Alle lieben Peter
den Verkehr gewöhnt! Und es sind doch jetzt sicher schon viel mehr Wagen da wegen des Schnees oben in den Bergen!«
»Den beiden Strolchen passiert nichts!« sagte ich männlich und würdevoll. Aber in meinem Innern hatte ich auch etwas Angst, wie ein Hundevater sie immer empfindet, wenn sein Verein nicht komplett ist. Ich ließ den Kleinen daheim, nahm die Leinen der beiden anderen und wanderte dem Ort zu. Nach einigen vergeblichen Streifzügen hörte ich es vielfach bellen. Ich bog in die kleine krumme Gasse hinter der Kirche ein, und dort, vor dem Pfarrhaus, saßen sie, inmitten einer großen Versammlung. Die Tagung galt ganz offenbar der strubbeligen schwarzen Schäferhündin des Pfarrers, die auf den Namen Nausikaa hörte. Ganz vorn, in der ersten Reihe, saßen die großen Hunde: die schwarzweiße Dogge vom Fleischer Wörle, der böse Wolfshund Harras vom Sägewerksbesitzer, daneben noch zwei Airdales, ein Dobermann und mehrere großgeratene Mischungen, die meisten von ihnen offenbar unter der Mitarbeit des Apotheker-Chow-Chow Nanuk entstanden. Diese Großen bildeten einen Verein, der im Laufe der Zeit eine strenge Rangordnung unter sich entwickelt hatte und nichts anderes neben sich duldete. Der einzige, der darin aufgenommen wurde, war, wie üblich, Cocki. Übrigens — wie ich mit Schmunzeln beobachtete — ein ungewöhnlich sanfter und charmanter Cocki, der diese Ehre sichtlich zu schätzen wußte und es als Eintrittspreis zuließ, daß die Großen ihn unter sich herumreichten, indem sie zum Zeitvertreib seine molligen Hüften umarmten.
In der zweiten Reihe saß allerhand kleineres und mittleres Zeug, ein Goldterrier, drei Foxl, die Bracke vom Förster Huber und fünf weiße Spitze. Auch Peter war darunter, aber während die übrigen sich mit der zweiten Reihe zufriedengaben, hatte er es sich in den Kopf gesetzt, neben Cocki zwischen den Großen zu thronen. Das gelang ihm jedoch nicht. Zähnestarrende Riesenrachen fuhren ihm entgegen, und einmal veranstalteten Harras und der Dobermann direkt eine Treibjagd auf ihn. Nur seine phantastische Schnelligkeit bewahrte ihn vor einer schweren Züchtigung. Er blieb mit pumpenden Flanken und hechelnder Zunge weit hinten stehen und starrte aus heißen, wilden Augen auf den Kreis.
Ich ging auf ihn zu. »Komm, Peterle«, sagte ich, »gehen wir! Laß doch die Dussel hier sitzen!«
Aber er sah mich nur kurz an: »Das verstehst du nicht!« Dann machte er kehrt und schnürte, wie an der Leine gezogen, gegen den Marktplatz ab. Nanu, was sollte denn das? Aber zunächst mußte ich den Dicken abschleppen.
Das war leichter gedacht als getan. Der kleine Löwe zeigte nicht die geringste Neigung, sich von Nausikaas holden Düften zu trennen. Er spielte regelrecht Haschemich mit mir, zum großen Gaudium der Dorfjugend, die sich allmählich angesammelt hatte.
Ich hielt erschöpft und verärgert inne, wischte mir den Schweiß von der Stirn und war schon entschlossen, wegzugehen und der Versammlung ihren Lauf zu lassen. Da plötzlich sah ich etwas — und glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Aus der Kirchgasse hervor brachen Peter und ein Hund, der auf den Namen Ratzi hörte und auch so aussah. Er war etwas ganz Niedriges, Dackel-beiniges, hatte vorn eine lange dünne Schnauze wie ein Ameisenbär und hinten einen riesigen dicken Schwanz, den er meist waagerecht hielt.
Es gehörte zu den Veränderungen, die sich an Peter seit seiner Heimkehr zeigten, daß er sich einen Hundefreund außerhalb des Hauses angeschafft hatte, und zwar eben diese Spitzwurst. Ratzi war, genau wie Peter, ein ausgesprochener Charakter und kommandierte eine ganze Schar kleiner Hunde im Ort. Darunter waren mehrere Dackel, Langhaardackel, Rauhaardackel, normale Dackel, Scotch-Terrier und die üblichen Promenadenmischungen, alles Parterreakrobaten wie er selbst. Er hielt seine Bande mit scharfen Bissen eisern im Zug. Sie unternahmen gemeinsame Raub- und Streifzüge, und ich sah sie oft über eine Straße kreuzen oder auf einem Stoppelfeld zusammen nach Mäusen graben, Peter immer neben Ratzi. Unter all diesem kurzbeinigen Gewimmel wirkte er wie der Storch im Salat. Das Verhältnis der beiden Freunde war ausgesprochen kollegial, ritterlich und beruhte offenbar auf einer tiefen gegenseitigen Wertschätzung. Peter tastete Ratzis Herrschaft nicht an, und Ratzi seinerseits war stolz auf seine engen Beziehungen zu einem Hochbeinigen.
Auch jetzt hatte die angespitzte Ratziwalze Mühe, mit Peters Getänzel Schritt
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