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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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ganze riesige Keil sich gleichsam wie eine Locke kräuselte, und bevor der Feind sich noch besinnen und wenden konnte, war die Spitze des Keils schon mit fürchterlicher Wucht genau auf halber Länge in die Flanke des Feindes gebrochen. Es gab ein entsetzliches Klirren und Krachen, wie wenn eine große Eisfläche aufbräche, der Keil sank tief mitten in das Herz der gegnerischen Truppe hinein und schnitt sich gleichsam seine blutige Bahn durch die Zunge. Hunderte von feindlichen Kavalleristen wurden auf beiden Seiten des Keils emporgeschleudert wie die Erde von einer stählernen Pflugschar, oder, um das Bild genauer zu treffen, sie spritzten zur Seite wie Gischt vor dem Bug eines dahinfliegenden Schiffes. Tiefer, immer tiefer! Vergebens winden sich die Enden der Zunge im Todeskampfe wie eine verwundete Schlange, danach strebend, die Mitte zu schützen; tiefer, immer tiefer! Und mitten hindurch schneidet der Keil, und unter dem Jubelschrei, der sich aus Tausenden von Kehlen erhebt, bricht er in die abgetrennten Enden der Zunge, wirbelt sie empor, treibt sie vor sich her wie der Sturm den Gischts bis schließlich, inmitten des Gewimmels reiterlos umherirrender Rosse, blitzender Schwerter und dem Getöse der Siegesschreie ihrer Verfolger die gewaltige Streitmacht in sich zusammensackt wie ein leerer Handschuh und sich in wilder Flucht zu den rettenden Linien der eigenen Armee davonmacht.
    Ich glaube nicht, daß es mehr als zwei Drittel waren, die die eigenen Linien heil und unversehrt erreichten. Die Linien, die nun zum Angriff vorrückten, öffneten sich und schluckten die zurückflutenden Reiter auf. Mein Trupp zog sich ebenfalls wieder zurück. Wir hatten einen Verlust von nicht mehr als fünfhundert Mann zu beklagen – das war wenig, wenn man bedachte, wie wütend der Kampf getobt hatte. Ich sah nun, daß sich die feindliche Kavallerie auch von unserem linken Flügel zurückzog; wie jedoch der Kampf mit ihnen ausgegangen war, konnte ich nicht erkennen. Ich kann gerade das beschreiben, was sich in meiner unmittelbaren Umgebung abspielte.
    In der Zwischenzeit hatten die dichten Massen des feindlichen linken Flügels, die sich fast gänzlich aus Nastas Schwertkämpfern zusammensetzten, den kleinen Fluß überschritten, und unter lauten ›Nasta‹- und ›Sorais‹-Rufen schwärmten sie mit wehenden Fahnen und blitzenden Schwertern wie Ameisen auf uns zu.
    Wieder erhielt ich die Order, den Versuch zu unternehmen, diese Bewegung aufzuhalten, und desgleichen den Hauptstoß gegen das Zentrum unserer Armee, indem ich wieder die Kavallerie nach vorn werfen sollte. Ich tat dies, so gut ich konnte, indem ich fortlaufend Einheiten von je tausend Reitern ins Kampfgetümmel schickte. Diese Brigaden rissen tiefe Lücken in die Reihen des Feindes, und sie boten einen überaus prächtigen Anblick, wie sie da den Hügelabhang hinunterbrausten und sich wie ein lebendes Messer tief in das Herz der feindlichen Armee bohrten. Aber auch wir verloren viele Männer, denn nachdem unsere Feinde mehrere Male diese Angriffe, die gleichsam eine Art blutiges Andreaskreuz von Toten und Verwundeten durch das Zentrum von Nastas Truppe gezogen hatten, ohnmächtig hatten hinnehmen müssen, versuchten sie, der unwiderstehlichen Wucht dieser Attacken nicht länger eine starre, ungeschützte Front entgegenzusetzen, sondern wichen geschickt zurück und ließen den Ansturm wirkungslos ins Leere laufen, wobei sie sich auf den Boden warfen und Hunderten unserer Pferde die Knieflechsen zerschnitten und sie so zum Stürzen brachten.
    Und so gelang es dem Feind allmählich, trotz aller unserer verzweifelten Anstrengungen, Yard um Yard vorzurücken, bis er sich schließlich auf Goods Truppe von siebentausendfünfhundert Berufssoldaten warf, die sich in drei quadratische Kampfblöcke aufgestellt hatten, um dem Gegner Paroli zu bieten. Zur selben Zeit verriet mir ein entsetzliches, markerschütterndes Gebrüll, daß die beiden Linien im Zentrum und auf der äußersten Linken zusammengeprallt waren und nun die Schlacht voll entbrannt war. Ich erhob mich in meinen Steigbügeln und schaute nach links hinüber: Soweit das Auge blickte, schien die Sonne auf eine langgezogene, blitzende Linie aus Stahl von fallenden Schwertern und zuckenden Speeren.
    Hin und her wogten die miteinander ringenden Linien in jener erbitterten Schlacht. Manchmal gelang es der einen, ein wenig Boden zu gewinnen, dann war es wieder die andere, die nach vorn drängte. Wild wogte der Kampf, im

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