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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Krabben satt ... Autofriedhöfe ... Helikopterflüge ... Biker willkommen!
    »Die Reichen - Scheiße, die werden vermutlich nie den Fuß nach Daytona Beach setzen, selbst wenn sie noch hundertmal reich wiedergeboren werden. Vielleicht fliegen sie drüber. Vielleicht werden ihre Drogen hier durchgeschleust. Aber das ist auch schon alles. Also, ich schätze, Daytona Beach dient auch dazu, den Mittelstand und die Armen in ihre Schranken zu weisen.«
    ... Taco Bell... Golfartikel-Discount... Akupunktur ...
    Sie fanden ein Hotel, ein pfauenblaues, gesichtsloses zwölfgeschossiges Gebäude, für das sie sich entschieden, weil hier vermutlich niemand Fragen stellen würde, wenn das Empfangs- personal zum Beispiel mitbekäme, wie zwei Männer einen Bewusstlosen durch den Seiteneingang in den Fahrstuhl trugen - eine Annahme, die sich als richtig erwies. Sie legten Ted aufs Bett. Aus dem Fenster konnte man den Ozean sehen, den Himmel und sonst nichts - ein blaues Rechteck über dem anderen, nicht mal ein Vogel. Janet zog die Gardinen zu.
    Das Handy, inzwischen halb aufgeladen, zirpte; es war Nickie. Mit gespielter Höflichkeit fragte sie Janet: »Hallo, Jan, wie geht's euch denn?«
    »Wie es uns geht, Nickie? Uns geht's superkalifragilistikexpialegorisch. Und wir hocken alle zusammen in einem Hotel in Daytona Beach - das ist eine lange Geschichte und du würdest nicht die Hälfte davon glauben. Wo bist du?«
    »Ich bin bei Kevin - mit Beth.« »Bei Kevin? Mit Beth?«
    Janet schrieb Kevins Telefonnummer auf und rief vom Festnetz aus zurück, während das Handy weiter lud. Wade sagte: »Was ist denn los? Mom, was -?«
    In das Haus in Kissimmee war eingebrochen worden, als Nickie zum Schaufensterbummel bei Dillard's war. Ungefähr zur gleichen Zeit war Beth zum Kennedy Space Center gefahren, hatte jedoch ihren Asthma-Inhalator vergessen, und als sie ins Zimmer hochging, um ihn zu holen, musste sie feststellen, dass auch dieses durchwühlt worden war. Sie hatte in Tränen aufgelöst Nickie angerufen. Das Seltsame war, dass bei keinem der beiden Einbrüche etwas gestohlen worden war. In Panik hatten sie beschlossen, sich bei Kevin zu verstecken.
    Wade nahm den Hörer und hielt ihn dann von seinem Ohr weg: »- dieser schwachsinnige Norm und sein hirnverbrannter Plan, und jetzt hängst du so tief mit drin, dass ich vor Angst fast verrückt werde.«
    »Beth, bleibt einfach, wo ihr seid. Ich komme euch holen.«
    »Uns holen? Du wirst uns vermutlich ins Grab bringen. Hast du noch nie von einer Erfindung namens Rufnummerkennung gehört? Du hast einen von Norms eiskalten Schlägern von unserem Telefon aus angerufen? Was hast du dir nur dabei gedacht?«
    »Ich hab gar nichts gedacht, Beth - niemand wird zu Schaden kommen«, sagte Wade, wie Janet fand, nicht ganz überzeugend.
    »Wie konntest du uns das nur antun, Wade?«

20
    »Wo sind die Jungs?«
    »Sie sind unten, Ted.« Janet lag neben ihrem Ex-Mann auf dem Hotelbett.
    »Hast du sie runtergeschickt?«
    »Ja. Ich wollte meine Ruhe.«
    »Gut.« Ted wandte den Kopf zu dem hinter Gardinen verborgenen Fenster. »Wie spät ist es?« »Früher Nachmittag. Ungefähr.« »Ich fühle mich grauenhaft.« »Kann ich mir vorstellen.« »Wieso sind die Vorhänge zu?« »Willst du das wirklich wissen, Ted?« »Ja.«
    Janet zögerte. »Weil ich Angst vor dem Tod habe. Ich habe aus dem Fenster geschaut, und da war dieser große, leere Himmel und dieser große, leere Ozean, und er sah nicht mal aus wie ein richtiger Ozean, sondern wie ein großes Becken mit destilliertem Wasser - sauber, aber steril ... tot. Da habe ich die Vorhänge zugezogen.«
    Beide schwiegen, und die kühle Luft im Zimmer fühlte sich auf Janets Armen und Gesicht wie Babypuder an.
    Ted sagte: »Ich hab ja selbst eine Scheißangst vorm Tod.«
    »Tja, darauf läuft es am Ende immer hinaus, nicht wahr?«
    »Ich werde sterben.«
    »Ted, jetzt erwarte nicht allzu viele Tränen von mir.«
    »Hm? Nein, natürlich nicht.«
    Janet fragte: »Ist dir noch schwindelig?«
    »Solange ich den Kopf nicht zu schnell bewege, geht es. Mir ist eher von der Sonne schlecht geworden als vom Saufen. Den Gin hab ich kaum angerührt.« Er stockte. »Hast du es Nickie erzählt? Ich meine, weiß sie, dass ich es weiß?«
    »Nein - warum?«
    »Nur so. Du glaubst, dass ich sauer auf sie bin, oder? Dass ich sie verlasse oder rausschmeiße.«
    »Der Gedanke ist mir allerdings gekommen.«
    »Bin ich nicht. Sauer, meine ich. Und ich werde sie nicht

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