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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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müde, sich laut zu beglückwünschen, daß er den Lygonani getötet hatte, der damit gedroht hatte, das Mädchen zu ermorden. Und das war das letzte, was wir von dem schönen Missionshaus – einer wahren Oase in der Wüste – und der europäischen Zivilisation überhaupt sahen. Aber oft noch denke ich zurück an die Mackenzies und frage mich, ob sie es geschafft haben, zur Küste zu kommen, und ob sie wohl nun sicher und wohlbehalten in England sind und jemals diese Zeilen lesen können. Arme kleine Flossie! Ich frage mich, wie sie wohl zurechtkommt in Gefilden, in denen es keine schwarzen Diener gibt, die ihren gebieterischen Wünschen auf der Stelle nachkommen, und keinen himmelhohen, schneebedeckten Mount Kenia, den sie betrachten kann, wenn sie des Morgens aufsteht. Leb wohl, kleine Flossie!
    Nachdem die Missionsstation unseren Blicken entschwunden war, zogen wir unbehelligt am Fuße des Mount Kenia vorüber, den die Masai ›Donyo Egere‹ nennen, was soviel heißt wie ›der gesprenkelte Berg‹; und zwar bezeichnen sie ihn so wegen der zahlreichen schwarzen Punkte, die auf seiner mächtigen Kuppe erscheinen. Das sind die Stellen, an denen die Abhänge so steil sind, daß der Schnee nicht darauf liegenbleibt, so daß der nackte Fels zum Vorschein kommt. Danach zogen wir weiter, vorbei an dem einsam gelegenen Baringosee. Hier trat einer unserer beiden übriggebliebenen Askari unglücklicherweise auf eine Puffotter und starb kotz all unserer Rettungsversuche an dem Biß dieser überaus giftigen Schlange. Von da aus marschierten wir weiter, bis wir nach etwa hundertfünfzig Meilen einen anderen großartigen, ebenfalls schneebedeckten Berg erreichten, den Lekakisera. Soweit ich weiß, waren noch nie Europäer bis hierher gelangt. Es war ein grandioser Berg, doch leider kann ich mich nun nicht mit seiner Beschreibung aufhalten. Vierzehn Tage verweilten wir dort, und dann brachen wir auf in den dichten und unbewohnten Wald des riesigen Gebietes, das Elgumi genannt wird. Allein in diesem Wald gab es mehr Elefanten, als ich jemals zuvor gesehen hatte. Diese riesigen Säugetiere tauchen dort buchstäblich in Schwärmen auf, da sie dort vom Menschen völlig in Ruhe gelassen werden; ihrer Vermehrung wird nur Einhalt geboten durch jenes Gesetz der Natur, das dafür sorgt, daß kein Lebewesen die Zahl übersteigt, die das Gebiet, das es bewohnt, verkraften kann. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß wir nur wenige von ihnen abschossen. Zum einen, weil wir es uns nicht leisten konnten, unsere kostbare Munition zu vergeuden, die ohnehin gefährlich knapp geworden war (der Esel, den wir mit ihr beladen hatten, war beim Durchwaten eines überfluteten Flusses von der Strömung fortgerissen worden); zum anderen, weil wir keine Möglichkeit hatten, das Elfenbein fortzuschaffen. Und einfach um des Tötens willen zu schießen lehnten wir selbstverständlich ab. Also ließen wir die riesigen Tiere in Frieden; nur zweimal sahen wir uns gezwungen, eines zu erschießen, weil es uns angriff. In dieser Gegend, in der die nichtsahnenden Elefanten dem Jäger auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert sind, kann man sich ihnen auf offenem Felde unbekümmert bis auf etwa zwanzig Yards nähern. Dann standen sie da, die großen Ohren gespitzt wie ein verwirrter Riesenhund, und starrten auf dieses neue, außergewöhnliche Phänomen – den Menschen. Gelegentlich, wenn die Musterung nicht zu ihrer Zufriedenheit ausfiel, endete das Anstarren mit einem lauten Trompeten und einem Angriff; dies passierte jedoch nur selten. Und wenn es doch einmal geschah, dann griffen wir zu unseren Gewehren.
    Die Elefanten waren indessen nicht die einzigen wilden Tiere, die den riesigen Wald von Elgumi bevölkerten. Da gab es alle Arten von Wild im Überfluß, nicht zuletzt auch Löwen – zum Teufel mit ihnen! Seit mich einmal einer ins Bein gebissen und mich für mein ganzes Leben zu einem hinkenden Krüppel gemacht hatte, haßte ich den Anblick dieses Tieres. Was ebenfalls in riesigen Mengen herumschwirrte, war die verfluchte Tsetsefliege; ihr Stich ist für Haustiere tödlich. Man sagt, daß sich Esel – ebenso wie der Mensch – einer besonderen Immunität gegenüber ihren Attacken erfreuen; ich kann dazu nichts weiter sagen, als daß unsere – sei es aufgrund ihrer erbärmlichen Allgemeinverfassung, sei es, weil die Tsetsefliege in jener Gegend giftiger als anderswo ist, oder aus welchen Gründen auch immer – unter ihrem Angriff zusammenbrachen. Das

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