Alle lieben Merry
gewehrt, zu jemandem zu gehören. Sie hatte dagegen angekämpft, an irgendetwas gebunden zu sein. Aber wenn man sich geliebt fühlte, war es anders. Zumindest wenn man sich von einem Mann geliebt fühlte, in den man sich selbst so rettungslos verliebt hatte.
Sie zog an seinem Sweatshirt, löste sich von seinen Lippen gerade so lange, wie sie brauchte, es ihm über den Kopf zu ziehen, und küsste ihn sofort wieder. Dieser Kuss war so tief, so leidenschaftlich, so innig, dass er ihn aus dem Gleichgewicht bringen würde.
Die Matratze der Couch war dünn, die Spiralfedern hart und die Wand so nah, dass Jack sich beinahe seinen Kopf gestoßen hätte – wenn sie ihn nicht aus dieser Gefahrenzone heraus und über sich gezogen hätte. Eines ihrer Beine hing über den Rand des Bettes hinaus – ihm ging es vermutlich ähnlich. Aber das schien im Moment nicht wichtig.
Ihre Brüste unter dem Sweatshirt waren nackt, sie spürte sein Herz schnell und fest an ihrem Körper pochen, spürte, wie ihre Nippel hart wurden und sich ihm entgegenstreckten. Eben hatte sie noch ihr Sweatshirt getragen, drei Sekunden später trug sie nur mehr ihr Höschen …
Schlechte Matratze hin oder her, zumindest gab es ein Kissen und eine Bettdecke, die zu den wenigen Dingen gehörten, die sie von zu Hause mitgebracht hatte. Jack schien beides nicht zu schätzen zu wissen, denn sie landeten samt ihren Kleidern im Nu auf dem Fußboden. Ebenso rasch legte er ein Bein um ihren Körper und schob sie unter sich.
Nicht dass sie etwas dagegen gehabt hätte.
Denn worin sie ganz bestimmt mehr Erfahrung als Jack hatte, war, sich zurückzulehnen und zu genießen. Mit ihm würde sie liebend gern daraus eine Kunstform machen. Sie schlang die Arme um ihn, zog die Beine etwas an und lockte ihn mit kreisenden Hüften. Er schien dieses Spiel zu verstehen, denn er stöhnte dicht an ihrem Hals wie ein Mann, der schreckliche Qualen erleidet. “Verdammt, Merry, hör auf. Was machst du bloß mit mir?”
Wie sollte sie jetzt aufhören? Wo ihre Verführung doch so offensichtlich willkommen war?
Egal, wie falsch ihr Leben lief … geliebt zu werden war das, was zählte. Sie glaubte daran, aus ganzem Herzen und mit ihrer ganzen Seele. Sie
brauchte
nichts von Jack. Aber zu spüren, dass sie geliebt wurde … veränderte einfach alles. Machte sie stärker.
Es machte so Vieles möglich. Und eine Sache, die ihr jetzt in diesem Augenblick möglich schien, war, aus einer Nacht voller Katastrophen eine Nacht der Zärtlichkeit, der Liebe und der heißen Sinnlichkeit zu machen. Es war sogar der ideale Zeitpunkt, ihre erotischen Fähigkeiten für eine lange, genüssliche Nacht einzusetzen.
“Du bist so überhaupt kein braves Mädchen, Merry”, zischte Jack an ihrem Ohr.
“Oh, vielen Dank.” Und tatsächlich, sie war auf den Geschmack gekommen. Normalerweise war sie nicht so ungehemmt, egal, wie gern sie im Alltag offen auf andere zuging, aber bei Jack … tja. Es machte so viel Spaß, diesen wunderbaren, starken, ernsthaften Mann um den Verstand zu bringen. Und es war so leicht …
Man brauchte ihn nur zu lieben. Seinen Körper zu genießen. Es auszukosten, ihn zu lecken und zu schmecken, zu locken und zu streicheln. Hier ein Kuss. Dort ein Zungenschlag. Als neue Spielart, an die sie zuvor noch nie gedacht hatte, presste sie ihre Brüste an seine Brust und massierte ihn mit kreisenden Bewegungen, weiter und weiter nach unten.
Er murmelte etwas Raues und Kehliges … und zum ersten Mal seit Tagen spürte sie, wie sich ein Lachen in ihr regte.
Das Leben bestand nicht nur aus Problemen – oder sollte es zumindest nicht. Es sollte aus Momenten wie diesen bestehen, in denen eine Frau mit ihrem Mann zusammen sein konnte. In denen nichts auf der Welt von Bedeutung war – außer der Liebe. Wenn eine Frau die ganze psychische Kraft, die sie aufbringen konnte, verschwenderisch ihrem Mann geben durfte.
Ihre Theorie bewies sich solange als tauglich, bis besagter Mann sie umdrehte und energisch aufs Bett drückte. Sein Gesicht, das sich über ihr in der Dunkelheit abzeichnete, sah so fein geschnitten aus wie das einer Marmorstatue. Doch seine Augen glühten dunkel und heiß.
“Hallo, mein Liebster”, flüsterte sie.
“Wage es nicht, so lieb mit mir zu reden – nach all dem, was du getan hast”, knurrte er und duckte den Kopf.
Dann überhäufte er sie mit Zärtlichkeiten. Merry lächelte. Er küsste sie unglaublich sanft und liebevoll. Und irgendwann spürte sie, wie er
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