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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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besseres Opfer für den Falken bietet eine Spielart der Einsiedlerschnepfe, die fast die Größe einer kleinen Waldschnepfe erreicht und in diesem Lande sehr häufig vorkommt. Man jagt sie mit einem sehr kleinen, beweglichen, hervorragend abgerichteten Falken, der einen fast roten Schwanz besitzt. Der Zickzacklauf der großen Schnepfe und der pfeilschnelle Flug und die blitzartigen Bewegungen des rotschwänzigen Falken machen diesen Zeitvertreib zu einem höchst erbaulichen Vergnügen. Eine andere Variante dieses Sports ist die Jagd auf eine sehr kleine Antilopenart mit abgerichteten Adlern; und es ist wirklich ein grandioses Erlebnis, den großen Vogel zu beobachten, wie er in den Äther steigt, bis man ihn nur noch als winzigen schwarzen Fleck im Sonnenlicht erkennen kann, und dann, ganz plötzlich, kommt er heruntergeschossen wie eine Kanonenkugel und stürzt sich auf den Bock, der, vor allem verborgen außer dem alles durchbohrenden Blick des Adlers, irgendwo im Gras kauert. Das ganze Schauspiel ist noch schöner, wenn der Adler die Antilope in vollem Lauf schlägt.
    An manchen Tagen fuhren wir hinaus auf die Landsitze einiger hoher Adeliger und besichtigten ihre wunderschönen Festungen mit den hinter ihre Mauern geschmiegten Dörfern. Wir sahen Weingärten, Kornfelder und gepflegte parkähnliche Anlagen mit herrlichen Bäumen, bei deren Anblick mir oftmals das Herz höher schlug; denn ich liebe schöne Bäume über alles. Kräftig und standhaft stehen sie da, so stark und doch voller Schönheit, eine wahre Verkörperung edlen Mannestums. Wie stolz ein edler Baum sein bares Haupt gegen den winterlichen Sturm erhebt, und mit welch freudig vollem Herzen er frohlockt, wenn der Frühling zurückgekehrt ist! Und wie erhaben seine Stimme erklingt, wenn er mit dem Winde spricht: Selbst der Klang von tausend Aeolsharfen kommt nicht dem wunderbaren Seufzen des Windes gleich, wenn er durch einen Baum in voller Blätterpracht rauscht. Am Tage ist er auf die Sonne gerichtet, und des Nachts auf die Sterne, und so überdauert er leidenschaftslos, und zugleich doch so voll mit Leben, die Jahrhunderte, ob es stürmt, oder ob die Sonne scheint, und er saugt seinen Lebenssaft aus dem kühlen Busen der Mutter Natur, und während die Jahre langsam dahingehen, erfährt er das Geheimnis des Wachstums und des Verfalls. Und ganze Generationen überdauert er, er überlebt Personen, Reiche, Dynastien – alles, bis auf die Erde, die er schmückt und Mutter Natur selbst – bis zu jenem Tage, an dem der Wind in dem langen Kampfe den Sieg davonträgt und sich des wieder errungenen Platzes erfreuen kann, oder bis der Verfall zu seinem letzten, zerstörerischen Schlag ausholt und den schon vom Tode gezeichneten Baum niederstreckt.
    Das Abendessen pflegten Sir Henry, Good und ich gemeinsam mit den königlichen Majestäten einzunehmen – zwar nicht immer, aber wohl drei oder vier Mal die Woche, wann immer es ihnen an Gesellschaft ermangelte, oder die Staatsgeschäfte ihnen dazu Zeit ließen. Und ich muß sagen, daß diese gemeinsamen Mahlzeiten die reizendsten ihrer Art waren, die ich je erlebt hatte. Ich glaube wirklich, daß der ungeheure Liebreiz, den Nylephta ausstrahlt, in erster Linie in ihrer reizenden Schlichtheit und Unkompliziertheit begründet ist und in ihrem nicht gespielten, freundlichen Interesse, das sie selbst kleinen, unwichtig erscheinenden Dingen gegenüber an den Tag legt. Sie ist die einfachste Frau, die je kennenzulernen mir vergönnt war, und sie ist, sofern ihre Leidenschaften nicht berührt werden, auch die bezauberndste von allen Frauen, die ich je sah; aber wann immer es erforderlich erscheint, dann kann sie auch wahrhaft königlich und würdig auftreten und so heftig und ungestüm sein wie eine echte Wilde.
    So werde ich zum Beispiel niemals jene Situation vergessen, in der mir zum erstenmal klar wurde, daß sie verliebt war in Curtis. Die ganze Sache wurde ins Rollen gebracht durch Goods bekannte Schwäche für weibliche Gesellschaft. Nachdem wir etwa drei Monate lang eifrig jeden Tag Zu-Vendi gelernt hatten, war Master Good der ehrwürdigen alten Herren, die so freundlich gewesen waren, uns mit gutem Erfolg in die Geheimnisse des Zu-Vendi einzuführen, überdrüssig. Und ohne auch nur ein Sterbenswörtchen einem von uns gegenüber darüber zu verlieren, gab er ihnen zu verstehen, daß er der Ansicht sei, man könne nur dann tiefer in die Feinheiten einer Fremdsprache eindringen, wenn man von Damen unterrichtet

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