte ihn in das Grab ziehen. Ihr Kleid war klatschnass und schwer wie Blei, weshalb sie große Mühe hatte, sich geschweige ihren Vater zu bewegen. Doch dann schaffte sie es. Sie blickte ein letztes Mal in das Gesicht des Königs von Tylonia, ehe sie den ersten Haufen Erde auf ihn schüttete. Einen nach dem anderen schaufelte sie in das Grab. Es war fast bis zum Rand gefüllt, da spürte sie jemanden hinter sich. Sie ließ die Schaufel fallen und drehte sich langsam um. Da kamen sie. Sie konnte sie am Eingang des Schlossgartens sehen und wusste, dass sie nur eine Richtung einschlagen würden. Als sie auf sie zukamen, blieb sie einfach stehen. Was hätte sie auch tun sollen? Es gab in dieser Ruine keine Ausweichmöglichkeiten. Ihr Vater würde nicht einmal eine Grabplatte bekommen. Niemand würde wissen, dass an dieser Stelle der König Tylonias begraben lag. Die Schattenwesen kamen näher, bis sie vor ihr Halt machten. Sie rechnete damit, getötet zu werden, doch dem war nicht so. Was hatten sie mit ihr vor? Eines der Wesen bewegte sein Gesicht ganz nahe an das von Zalir heran und atmete ihren Geruch ein. Dann berührte es sie mit einer seiner Tentakel - und sie fand sich in ihrem Gemach wieder, von dem sie nicht geglaubt hatte, dass es noch vorhanden wäre. Das Schloss war beinahe zerstört worden. Ihr Zimmer war lediglich eine verbrannte Hülle. All´ ihre Habseligkeiten waren den Flammen zum Opfer gefallen. Sie blickte aus dem Fenster und sah, dass sie gefangen war. Um das Schloss herum befand sich ein schwarzer Kokon, der selbst dem noch lodernden Feuer standhielt. Für sie bestand keine Möglichkeit zu fliehen.
Warum hatte er es nur ausgesprochen? Sinalia hatte ihn gewarnt. Er hatte unüberlegt einen Wunsch geäußert und er war in Erfüllung gegangen. Doch weshalb saß er im Kerker der Wüstenfestung? Wieso war er nicht mehr im Tal der Wünsche? Ohne seine Begleiterinnen hatte er es
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