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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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uns drei leere, kaltgezogene Patronenhülsen aus Messing, über die er höchst erfreut war), und begaben uns auf eine Rundfahrt am Ufer des Sees entlang, um einen möglichst günstigen Lagerplatz für uns zu suchen. Da wir nicht wußten, ob wir noch einmal in das Dorf zurückkehren würden, packten wir unsere gesamte Habe in das Kanu, dazu einen halben gekochten Wasserbüffel (der, wenn er noch jung ist, eine wahre Köstlichkeit darstellt) und ließen das Kanu zu Wasser. Mehrere Eingeborene waren schon in leichten Booten vorausgefahren, um den Bewohnern der anderen Dörfer unser Nahen anzukündigen.
    Wie wir so gemächlich dahinpaddelten, machte uns Good auf das außerordentlich tiefe Blau des Wassers aufmerksam und sagte, er habe von den Eingeborenen, die erfahrene Fischer waren – Fisch bildete das Hauptnahrungsmittel der hiesigen Bevölkerung –, gehört, daß der See ungeheuer tief sei und auf dem Grunde ein Loch habe, durch das das Wasser abfließe und sich weit unten über ein tosendes Feuer ergieße.
    Ich wies darauf hin, daß das, was er da gehört hatte, sicherlich auf einer uralten Legende beruhte, die man sich seit Generationen unter der Bevölkerung erzählte. Wahrscheinlich wäre diese Legende auf die Zeit zurückzuführen, in der noch einer der erloschenen parasitären Vulkanschlote aktiv war. Wir sahen mehrere von ihnen rund um das Ufer des Sees, von denen ohne Zweifel mindestens einer noch zu einer Zeit aktiv gewesen war, als der Hauptvulkan, der jetzt das Becken des Sees selbst bildete, schon längst erloschen gewesen sein mußte. Als auch dieser schließlich erlosch, waren die Leute wahrscheinlich in dem Glauben gewesen, das Wasser des Sees sei hinuntergeflossen und habe das große Feuer unten gelöscht, insbesondere weil der See, obwohl er ständig von dem Wasser gespeist wurde, das von den schneebedeckten Gipfeln ringsum herabfloß, keinen sichtbaren Abfluß hatte.
    Als wir uns dem anderen Ufer des Sees näherten, stellten wir fest, daß es aus einer riesigen, senkrecht hochragenden Felswand bestand und nicht, wie an den anderen Ufern, aus einem allmählich ansteigenden Strand. Wir paddelten also parallel zu dieser Wand weiter am Ufer entlang, in einem Abstand von etwa hundert Schritt, und steuerten das Ende des Sees an, wo – wie wir wußten – ein Dorf lag.
    Nach einer Weile tauchte vor uns im Wasser eine beträchtliche Ansammlung von treibenden Binsen, Unkraut, abgerissenen Baumästen und ähnlichem Zeug auf. Irgendeine Strömung, die Good im höchsten Maße erstaunte, und für die er keine Erklärung fand, mußte das Zeug hierhergetrieben haben. Während wir noch daran herumrätselten, machte uns Sir Henry auf einen Schwarm großer weißer Schwäne aufmerksam, die kurz vor uns in der Strömung trieben und nach Nahrung suchten. Ich hatte schon mehrfach Schwäne vom Ufer aus über den See fliegen sehen, und da ich noch nie zuvor welchen in Afrika begegnet war, war ich natürlich äußerst begierig darauf, ein Exemplar davon zu erwischen. Ich hatte die Eingeborenen nach der Herkunft der Tiere gefragt, und dabei hatte ich erfahren, daß sie von jenseits der Berge kamen, und zwar immer zu bestimmten Jahreszeiten und immer morgens in der Frühe, wenn man sie leicht fangen konnte, weil sie völlig erschöpft waren. Als ich sie fragte, aus welchem Lande die Schwäne kamen, zuckten sie die Achseln und sagten, oben auf dem großen schwarzen Felsen sei steiniges, unbewohnbares Land, und dahinter befänden sich schneebedeckte Gebirge, wo keine Menschenseele wohne, und die von wilden Tieren bevölkert sei, und hinter dem Gebirge sei auf Hunderten von Meilen dichter Dornenwald, der so dick sei daß sogar die Elefanten ihn nicht durchdringen könnten, geschweige denn der Mensch. Auf die Frage, ob sie schon einmal etwas von einem weißen Volk gehört hätten, das hinter dem Gebirge und dem Dornenwald lebe, antworteten sie mit lautem Gelächter. Aber später kam dann eine uralte Frau zu mir und sagte, ihr Großvater habe ihr, als sie noch ein ganz kleines Mädchen gewesen sei erzählt, sein Großvater habe ihm erzählt, daß, als er klein war, sein Großvater die Wüste und das Gebirge durchwandert hätte, durch den dichten Dornenwald hindurchgedrungen wäre und ein weißes Volk gesehen hätte, welches jenseits des Waldes in steinernen Kraalen lebte.
    Diese Information, die ihren Ursprung in einem Ereignis hatte, das schon etwa zweihunderfünfzig Jahre zurücklag, war natürlich äußerst vage. Aber

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