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alle luegen

Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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konnte. Würden sie mich umbringen, wenn sie es nicht bekämen? Aber warum mussten sie es unbedingt haben? Zehn Minuten später sah das Zimmer aus, als ob ein Wirbelsturm hindurchgefegt wäre. Kissen und Decken lagen auf dem Boden. Zeitschriften und Bücher waren aus den Regalen gezerrt worden. Schubladen hingen durchwühlt aus der Kommode. Das Stück war weg...
    Yassi sah sich, die Hände in die Hüften gestemmt, prüfend um. Dann ging sie durch die Wohnung und öffnete und schloss lautstark weitere Schubladen und Schränke. »Was hast du damit angestellt?«, wollte sie wissen.
    »Gar nichts hab ich damit angestellt«, sagte ich.
    »Hast du es mit in Christians Wohnung genommen?«
    »Ich war nie in Christians Wohnung.«
    Plötzlich weiteten sich ihre Augen. »Fuck«, sagte sie und schnippte mit den Fingern. »Giti hat behauptet, Christian hätte das Stück.« Sie schien eher mit sich zu reden als mit mir. »Und sie meinte, er hätte es dir zurückgegeben.«
    Ich verstand gar nichts mehr. Christian war mir nicht wie die große Leseratte vorgekommen. Trotzdem - nur drei Leute hatten meine Wohnung betreten: Christian, Kyle und Jan. Was bedeutete, dass einer von ihnen es mitgenommen haben musste. Aber warum? Ich hatte keine Ahnung. Diese Arschlöcher.
    »Sieh zu, dass du das Scheißding findest«, befahl Yassi. Wir standen wieder im Wohnzimmer. Der Dicke schnarchte. Yassi ohrfeigte ihn und sagte etwas, das abgehackt und guttural klang. Er schlug die Augen auf und blickte mich verständnislos an, als wüsste er nicht, wo er war. Dann erhob er sich stöhnend von der Couch und ließ die kleine Pistole in seine Tasche gleiten.
    Yassi kam mir noch einmal gefährlich nahe. »Wir kommen wieder«, sagte sie. Und weg waren sie.
    Ich befolgte Carmis Befehle penibel. Mit zitternden Händen schob ich jeden Riegel vor und befestigte die Kette. Dann wankte ich zur Couch und ließ mich darauf fallen. Der Dicke hatte einen muffigen Geruch wie nach gebrauchten Sportsocken hinterlassen. Ich stand auf und öffnete ein Fenster. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Yassi eingebrochen war - vermutlich waren sie direkt hinter mir hereingekommen. Ich wäre am liebsten ins nächste Flugzeug gesprungen und nach Kalifornien zurückgejettet. Wenn Carmi nicht gewesen wäre, hätte ich es schon vor Tagen getan. Ich überlegte, ob ich die Polizei rufen sollte. Aber was sollte ich ihnen sagen? War ich bedroht worden? Man konnte es wohl so nennen; ich fühlte mich jedenfalls so. Aber ich wollte mich nicht selbst ins Spiel bringen - ich wollte nicht mit hineingezogen werden. Aber ... wo hineingezogen eigentlich? Irgendwie hoffte ich, dass sich diese ganze Geschichte irgendwann von selbst erledigte. Warum hatte Yassi gesagt, dass sie wiederkommen würde? Aber mit etwas Glück würde ich ja dann schon weit weg sein. Und wenn sie mich wirklich hätte erledigen wollen, hätte sie schließlich gerade die perfekte Gelegenheit dazu gehabt.
    Was ich einfach nicht begreifen konnte, war, dass Yassi Malcolms Manuskript haben wollte. Kannten sie sich etwa auch? Entging mir hier irgendetwas? Verstehen tat ich jedenfalls gar nichts mehr. Ich beschloss, Malcolm anzurufen. Obwohl ich nicht wusste, was genau ich ihn fragen sollte...
    »Pronto«, meldete er sich.
    »Malcolm?«
    »Wer sonst?«
    »Hier ist Alex.«
    »Wie geht’s, meine Liebe?«
    »Gut«, log ich.
    »So klingen Sie aber nicht.«
    Ich seufzte. »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Das alte Klischee.«
    »Tja«, sagte ich und wechselte das Thema. »Hören Sie mal, kennen Sie eine Yassi?«
    »Yassi?«, wiederholte er. Er sprach den Namen aus wie eine komplizierte fremdländische Vokabel. »Hört sich an wie eine Falafel-Sorte.«
    »Ist aber eine Frau.«
    »Dann nicht«, sagte er. »Aber ich kenne eine Falassi. Sie ist allerdings ein Er und eine verdammt gute Schauspielerin.«
    »Schön«, sagte ich, ohne zu wissen, ob ich ihm glauben sollte. In letzter Zeit glaubte ich eigentlich niemandem mehr. Andererseits hatte Malcolm bei der Erwähnung von Yassis Namen wirklich nicht den Bruchteil einer Sekunde gestutzt.
    »War das alles?«, fragte er.
    »Glaub schon.«
    »Ist diese Yassi an meiner Arbeit interessiert?«
    »Das ist sie tatsächlich«, sagte ich.
    »Dann sagen Sie ihr, sie soll meinen Agenten anrufen. Haben Sie was zu schreiben?«
    »Ja«, behauptete ich, obwohl das nicht stimmte.
    »Woran insbesondere?«
    »Kitty Kats-«
    »An diesem Mist?«
    »Ich dachte, es wäre genial?«
    »Ja, ich weiß.« Er

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