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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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auch ins Badezimmer. Da standen sie alle drei und leckten die Weihnachtsgans, immer abwechselnd, am Po.
    Schließlich war es Heiliger Abend. Es gab für mich selbstgestrickte Schafwollstrümpfe von der Mama, Bücher, Zigarren und Schnaps. Die Mama bekam Konfekt, Vermouth und ein neues Dirndl, Frauchen einen elektrischen Toaströster, Parfüm und einen Plattenspieler mit Schubert-Platten. Für jeden der Hunde gab es eine Wurst, eine dicke Polnische, die sie sofort auffraßen. Wir hatten viele Briefe. Stefan und Renate kündigten ihren Besuch an. Auch Gutknechts hatten geschrieben: sie hätten sich mein neues Buch gekauft, wie es uns denn ginge — das erste Weihnachten ohne uns...
    »Wie rührend!« sagte die Mama und schnitt eine Grimasse.
    Ich warf den Brief ins Feuer.
    Dann gingen wir noch alle sechs spazieren. Am Vormittag hatte ich zur Feier des Tages den ganzen Weg bis zur Landstraße freigeschippt. Das machte sich jetzt bezahlt. Der Frost zog an. Der Schnee quietschte unter den Füßen. Drüben bei Werneburgs brannten auch schon die Lichter.
    Wir wanderten bis ins Städtchen. Auf dem Marktplatz stand ein ganz großer Baum mit elektrischen Kerzen. Kein Mensch zu sehen. Nur die Gesichter der Häuser blickten uns an wie gute alte Freunde. Alle hatten weiße Pudelmützen auf, und alle Holzbalkons waren mit glitzernden Schneegirlanden dekoriert. Es war, als ob man in einer altvertrauten lieben Stube stände.
    Hinter den Fenstern brannten die Lichter an den Bäumen, und oben zogen weiße Lämmerwölkchen durch schwarzblauen Sternenhimmel. Riesenhaft die Berge ringsum. Ihre uralten Gesichter so nah, daß man dachte, man brauche bloß die Hand auszustrecken, um ihre Runzeln und Eispyramiden berühren zu können.
    Unsere drei hatten sich verkrümelt und überall ihre Initialen in den Schnee gezeichnet. Dann waren sie wie auf ein geheimes Kommando plötzlich alle wieder da.
    »Wollen umkehren«, sagte Frauchen, »nach Hause.«
    Weffi und Peter hatten sofort begriffen und sausten los. Nur Cocki schnitt ein Gesicht und latschte mißmutig hinterher.
    »Was hat er denn?« fragte Frauchen. »Er war überhaupt den ganzen Abend so komisch! Hat seine Wurst genommen und ist gleich zur Mama ins Zimmer gekrochen!«
    »Er muß doch Höhle spielen!« sagte ich.
    »Oder es ist ihm übel«, meinte die Mama. »Das kann ja nett werden, da werde ich wohl den Heiligen Abend mit dem Scheuerlappen beschließen müssen.«
    »Keine Angst, Pessimunkelchen«, sagte ich, »wenn er sich überfressen hätte, wäre es ihm längst aus dem Gesicht gefallen.«
    Während des Heimweges erwogen wir die verschiedenen Vorgänge, die sich eventuell in Cockis Gedärm ereignen könnten. Aber zu Hause schien er alles vergessen zu haben. Er hupfte mit den zweien auf die Couch und übernahm den Baß in ihrem Schnarchkonzert.
    »Ach, laßt uns doch noch mal die Kerzen anzünden«, meinte Frauchen.
    »Wozu?« kritisierte die Mama. »Sie sollen doch noch zu Silvester brennen!«
    »Ich kaufe neue, Mami.« Und damit steckte ich die erste Kerze an.
    »Kaufen — kaufen! Es kann nicht genug gekauft werden, bis dann wieder...«
    In diesem Augenblick wurde ich auf Cocki aufmerksam. Er stand tiefgekränkt von der Couch auf, machte uns mit einem Säuferblick nieder und watschelte ab.
    »Da!« sagte die Mama. »Jetzt geht’s los! Paßt auf — ich glaube, ich höre ihn schon rülpsen!«
    Ich ging hinterher. Er lag nebenan in meinem Zimmer auf der Couch und sah mich böse an.
    Ich machte die Tür hinter mir zu: »Was ist denn, kleiner Löwe?«
    Sofort legte er sich auf den Rücken, hechelte und tatzte nach meinem Gesicht. Eigenartig! Die Mama kam hinterher: »Na?« Im Augenblick, als sie die Tür öffnete, wälzte er sich wieder herum und schnitt ein Gesicht. Da kam mir eine Idee...
    »Augenblick!« sagte ich, ging ins Nebenzimmer, nahm eine Kerze aus dem Halter und brachte sie herein. Im Nu war er von der Couch, verschwand darunter und knurrte wütend.
    »Das Feuer!« sagte ich. »Er hat Angst vor dem offenen Feuer! Der Urinstinkt des Wildhundes!«
    Die Mama blies schnell die Kerze aus.
    »Nun bist du doch zufrieden«, sagte ich zu ihr, »kein Scheuerlappen am Heiligabend!« Ich ging wieder ins Wohnzimmer, blies die Kerzen aus und schaltete das Licht wieder ein. Gleich war Cocki wieder da und schubste Peter und Weffi zur Seite, die vor der Mama hockten und mit Pfefferkuchen und Marzipankartoffeln gefüttert wurden.
    »Noch mehr Kundschaft?« fragte sie. »Das kostet mich ja

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