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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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einsamen Autobahnabschnitt zu meiden.
    »Wir sollten zur Mautstelle laufen«, sagte Wade. Bryan sagte: »Da müssen wir zehn Meilen wieder zurück.«
    »Wenigstens würden wir dann in die richtige Richtung gehen«, sagte Ted.
    Eine Welle der Übelkeit überkam Wade, und er wusste, dass er keinen Schritt weiter laufen konnte. »Ich muss hier bleiben«, sagte er.
    Ted und Bryan wechselten Blicke.
    »Ja, ich bin krank. Zufrieden? Jetzt geht ohne mich weiter. Ihr habt die Nummern und Adressen und so weiter. Gebt einfach. Es kommt bestimmt bald ein Cop und findet mich.«
    Genau in dem Moment fuhr ein weißer Viertürer vorbei. Hundert Schritte weiter kam er quietschend zum Stehen.
    »Eine guter Samariter«, sagte Bryan. »Gott sei Dank.« Eine ziemlich kleine Frau stieg aus dem Wagen. Es war Shw. Bryan sagte: »Ach du Scheiße.«
    »Was zur Hölle macht ihr drei Versager hier draußen auf dem Freeway? Himmel, Bryan, du siehst aus wie Schweinchen Dick. Was ist denn mit euch passiert? Warte, sagt's nicht - ich will es wahrscheinlich gar nicht wissen.«
    »Nimm uns einfach mit bis zur Mautstelle.«
    »Nein. Ich verlasse dich und deine Freakshow-Familie. Idiotisch von mir, überhaupt anzuhalten, um euch drei Versager zu fragen, was ihr hier macht. Was macht ihr denn hier?«
    »Dad hat sich vor ein paar Meilen mit dem Wagen überschlagen. Wir sind auf dem Weg zu -«
    Shw hob die Hand und sagte: »Kein Wort mehr.«
    »He - wo hast du das Auto her?« Bryans Ton hatte sich merklich verändert.
    »Das hab ich gemietet, du Schwachkopf.«
    »Von welchem Geld?«
    »Von meinem Geld.«
    »Du hast kein Geld.«
    »O Mann, bist du blöd, Bryan.«
    »Bezahlt man heutzutage tatsächlich Leute dafür, dass sie ihre Babys umbringen lassen?«
    »Ich bin weg.« Sie machte die Tür auf.
    »Warte!«, rief Wade. »Mir ist hundeelend. Bring uns einfach zu einer Tankstelle und vergiss uns wieder.«
    »Ich will euch drei nicht in meinem Wagen haben.«
    »Wir setzen uns in den Kofferraum.«
    Das schien in Shws Augen tatsächlich irgendwie Sinn zu machen. »Warum sollte ich das tun?«
    Ted meldete sich erstmals zu Wort. »Vielleicht nur um uns zu beweisen, dass du keine totale Eff-o-tee-zet-e bist.«
    »Ihre honigsüße Rede rührt meine Seele.«
    Shw stieg ins Auto und knallte die Tür zu.
    Bryan sagte: »Danke, Dad - das war's mit unserer Mitfahrgelegenheit«, aber zur Überraschung aller legte Shw knirschend den Rückwärtsgang ein und raste derart schnell auf sie zu, dass sie einen Luftsprung machten. Sie drückte einen Knopf, und der Kofferraumdeckel ging auf. Durch einen Fensterspalt sagte sie: »Ihr habt zehn Sekunden zum Einsteigen. Zehn, neun, acht, sieben, sechs ...«
    Die drei kletterten hinein; aus irgendeinem unerfindlichen Grund roch der Kofferraum nach Fisch und scharfen Chemikalien. Als sie auf die Straße einbogen, wurden sie eingequetscht wie Welpen in einem Korb. Wade hob auf der rechten Seite mühsam den Kopf und übergab sich auf das Rücklicht, woraufhin Ted auf der linken Seite versuchte, sich so weit wie möglich von ihm wegzuzwängen. Bryan begann durch die Holztrennwand hinter den Rücksitzen mit Shw zu sprechen. »Ich liebe dich, Shw. Es ist mir egal, was du mit dem Kind machst. Ich liebe dich. Ich liebe dich.« Shws Reaktion bestand darin, einen Dance-Song von Gloria Estefan voll aufzudrehen. Minuten später bogen sie in eine Citgo-Tankstelle ein, wo Shw sie anbrüllte, sie sollten aussteigen. Ted und Wade gehorchten, Bryan hingegen nicht.
    »Bryan, es ist vorbei, okay? Jetzt steig aus meinem Auto.«
    »Nein.«
    »Wie du willst.« Sie legte mit angezogener Handbremse einen spektakulären Rückwärtsdreher hin und setzte den Wagen dann mit beträchtlichem Tempo in eine Beton-Werbetafel für einen Rundgang durch die Universal-Studios, die hinter der Tankstelle aufragte. Bryan wurde hinauskatapultiert wie ein Springteufelchen. Shw brauste mit quietschenden Reifen los und war im Nu verschwunden.
    Wade spülte sich gerade mit einem Schlauch ab, als Bryan auf ihn und Ted zuhumpelte.
    »Du hast wirklich einen erlesenen Frauengeschmack, Bryan«, sagte Ted.
    Als Antwort bespritzte Wade seinen Vater mit dem Schlauch, und Ted sagte: »O Mann, seid ihr empfindlich.«
    In dem Moment verzog Bryan das Gesicht.
    »Jetzt sag nicht -«, sagte Wade.
    »Ich glaub's nicht«, sagte Ted.
    Bryan hatte den Brief im Kofferraum gelassen.
    »Ich bin eben eine Niete.«

15
    Janet und Nickie kicherten wie Zeichentrickmäuse, als sie eine Biker-Bar

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