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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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und Good legte wie üblich zum Anlaß eines solchen Ereignisses seine Uniform an. Allem Anschein nach war diese Abordnung von etwas anderer Art als die, die uns gewöhnlich mit ihrem Besuch beehrten. Sie bestand aus einer Gruppe unscheinbar aussehender kleiner Männer, die ein ausgesucht höfliches, um nicht zu sagen unterwürfiges Verhalten an den Tag legten; ihre ganze Aufmerksamkeit galt augenscheinlich ausschließlich den Details von Goods Uniform; sie waren die ganze Zeit über damit beschäftigt, Aufzeichnungen davon anzufertigen und die exakten Maße der einzelnen Uniformteile zu nehmen. Good fühlte sich höchst geschmeichelt; denn er hatte zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung davon, daß es sich bei den Männern um die fünf führenden Schneider von Milosis handelte. Vierzehn Tage später jedoch – wir hielten wieder einmal wie gewöhnlich hof – hatte er das Vergnügen, zu sehen, wie sieben oder acht Zu-Vendi-›Stutzer‹ in der vollen Pracht einer ausgezeichneten Imitation seiner Paradeuniform hereinstolziert kamen. Mit seiner guten Stimmung war es schlagartig vorbei. Ich werde niemals vergessen, wie er verblüfft und angewidert das Gesicht verzog. Nach diesem Ereignis beschlossen wir, in erster Linie, um nicht immer so viel Aufsehen zu erregen, und zweitens, weil sich unsere Kleider langsam auftrugen und geschont werden mußten, uns gemäß der einheimischen Gepflogenheiten zu kleiden. Und ich muß sagen, die Zu-Vendi-Tracht erwies sich als äußerst bequem, auch wenn ich zugeben muß, daß ich meines Erachtens nach einen recht lächerlichen Eindruck darin machte, ganz zu schweigen von Alphonse! Nur Umslopogaas scherte sich nicht darum; als sein altes Moocha durchgewetzt war, machte sich der wilde alte Zulu ein neues und lief weiterhin völlig unbekümmert darin herum, grimmig und nackt wie seine Streitaxt.
    In der Zwischenzeit hatten wir eifrig unsere Sprachlektionen aufgenommen und recht gute Fortschritte gemacht. Am Morgen nach unserem Abenteuer im Tempel hatten sich drei gesetzte, ehrwürdig aussehende Herren bei uns eingefunden, bewaffnet mit Büchern, Tintenfässern und Federkielen, die uns eröffneten, daß man sie geschickt habe, uns in der Sprache der Zu-Vendi zu unterweisen. Mit Ausnahme von Umslopogaas machten wir uns alle eifrig ans Werk und büffelten vier Stunden pro Tag. Umslopogaas wollte auch damit nichts zu tun haben; er lehnte es ab, das ›Weibergewäsch‹ zu erlernen – nein, nicht mit ihm! Und als einer der Lehrer auf ihn zuging und ihm mit dem Buch und dem Gänsekiel aufmunternd vor der Nase herumwedelte, etwa so wie ein Kirchendiener, der einladend mit dem Klingelbeutel unter der Nase eines reichen, aber knickrigen Gemeindeschäfleins rasselt, da sprang der alte Zulu mit einem wütenden Fluch auf und fuchtelte unserem gelehrten Freund mit Inkosi-kaas vor dem Gesicht herum. Damit war der Versuch, ihm Zu-Vendi beizubringen, ein für allemal im Keim erstickt.
    So verbrachten wir unsere Vormittage mit nützlicher Beschäftigung, die uns überdies auch großen Spaß machte, besonders, als wir feststellten, daß wir Fortschritte machten. Unsere Nachmittage waren ganz der Erholung gewidmet. Einige Male machten wir Ausflüge; unter anderem besuchten wir die Goldminen und die Marmorbrüche. Schade, daß mir Platz und Muße fehlen, diese ausführlich zu beschreiben. Ein paarmal gingen wir auch auf die Rehjagd, und zwar mit Hunden, die eigens für diesen Zweck ausgebildet waren; es machte ungeheuren Spaß, denn das Land verfügt über zahlreiche ausgezeichnete Wildgehege, und wir hatten wunderbare Pferde. Das war nicht weiter verwunderlich, zieht man in Betracht, daß wir nach Belieben über die königlichen Stallungen verfügen durften. Zusätzlich hatte uns Nylephta noch vier herrliche Reitpferde überlassen.
    Manchmal vergnügten wir uns auch auf der Falkenjagd, die eine äußerst beliebte Freizeitbeschäftigung bei den Zu-Vendi darstellt. Sie richten ihre Vögel gewöhnlich auf eine Rebhuhngattung ab, die sich durch die große Schnelligkeit und die bemerkenswerte Ausdauer ihres Fluges auszeichnet. Wenn dieses Rebhuhn von dem Falken angegriffen wird, verliert es anscheinend den Kopf und fliegt, statt einen sicheren Schutz zu suchen, in schwindelnde Höhen hinauf und bietet damit natürlich dem Falken ein hervorragendes Angriffsziel. Einmal wurde ich Zeuge, wie ein Rebhuhn, das von einem Falken verfolgt wurde, so hoch aufstieg, daß ich es beinahe aus dem Blick verloren hätte. Ein noch

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