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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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geschah glücklicherweise jedoch erst zwei Monate nachdem sie von der Fliege gebissen worden waren; plötzlich – es hatte zwei Tage lang heftig geregnet – starben sie alle gleichzeitig. Ich zog mehreren von ihnen die Haut ab und entdeckte bei allen übereinstimmend die langen, gelben Streifen auf dem Fleisch, die als charakteristisches Zeichen für den Tod durch den Biß der Tsetsefliege genau an der Stelle auftreten, an der das Insekt seinen Rüssel in die Haut hineinsticht.
    Sobald wir den Wald von Elgumi durchquert hatten und wieder in relativ freies Gebiet gekommen waren, schlugen wir, nachdem wir Richtung Norden marschiert waren – gemäß den Informationen, die Mr. Mackenzie von dem unglücklichen Wanderer, der sich zu ihm durchschlug, um dann so tragisch zu enden, erhalten hatte –, genau zum rechten Zeitpunkt den Weg zu dem großen See ein, den die Eingeborenen Laga nennen. Er sollte – nach dem Bericht des Wanderers – ungefähr fünfzig Meilen lang und etwa zwanzig Meilen breit sein. Von dort aus durchquerten wir in einem Marsch, der fast einen Monat in Anspruch nahm, ein gewaltiges, wellenförmiges Hochland; es ähnelte ein wenig der Landschaft, die mir von Transvaal her bekannt war; im Gegensatz zu jener war sie jedoch hie und da mit Flecken von Buschland durchsetzt, die die Einöde ein wenig auflockerten.
    Die ganze Zeit über befanden wir uns in einem kontinuierlichen Anstieg von etwa hundert Fuß pro zehn Meilen. Das Land machte in der Tat eine Steigung, die in der Ferne in einer Kette schneebedeckter Berge zu enden schien. Diese Bergkette steuerten wir nun an; dort sollten wir auch erfahren, wo der zweite See, von dem der Wanderer als einem ›See ohne Grund‹ gesprochen hatte, gelegen war.
    Endlich erreichten wir die Stelle, und als wir uns versichert hatten, daß oben in den Bergen tatsächlich ein See existierte, stiegen wir weiter, bis wir in etwa dreitausend Fuß Höhe an einen steilen Felsabsturz kamen. Etwa fünfzehnhundert Fuß unter uns erstreckte sich ein See von ungefähr zwanzig Quadratmeilen Oberfläche, der offensichtlich einen erloschenen Krater von riesigen Ausmaßen füllte. Da wir am Ufer dieses Sees Dörfer erkennen konnten, wagten wir den gefährlichen Abstieg, der uns durch Nadelwälder führte, die nun die steilen Innenabhänge des Kraters bedeckten. Unten wurden wir freundlich empfangen. Die Bevölkerung, einfache, unkriegerische Leute, die noch nie etwas von Weißen gehört, geschweige denn gesehen hatten, behandelten uns mit großer Ehrfurcht und Zuvorkommenheit und versorgten uns mit soviel Nahrung und Milch, wie wir essen und trinken konnten. Dieser großartige, wunderschöne See lag nach Auskunft unseres Aneroidbarometers nicht weniger als 11 450 Fuß über dem Meeresspiegel; das Klima hier oben war ziemlich kühl, fast so wie in England. Und in der Tat – in den ersten drei Tagen unserer Anwesenheit sahen wir nur wenig oder so gut wie gar nichts von der Landschaft, weil ein dichter, typisch schottischer Nebel alles einhüllte. Und hier fiel auch der Regen, der das Gift der Tsetsefliegen in den Körpern unserer restlichen Esel zur Wirkung brachte, worauf sie alle tot umfielen.
    Dieses Unglück brachte uns in eine arge Klemme, hatten wir doch nun keinerlei Transportmittel mehr. Zum Glück gab es aber auch nicht mehr soviel zu transportieren. Auch unsere Munition war äußerst knapp geworden; wir verfügten lediglich noch über hundertfünfzig Schuß Gewehrmunition und zirka fünfzig Schrotpatronen.
    Wir wußten nicht, wie wir weiterkommen sollten; es sah in der Tat ganz so aus, als wären wir mit unserem Latein am Ende. Selbst wenn wir den Entschluß gefaßt hätten, das Ziel unserer Reise aufzugeben (woran, sosehr es auch im Dunkeln lag, keiner von uns auch nur im Traum dachte), so schien es lächerlich, auch nur mit dem Gedanken zu spielen, in unserem gegenwärtigen Zustand die Reise von siebenhundert Meilen zurück zur Küste zu wagen. Sosehr wir nachdachten; es gab nur eine Entscheidung: erst einmal da zu bleiben, wo wir waren; die Eingeborenen waren uns wohlgesonnen, und zu essen gab es in Hülle und Fülle. Im Augenblick gab es nichts anderes zu tun, als zu warten, der Dinge zu harren, die da kämen, und soviel wie möglich Informationen über die angrenzenden Gebiete zu sammeln.
    Wir kauften also ein großes Holzkanu, das Platz genug für uns alle und unser Gepäck bot, von dem Häuptling des Dorfes, in dem wir untergekommen waren (als Zahlungsmittel dienten

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