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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Revolver war, und hatten ihnen deshalb auch keine weitere Aufmerksamkeit gewidmet. Umslopogaas hatte seine Axt behalten, die ihm abzunehmen man nicht der Mühe wert befunden hatte, und nun wirbelte er sie über seinem Kopf und stieß seinen markerschütternden Zulu-Kriegsschrei aus, der mit donnerndem Echo an den Wänden der Halle entlangrollte und trotzig und herausfordernd in die Ohren der Priester drang. Sekunden später hatten die Priester, die sich um ihre Beute betrogen sahen, ihre unter den weißen Roben verborgenen Schwerter gezückt und drangen wütend auf uns ein wie Jagdhunde auf ein gestelltes Wild. Nun gab es kein langes Überlegen mehr; vielleicht war es sinnlos, sich zur Wehr zu setzen, aber es gab nur zwei Alternativen: kämpfen oder sterben. Ich jagte dem ersten von ihnen, der auf uns zugeschossen kam – es war ein kräftiger, hochaufgeschossener Bursche –, eine Revolverkugel in den Leib; er wankte, und dann fiel er in die Öffnung des Schachtes. Er glitt unter entsetzlichem Brüllen die glatten Marmorwände hinab und verschwand in dem tosenden Feuerschlund, wie es eigentlich uns zugedacht gewesen war.
    Ob es nun seine entsetzten Schreie waren, oder der für sie schrecklich laute Knall des Revolverschusses und seine verheerende Wirkung – jedenfalls blieben die anderen Priester konsterniert und unentschlossen stehen; und bevor sie noch einen neuen Angriff gegen uns starten konnten, rief Sorais etwas, und wir waren plötzlich gemeinsam mit den beiden Königinnen und einem Teil der Hofadeligen von einem Wall bewaffneter Männer umringt. Dies geschah in Sekundenschnelle; die Priester zögerten noch immer, und die Masse schwankte unentschlossen hin und her wie eine Herde verstörter Schafe und machte keinerlei Anstalten, sich auf die Seite der einen oder der anderen Partei zu schlagen.
    Der letzte verzweifelte Schrei des brennenden Priesters war verhallt, das Feuer hatte ihm ein Ende gemacht, und eine Grabesstille senkte sich über den Schauplatz.
    Dann drehte sich der Hohepriester mit teuflisch verzerrtem Gesicht den Königinnen zu und schrie: »Laßt das Opfer geschehen! Verhindert nicht, daß diese Fremden, die wahrlich genug Sünde begangen haben, ihrer gerechten Strafe zugeführt werden! Wollt ihr, Königinnen, den Mantel des Schutzes über Missetäter werfen? Sind nicht die Tiere, die der Sonne geweiht waren, tot? Und starb nicht soeben erst, vor unseren Augen, ein Priester der Sonne, hingeschlachtet von der Zauberkraft dieser Fremdlinge, die zu uns kamen wie der Sturm vom Himmel; woher, wissen wir nicht, auch wer sie sind, wissen wir nicht? Hütet auch, o Königinnen, euch der großen Majestät Gottes zu widersetzen, angesichts seines Altars! Es gibt eine Macht, die größer ist denn eure; es gibt eine Gerechtigkeit, die höher ist denn eure Gerechtigkeit! Hütet euch, eure gottlose Hand gegen sie zu erheben! Laßt das Opfer geschehen, o Königinnen!«
    Dann antwortete ihm Sorais mit ihrer tiefen, ruhigen Stimme, bei deren Klang ich nie ganz den Verdacht loswerden konnte, daß ein leiser Unterton von Spott in ihr mitschwang, wie ernst auch immer das Thema war: »O Agon, du hast gemäß deinem Wunsche gesprochen, und, fürwahr, du hast die Wahrheit gesagt. Aber du bist es, der ruchlos und frevelhaft seine Hand gegen die Gerechtigkeit deines Gottes erhebt! Vergiß nicht, daß das mittägliche Opfer geschehen ist: Die Sonne hat einen ihrer Priester als Opfer angenommen!«
    Das war eine ganz neue Idee, und sie brachte die Sache in eine ganz andere Richtung; die Menge tat unter lautem Applaus ihre Zustimmung dazu kund.
    »Vergißt du, wer diese Männer sind? Es sind Fremde, die man auf dem Busen eines Sees dahingleitend vorfand. Wer brachte sie dorthin? Wie kamen sie auf den See? Woher willst du wissen, ob nicht auch sie Diener der Sonne sind? Ist dies die Gastfreundschaft, die unsere Nation nach deinem Willen gegenüber Fremden an den Tag legen soll, die das Schicksal auf solch wundersame Weise zu uns brachte? Ist das deine Art von Gastfreundschaft, sie in die Flammen zu stoßen? Schande über dich, tausendmal Schande über dich! Was aber ist wahre Gastfreundschaft? Den Fremden bei sich aufzunehmen und ihm Schutz zu gewähren. Seine Wunden zu verbinden, ihm ein Kissen für das müde Haupt zu geben und Speise, damit er seinen Hunger stillen kann. Aber dein Kissen ist der Flammenofen, und deine Speise ist der heiße Wohlgeschmack der Glut! Schande über dich!«
    Sie machte eine Pause, um zu sehen,

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