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Titel: alle luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Castaldo
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Vermutlich konnte man daraus schließen, dass er nicht lange bleiben wollte. »Noch eins«, sagte er jetzt. »Wir haben in Olsens Wohnung ein Manuskript gefunden. Von einem Typen namens...« Er blätterte wieder durch sein Notizbuch. »Foxman. Malcolm. Ein Theaterstück. Kit Kats und irgendwas. Witzige Geschichte.«
    Da war es also gelandet. Yassi hatte zum zweiten Mal Recht gehabt. Christian musste es aus meinem Schlafzimmer genommen haben, obwohl mir das nun wirklich völlig unverständlich war. »Ich habe mit Malcolm bei Barneys gearbeitet.«
    »Das wissen wir«, erklärte mir Jacob. »Wir haben Foxman zum Verhör vorgeladen.«
    »Das war sicher interessant«, sagte ich und lachte. Ich wusste ja bereits, dass sie mit ihm gesprochen hatten. Jacob war offenbar der >Blickfang< gewesen, den Malcolm erwähnt hatte. Aber diese Neuigkeit ließ vor allem Malcolm in neuem Licht erscheinen.
    »Das kann man laut sagen«, erwiderte Jacob grinsend. »Er sagte, er hätte Ihnen das Stück geliehen, aber Sie hätten es verloren.«
    »Nicht verloren«, verbesserte ich. »Es ist verschwunden.«
    »Überall auf den Seitenrändern ist Hangermans Handschrift zu finden«, erzählte Jacob weiter. »Er hat zu allem einen Kommentar geschrieben wie ein Kritiker.«
    Die ganze Sache wurde immer seltsamer. Kyle als Theaterkritiker? Theaterschauspieler traf es eher. Natürlich hatte ich überhaupt keine Ahnung, was Kyles Gekritzel in Malcolms Arbeit zu suchen hatte. Vermutlich bewies das, dass Kyle Christian - oder Malcolm oder beide -gekannt hatte. Warum die drei sich für ein und dasselbe Stück interessierten, war mir ein Rätsel. Dass sie eine Art Buchclub gegründet hatten, war wohl eher nicht anzunehmen.
    »Wann haben Sie festgestellt, dass das Stück weg war?«, fragte Jacob.
    »Ich weiß nicht mehr.« Ich wollte nicht unbedingt zugeben, dass ich mich, bis Yassi gekommen war, gar nicht wirklich um den Verbleib des Manuskripts gekümmert hatte.
    »Das reicht mir leider nicht.«
    »Was wollen Sie denn von mir hören?« Christian war so oft bei mir gewesen, dass ich unmöglich sagen konnte, wann genau er es mir geklaut haben sollte. Zumal ich keine Lust hatte, in Jans Anwesenheit die Einzelheiten durchzugehen.
    »Sie weiß es nicht«, stellte Jan nochmals klar, als ob Jacobs Fragen ihn langweilten. Es war schön, ihn auf meiner Seite zu wissen.
    Jacob ignorierte ihn. »Wir haben Kyles Fingerabdrücke überall in Olsens Wohnung gefunden«, fuhr er fort. »Sogar ein paar auf seiner Zahnbürste. Wollen Sie mir nicht sagen, wie oft die beiden zusammen waren?«
    Ich konnte ihm keine Informationen darüber geben, weil ich es einfach nicht wusste.
    »Wir wissen, dass Sie mit Olsen ziemlich gut befreundet waren«, sagte Jacob mit einem Seitenblick auf Jan. »Wir wissen alles darüber.«
    Vor meinem inneren Auge sah ich schon kaffeebefleckte körnige Schwarzweißfotos von Christian und mir auf irgendeinem Schreibtisch im Polizeipräsidium liegen.
    »Ich habe Ihnen schon alles gesagt, was ich weiß«, sagte ich. »Was wollen Sie denn noch?«
    »Alex«, versuchte es Jan ruhig und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Reg dich bitte nicht auf.« Dann wandte er sich an Jacob. »Was könnte sie Ihnen sonst noch sagen?«
    »Würden Sie uns bitte einen Moment allein lassen?«, fragte Jacob ungeduldig.
    Es war eine Aufforderung, keine Bitte. Jan schüttelte den Kopf, als wäre ihm unbegreiflich, was hier vor sich ging. »Ich wollte sowieso gerade gehen«, erwiderte er mit eisiger Stimme. Es war das erste Mal, dass ich ihn wütend sah. Er drückte meine Schulter und ließ sich Zeit mit dem Abschied. In aller Ruhe blickte er in den Kühlschrank und nahm sich ein paar Apfelsinen. Jacob guckte böse. »Ich ruf dich später an«, versprach Jan mir und küsste mich auf die Wange. Dann ließ er uns allein. Ich hatte meine Verteidigung verloren. Ich fühlte mich wie ein Quarterback, der kurz davor stand, zu Boden gerissen zu werden.
    Als Jacob die Eingangstür zuklappen hörte, sagte er: »Und nun erzählen Sie mir, was Sie über das Stück wissen.«
    »Malcolm hat es mir gegeben. Ich habe es gelesen und immer wieder vergessen, es zurückzugeben. Dann ist es verschwunden.«
    »Warum hat Christian sich dafür interessiert?«
    »Ich habe keine Ahnung. Es war doch bloß ein Theaterstück.« »Vielleicht nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Schon gut«, sagte Jacob. »Was hat Ahmet zu Ihnen gesagt?«
    »Sie meinen Yassi?«
    Er nickte ungeduldig.
    »Sie wollte das

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