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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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dann senkte er schnell den Kopf und nahm einen Schluck Scotch.
    “Meine Güte, ich hatte gehofft, du könntest ein wenig schlafen, Merry. Möchtest du einen Drink?”
    “Nein, danke.”
    Ehe sie noch etwas sagen konnte, begann er von der Reparatur der Stromleitung zu erzählen. Seine Stimme war ruhig und freundlich wie immer. Sie musste sich die Gefahr, die in der Luft lag, eingebildet haben, dachte sie. Sie musste das Aufblitzen der Leidenschaft in seinen Augen geträumt haben.
    “Auf deiner Veranda sieht es ziemlich übel aus, fürchte ich. Aber die Techniker vom E-Werk haben den Ast von deinem Dach entfernt und die kaputte Leitung repariert. Du hast also wieder Strom im Haus. Morgen musst du dich erkundigen, ob der Schaden durch Charlies Versicherung abgedeckt ist, aber ich glaube, da musst du dir keine Sorgen machen. Es muss allerdings ein Dachdecker kommen und sich den Schaden ansehen, und jemand muss sich um die abgeknickten Bäume kümmern.
    “Vielen, vielen Dank.” Merry zögerte. “Ich sollte jetzt wohl besser hinübergehen und anfangen, die Küche zu putzen …”
    “Um zwei Uhr nachts? Es sieht drüben vielleicht wirklich aus wie auf einem Schlachtfeld, aber es ist bestimmt leichter, bei Tageslicht aufzuräumen – und nachdem du dich ein bisschen ausgeruht hast.”
    Er hatte recht. Aber die Schuldgefühle nagten immer noch an ihr. “Jack, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll. Du hast dich mehr als großartig verhalten.”
    “Keine Ursache, Merry. Wir sind Nachbarn. Die Sache ist nicht der Rede wert.”
    Jacks Stimme hatte wieder diesen gereizten, nervösen Klang. Wie sie es hasste, eine solche Nervensäge zu sein. Sie trat etwas näher zu ihm. “Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mit tut, dass ich so eine Belastung für dich bin. Ich verspreche, dass es nicht zur Gewohnheit wird. Es ist schlimm, dass ich dir dadurch deinen Samstagabend vermasselt habe …”
    “Nicht der Rede wert. Vergiss es, Merry.” Er nahm noch einen großen Schluck von seinem Scotch.
    “Es ist sehr wohl der Rede wert.” Sie holte tief Luft und machte noch einen Schritt auf ihn zu. “Jack, ich merke, dass du von mir genervt bist. Man hört es an deiner Stimme. Und ich kann es dir wirklich nicht verdenken. Mir ist bewusst, dass ich eine Zumutung war. Aber …”
    “Es ist nicht deswegen.”
    Merry hielt inne. Er hatte eben zugegeben, dass er von ihr genervt war. “Warum dann?”
    Er stellte das Glas unsanft auf den Tisch. “Nichts.”
    Sie sah ihn verwirrt an. “Ich hatte nie vor, dich in diese Situation zu bringen. Und ich wäre gern eine bessere Nachbarin, sozusagen ein guter Kumpel …”
    Beim letzten Wort verfinsterte sich sein Blick noch mehr. “Merry, das wird viel, viel leichter funktionieren, wenn ich weiter von dir genervt bin. Hast du es jetzt verstanden?”
    “Äh … nein.”
    Er verdrehte die Augen. “Vielleicht bin
ich
für dich ein Kumpel. Oder ein Nachbar. Ein Typ, der zu alt für ein heißes Date am Samstagabend ist.”
    Merrys Verwirrung verwandelte sich in völlige Entgeisterung. Sie versuchte sich zu erinnern, ob sie etwas gesagt hatte, was er als Beleidigung aufgefasst haben könnte. Denn so hörte er sich jetzt an. Beleidigt. “So etwas ist mir überhaupt nie in den Sinn gekommen”, versuchte sie einzuwenden.
    “Es ist einfach besser, wenn ich dich weiterhin als nervig empfinde.”
    Und da sagte man von Frauen immer, sie seien rätselhaft! Merry starrte ihm in die Augen, bemüht, seine männliche Logik zu verstehen. “Ich will nicht, dass du von mir genervt bist”, versicherte sie ihm.
    “Doch, das willst du.”
    “Nein, ganz bestimmt nicht.”
    “Verdammt, Merry.” Er griff nach ihr und zog sie schneller an sich, als ein Cowboy sein Lasso warf.
    Sie sah, wie er die Arme hob. Sah sein grimmiges Gesicht. Erschrak, als er sie stürmisch umarmte und seine weichen Lippen, die nach Whiskey schmeckten, auf ihre presste.
    Wie hätte sie ahnen sollen, dass das passieren würde? Ja, natürlich hatte sie ihn schon geküsst, aber das waren Küsse gewesen, die ein Dankeschön ausdrücken sollten. Zugegeben, vielleicht hatte sie mehr empfunden. Vielleicht hatte sie sich so zu ihm hingezogen gefühlt, dass ihr ganzer Körper in Aufruhr geraten war. Aber auch wenn er ein gut aussehender Mann war, in dessen Gegenwart sie immer dieses verräterische Prickeln fühlte, hatte sie ihm doch niemals zu verstehen gegeben, dass sie mehr wollte. Erstens hatte sie kein Interesse, sich im Moment

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