Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
Vom Netzwerk:
Von wegen deiner könnt’ die Post bankrott gehen!«
    Ich hatte derweil den ersten Brief aufgemacht. Von der Gefährtin. »Na, was schreibt die Frau?« erkundigte sich Widderhals.
    »Danke. Es geht allmählich besser. Sie kann jetzt schon Thermalbäder nehmen und wird massiert.«
    Ich machte den zweiten Brief auf, von Tante Helene. »Wie geht’s denn dem Peterle?« fragte der Postbote.
    Ich las vor: »Mein lieber Junge! Ich hoffe, daß es Dir einigermaßen geht auf Deinem Kuhdorf.« (Hinter >geht< konnte ich noch schnell umredigieren und las vor: «... in deiner ländlichen Idylle.«) »Mir geht es auch ganz gut. Schon seit zwei Wochen plagt mich die Galle nicht mehr. Das liegt sicher an Peterle, der jetzt sehr reizend ist. Er ist ein ganz artiges Hündchen geworden, schläft sehr viel und immer auf seinem Kissen. Der Appetit läßt allerdings noch zu wünschen übrig. Neulich raste er mal plötzlich zur Tür, als draußen eine Hupe war, so ähnlich wie Deine. Da hat er zwei Tage nichts gefressen. Aber jetzt hat er’s schon wieder hinter sich. Es regnet jetzt viel hier. Habt Ihr Peter denn niemals ein Regenmäntelchen umgetan? Ich hatte noch eins von Bella, aber als ich es ihm jetzt umband, blieb er wie vom Blitz getroffen stehen und war durch nichts zu bewegen, auch nur einen Schritt weiterzugehen.« (Der Brief hatte bisher auf mich gewirkt, als hätte ich eine Packung Rasiermesser verschluckt. Aber jetzt mußte ich doch lachen: mein Peterle, mein schwarzer Pfeil — und Regendeckchen! Ich sah seine rollenden Negeraugen vor mir. Aber sie meinte es ja gut!) »Mit der Frau Kapitän Hansen von nebenan hat’s neulich fast Verdruß gegeben. Ihre Asta war läufig, und als sie mit ihr zum Markt ging, grub sich Peter ein Loch durch den Zaun und lief hinterher und wollte es ausnutzen. Aber Frau Hansen hat ihn mit dem Schirm geschlagen. Am Nachmittag kam sie angebraust, wütend wie ein Puter. Peter sei bei ihr oben gewesen (sie wohnt im zweiten Stock) und habe ihr aus Rache an die Tür gemacht. Ich war erst ganz bestürzt, weil das doch gar nicht zu seinem Charakter paßt, und habe ihr gesagt, ich würde ihn strafen. Dann aber fiel mir ein, daß es ja nur der Geruch von der Hündin war, und außerdem hat das kleine Frauenzimmer (die Hündin) selber schuld. Eine gewisse Sorte Weiber kann’s eben nicht lassen, den Kerls freundliche Nasenlöcher zu machen, und dann hinterher sind sie entrüstet. Ich habe ihr (der Hansen) darüber einen Brief geschrieben, und am nächsten Tag kam sie und meinte, ich hätte ganz recht. Sie versöhnte sich mit Peter und war ganz gerührt, daß er nicht von ihrer Seite wich. Dabei war das alles wieder nur wegen des Geruchs. So leben wir Frauen von einer Illusion zur anderen. Aber was haben alte, einsame Weiber, wie wir beiden, auch sonst zu tun? Niemand vermißt uns. Deine Tante Helene.«
    Der Postbote grinste: »Der alten Pute fehlt nix wie’n Waschkorb voll Kinder.«
    »Kannst ihr ja ‘n paar von deinen Würmern abgeben«, meinte Widderhals und goß sich noch einen Schnaps ein.
    Der Postbote sah mich an: »Tut Ihnen wohl sehr leid, Ihr kleiner Schwarzer?«
    Ich konnte nur nicken.
    Er stand auf: »Na, vielleicht können Sie ‘n bald holen.«
    Auch Widderhals stand auf und zog sich mit dem sicheren Taktgefühl unverbildeter Naturen zurück.
    Ich las noch den Brief von der Mama, die natürlich wollte, daß ich baldmöglichst käme. Andererseits verstände sie, daß ich viel zu tun habe. Ich schrieb ihr schnell eine Karte. Weffi kam mit einem Stöckchen, sah an mir hoch, ließ dann das Stöckchen fallen und steckte mir den Kopf zwischen die Knie. Ich tätschelte ihn: »Sobald wir Geld haben, holen wir uns das Peterle, was?«
    Auch Zollo kam, rieb sich an meiner Hose und wurde ebenfalls getätschelt. Dann schlenderte ich durch den Garten an den Mühlbach. Die Puterhenne Agathe kam mir in den Weg, turmhoch emporragend über Enten und Hühnern.
    »Tschucktschuck!« sagte sie freundlich und drehte das eine Auge zu mir auf. Augenblicklich war sie innerlich besonders unerfüllt, da sie nichts zu bemuttern hatte. Sonst benutzte man sie, da niemand sie schlachten wollte, zum Ausbrüten von Enteneiern. Jetzt aber waren gerade keine da, nur eine der Hennen hatte ganz spät noch mal Küken und führte sie. Agathe war dauernd hinter ihr her und versuchte, sich wenigstens als eine Art Vizemutter nützlich zu machen. Aber die Henne reagierte ausgesprochen sauer.
    »Agathe«, sagte ich, »es ist alles so

Weitere Kostenlose Bücher