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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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gab.«
    »Du solltest es mal mit dem Internet probieren, Ted.«
    »Ja. Nun, das Zeug turnte mich irgendwann nicht mehr an, und ich habe es so um 1975 rum weggeschmissen. Ich weiß noch, dass ich extra länger im Büro geblieben bin und das Zeug kistenweise in dem Müllcontainer unten an der Straße entsorgt hab, damals, als das Büro noch in der Dunsmuir Street war. Aber dann, als es weg war, fühlte ich mich noch schmutziger und ausgebrannter als vorher, als ich es noch in meinem Büro eingeschlossen hatte. Ich schätze, in dem Moment wusste, ich, dass es kein Zurück gab. Und ich fing an, mich wie ein Arschloch aufzuführen.«
    »1975. Das kommt ungefähr hin. Mir war nicht klar, dass dein Leben so Sex-gesteuert war. Ich dachte, es wäre die Arbeit, die dich stresste - ich meine, du bist aus der Raumfahrt ausgestiegen, um Öl-Pipelines zu entwerfen. Ich dachte, du hättest vielleicht das Gefühl, als wären dir die Flügel beschnitten. Du hättest vielleicht deinen Lebenssinn verloren.«
    »Hast du mich je betrogen?«
    »Nein. Aber ich hätte es beinahe. Mit Bob Laine, deinem ehemaligen Steuerberater, bei der Party, als du vorm Haus diesen Krach mit Wade hattest. Ich war ganz nah dran.«
    »Was war das bloß für eine katastrophale Nacht.«
    »Ich hab den ganzen nächsten Tag geweint - auf der Bank vom Tenniscourt.«
    »O je, das tut mir Leid. Du hättest es einfach tun sollen.«
    »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Doch. Ein Seitensprung hätte dir gut getan.«
    »Du hast Recht, das hätte er.«
    »Hey - wusstest du von meinem Drogenproblem?«
    »Deinem Drogenproblem?«
    »Anfang der Achtziger. Koks. Schaufelweise.«
    Janet seufzte. »Ich bin viel zu naiv, um auf so etwas zu kommen, Ted. Aus diesem Grund hab ich dir wohl auch so viel durchgehen lassen.«
    »Ziemlich viel.«
    Janet ging ein Licht auf: »Da sind unsere Aktienerlöse also geblieben - das war gar nicht der Börsencrash von 1987.«
    »Bingo. Entschuldige.«
    Janet seufzte. »Verjährt.«
    »Dass ich im Moment nicht ganz so ein Arschloch bin, liegt nur daran, dass ich keine Drogen nehme. Zum einen könnte ich sie mir nicht leisten, und zum anderen möchte ich clean sterben. Ganz schön sentimental, was?«
    In Janets Kopf fügte sich ein Puzzleteilchen ans andere. »Du bist bankrott, weil du dein ganzes Geld für Drogen rausgeschmissen hast - stimmt's?«
    »Tja, so sieht's aus.«
    »Hm.«
    Im Flur kabbelten sich die Zimmermädchen darum, wer die Handtücher vergessen oder nicht vergessen hatte und ob es die richtige oder die falsche Sorte war.
    »Ich würde dich jetzt gern in den Arm nehmen«, sagte Ted.
    »Im Ernst?«, fragte Janet. »Ja, im Ernst.«
    Janet wog das Pro und Contra seines Ansinnens ab. »Ich habe dich von ganzem Herzen geliebt, Ted Drummond.«
    »Ich habe dich auch von ganzem Herzen geliebt, mein Schatz.«
    »Du willst mich in den Arm nehmen?« »Ja, ich will dich in den Arm nehmen.« »Unser kleines Mädchen fliegt ins All, Ted.« »Unser kleines Mädchen.«
    Kurz darauf schliefen sie, wie Zwillinge im Mutterleib, Arm in Arm ein.
     

21
    Aus einer Telefonzelle unten an der Hauptstraße von Daytona Beach rief Wade Sarah unter ihrer Privatnummer an. Bryan stöberte in einem Laden in der Nähe, in dem es NASCAR-Fanartikel zu kaufen gab.
    »Sarah?«
    »Ach. Du bist's.«
    »Hä? Wie meinst du das, ›Ach, du bist's ‹ ?« »Genau wie ich gesagt habe.« »Alles in Ordnung?« »Ja, mir geht's gut.«
    Irgendwas stimmt hier nicht. »Was ist los, Schwesterchen?«
    »Wade, das ist wirklich der Gipfel, dass du mich einfach so anrufst.«
    »Wie - hast du gerade Training? Hätte ich um vier Uhr morgens anrufen sollen?« »Das mein ich nicht.« »Sarah, was ist los?«
    Sarah äffte ihn nach: »Sarah, was ist los ...«
    Wade war so schwindelig, als hätte er gerade eine Fahrt mit dem Shaker hinter sich. »Sarah, jetzt komm - das ist nicht fair. Ich hab keine Ahnung, was los ist.«
    »Ich weiß jetzt über Howie und Alanna Bescheid.«
    »Oh.«
    »Ja, oh.«
    »Wie? Wer hat dir das denn gesagt?« »Spielt das eine Rolle?« »Ja, allerdings.«
    Sarah verstummte am anderen Ende. Sie schniefte einmal und war den Tränen nahe.
    Wade sagte: »O Mann, Sarah, es tut mir Leid. Es tut mir so gottverdammt Leid, dass ich kotzen möchte, und mir ist wirklich zum Kotzen. O Mann. O Mann.« Sarah schniefte erneut. Im Hintergrund waren Lautsprechergeräusche zu hören. Wade fragte: »Von wem weißt du's?«
    »Gordon.«
    »Gordon Brunswick?«
    »Ja - Commander Gordon

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