Alle Familien sind verkorkst
trostlosen, unansehnlichen Sumpfes. Sie waren geradewegs in eine nichtmenschliche Ära zurückversetzt worden. Ted stellte den Motor aus, und sein Körper verfiel in eine Art Schockstarre. Wade öffnete seine Tür, und die Alarmanlage machte ding-ding-ding. Er sah sich die Autoleiche von draußen an. »Du Arschloch! Dieser Wagen ist auf Beths Namen gemietet. Hast du irgendeine Ahnung, wie lange sie gearbeitet hat, um ihre verdammte Kreditwürdigkeit zurückzubekommen? Das Dach sieht aus wie ein gottverdammter Käsehobel.«
Teds Erstarrung löste sich ein wenig, er stieg aus und musterte den Wagen. »Entspann dich. Uns ist schließlich nichts passiert.«
»Nichts passiert? Wir sind erledigt. Und ich hab ihr auch noch davon abgeraten, den maximalen Versicherungsschutz zu nehmen. Sie wird verdammt noch mal ausrasten.«
Bryans Hormone und Enzyme, immer noch unter Schock, flitzten wie Gewehrkugeln in seinem Körper umher. »Dad, du bist unschlagbar. Kein einziges kaputtes Fenster. Selbst die Rückfenster sind unversehrt. Mann - das war so cool, es autsch! Aua! So 'n Mist ...«
»Bryan«, fragte Wade, »was ist denn jetzt wieder los?«
»Mich hat grad 'ne Ameise gebissen.«
»Eine was?«
»Eine Feuerameise. Kacke. Ich sitze mitten in einer Feuerameisenkolonie.« Bryan hatte sein rechtes Bein genau auf den Haupteingang eines Ameisenhaufens gestellt. »He, Bryan - die krabbeln überall auf dir rum - sogar bis hoch zu deinem Hals. Scheiße.«
Quietschend wie ein bremsender Zug versuchte Bryan die Tiere mit energischen, aber wirkungslosen Windmühlenschlägen abzustreifen. Seine Schreie erreichten fast unhörbare Tonhöhen.
Ted sah ein bisschen benommen aus. »Mensch, Dad«, sagte Wade. »Könntest du uns hier draußen vielleicht mal helfen? Bryan wird bei lebendigem Leibe aufgefressen.« Er wandte sich wieder Bryan zu: »Bryan, zieh dein Hemd aus. Die Ameisen kriechen unter den Stoff, dein Geruch macht ihnen Angst, und dann beißen sie nur noch mehr.«
Bryan wurde nur noch hysterischer. Wade riss ihm das Hemd vom Leib und befahl ihm, seine Jeans auszuziehen. Bryan war am ganzen Körper zerbissen; ein paar tote Ameisen baumelten wie blutfarbene Ohrringe an seiner bleichen Brusthaut. Wade klopfte sie ab. »Jetzt sind sie weg, Bry.«
Bryan lief zu einem Felsbrocken und hockte sich wimmernd darauf. Er bedeckte seinen Kopf mit den Händen und begann sich hin- und herzuwiegen.
Ted brüllte: »Hör auf, dich wie ein Mädchen aufzuführen, Bryan, und komm rüber und hilf uns, den Wagen aus dem Schlamm zu ziehen.«
»Ach, wir fahren einfach den kleinen Felsvorsprung dort hoch und zurück auf die Autobahn?«
Wade und sein Vater wetzten die Messer.
»Das reicht, du wandelnde Zeitbombe. Ohne dich und deine kindischen Spielchen wären wir immer noch auf der Straße.«
»Du bist der schlechteste Fahrer des ganzen verdammten Landes. Du hast den Wagen in den Sumpf gesetzt, nur um nicht von mir angefasst zu werden.«
»Du klingst wie 'ne Seifenoper.«
»Das hier ist keine Seifenoper, es ist das wahre Leben, und eher würdest du uns alle umbringen, als dich von mir berühren zu lassen.«
Ted sagte nichts. Wade ging auf ihn zu. Ted versuchte, cool zu bleiben, aber er begann zurückzuweichen. Genau in dem Moment schrie Bryan: »Der Brief!« Er deutete auf den Sumpf. Der Wind hatte Prinz Williams in der wiederverschließbaren Plastiktüte versiegelten Brief hinaus in den Sumpf geweht und trug ihn zunehmend schneller fort. Ted stand da wie angewurzelt, und Wade packte ihn. Er raffte seine schwindenden Kräfte zusammen und schubste seinen Vater in den Sumpf. »Du holst jetzt sofort den Brief, du Wichser. Das ist deine einzige Chance, deinen Arsch vor dem Bankrott zu retten.«
»Ich bin ganz voller Schlamm!«
»Hol den Brief!«
»Da sind vielleicht Alligatoren drin.«
Wade ging zum Rand des Sumpfs, hustete einen Schleimkloß hoch und spuckte ihn auf seinen Vater, verfehlte ihn jedoch knapp. »Ich oder der Brief. Du hast die Wahl.«
Ted drehte sich um und jagte dem Brief hinterher. Beim dritten Schritt tauchte er brusttief in das braune Wasser ein. Er paddelte ein paar Meter hinaus, packte den Brief, schnappte nach Luft und steuerte zurück ans Land, doch da stand Wade und würgte noch mehr Schleim hoch, spuckte ihn auf den Boden und sagte: »Und jetzt - entschuldige dich bei mir.«
»Wofür?« Ted hielt den Brief in der Hand.
Wade rotzte einen Qualster raus, der auf Teds Stirn klatschte wie ein Ei auf eine
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